06-16-2025, 11:44 AM
Prolog
Sammy trat ins Sonnenlicht, streckte die Arme weit über den Kopf und atmete tief ein. Seine Arme spannten sich an, als sie dem Himmel entgegenstrebten, seine Schultern glitten nach hinten und rollten. Er fühlte sich lebendig. Er ging die Straße entlang, die Hände in den großzügigen Taschen seines Fleece-Sweatshirts vergraben. Heute war der erste Tag in seinem Leben, an dem er endlich er selbst sein konnte. Heute war der erste Tag, nachdem er sich befreit hatte.
Er bog links ab und ging die Hügel hinunter zum Fluss. Eine pfeifende Brise wehte durch die Bäume, während Sammy ging, und lenkte seine Aufmerksamkeit nach oben, während er beobachtete, wie die Blätter sich um ihn herum bewegten und an dem Laubwerk zerrten. Etwas Neues lag in der Luft, er konnte es fast riechen. Er konnte es fast spüren, als würde sich ihm die ganze Welt öffnen. Sammy blickte sich um und fragte sich, ob seine neue Freiheit einen Preis hatte, den er nicht bedacht hatte.
Joshua war wie immer schlecht gelaunt, als er das Haus verließ. Er trat aus der Seitentür und stand vor den Trümmern seines Mountainbikes. Er seufzte laut und kauerte sich daneben hin. Bis vor Kurzem hatte sich sein ganzes Leben um dieses Bike gedreht. Es war seine Freiheit, sein ganzer Stolz und seine Art, Geschwindigkeit zu finden.
Der Unfall am Tag zuvor war völlig unerwartet gekommen. Ein Felsbrocken genau an der richtigen Stelle, um das Fahrrad in die Luft zu schleudern, ein anderer genau an der richtigen Stelle, gegen den das Fahrrad prallte. Wäre Joshua nicht über den zweiten Felsbrocken gesegelt, wäre auch er zerquetscht worden. Er staunte immer noch darüber, wie sanft er auf der anderen Seite gelandet war und wie offensichtlich er verkrüppelt gewesen wäre, wenn er sich auch noch am Fahrrad festgehalten hätte. Er betrachtete den verbogenen Rahmen, seufzte laut und trat gegen die Überreste seines Fahrrads. Nur ein weiteres verbogenes Teil in seinem verbogenen Leben. Er schob die Hände in die Taschen und ging hinaus auf die Straße.
Kyle verbrachte seinen Morgen auf dem Eis. Er raste über die Bahn, Herz und Lunge rasten, und spürte, wie der Schweiß seine Rippen bedeckte und in sein Unterhemd eindrang. Sein Hockeytrikot war durchnässt, eine Barriere aus Hitze, Kälte und Wind, während er wie wild mit den Beinen strampelte. Aus dem Augenwinkel sah er seinen Vater, der sich wieder mit dem Trainer unterhielt, während er mit dem Rest des Teams die Schnelligkeitsübungen durchführte. Er sah es und stöhnte innerlich auf, spürte, wie die Wut in ihm wuchs.
Kyle liebte das Schlittschuhlaufen, aber es gefiel ihm nicht, dass alle ihn für den nächsten großen Star in der Eishockeygeschichte der Stadt hielten. Für den nächsten Sportstar. Und obwohl das auch sein Traum war, wollte er es lieber nach seinen eigenen Vorstellungen tun. Nicht, um für seinen Vater zu leben. Nicht, weil es der Traum eines anderen war. Für sich selbst zu leben, für seine eigenen Träume, das trieb Kyle an. Kyle senkte den Kopf, verwandelte seine Wut in Energie und gab Vollgas.
Tom kannte einen anderen Morgen. Seine Augen wollten sich nicht öffnen, obwohl der Wecker ihn anpiepte. Er schlüpfte aus seiner Boxershorts und der dicken Bettdecke und streckte die Hand aus, um den Wecker auszuschalten. Er hatte nicht vor, so bald aufzustehen, nicht nach so einer langen Nacht auf der Straße. Nachdem er die Schlummertaste gedrückt hatte, legte er die Hand wieder an sein Gesicht, lächelte und kuschelte sich zurück in sein warmes Bett.
Und dann ließ ihn der kupferne Geruch des Blutes an seiner Hand, das nun neben seinem Gesicht lag, erschaudern, und ihm gefror das Blut. Er setzte sich plötzlich auf, betrachtete seine Hand und das dicke, klebrige, getrocknete Blut darauf und spürte die Angst, als ihm plötzlich klar wurde, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, was er in der Nacht zuvor getan hatte.
Andy wartete im Baum. Seit seiner Kindheit war er sein Ort zum Nachdenken gewesen. Sein Heiligtum in einer Welt, die immer unsinniger wurde. Er saß an seinem Lieblingsplatz, einem breiten Ast, der fast senkrecht zum dicken Stamm der alten Ulme abzweigte, mit dem Rücken zum Stamm. Vom Boden aus war er völlig unsichtbar, doch er konnte die Ereignisse in der kleinen Flussstadt um sich herum beobachten.
Schließlich gehörte das Tal ihm. Niemand wusste so gut, was vor sich ging, wie dieses Kind des Waldes. Fasziniert beobachtete er, wie sich um ihn herum alles zu öffnen begann, wie die Welt aufatmete und aus dem nebligen Tau des Morgens erwachte. Die Zeit war gekommen, das wusste er. Und es war Zeit zu handeln. Schluss mit dem bloßen Verstecken und Beobachten, nicht länger nur das sehen, was andere ignorierten.