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Normale Version: Der Dieb
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Der kalte Novemberwind blies mir ins Gesicht, mit fast nach unten gerichtetem Blick lief ich die Einkaufsstraße entlang um schnell in das hiesige Einkaufszentrum zu kommen. Schnell ging ich durch die Drehtür und hielt erst mal einen Moment inne.
Ich lies erst einmal die Wärme die dort herrschte auf mich wirken, ehe ich die Kapuze meiner Jacke abnahm. Schnell nahm ich einen Rundblick und sah, was ich vermutet hatte: scheinbar die ganze Stadt war unterwegs um ihre Weihnachtsgeschenke einzukaufen.
Ich hatte, Gott sei Dank, dieses Problem nicht mehr. Meine Geschenke für die Eltern und Großeltern hatte ich schon rechtzeitig besorgt.
Wollte mich einfach ein wenig von der vorweihnachtlichen Stimmung gefangen nehmen lassen, aber dass so viele Leute unterwegs waren, hätte ich nicht gedacht.
Schlendernd führte mich mein Weg an den üppig gefüllten Schaufenstern entlang. Hier und da sah ich etwas Interessantes aber ich konnte mich nicht entschließen in eines der Geschäfte zu gehen.
Aber an dem Spielzeugladen blieb ich länger stehen. Nicht die Auslage bewunderte ich, sondern mein Blick ging weit in das Geschäft hinein. Langsam ging ich zum Eingang um dann das Geschäft zu betreten. In einer Reihe sah ich ihn wieder. Ja, das musste er sein, Ich war mir sicher!
Schon einmal bin ich diesem Jungen begegnet. Er sah diesmal aber noch schlimmer aus als vorher. Die Jacke, die er schon vor zwei Wochen trug war noch schmuddeliger und seine braunen Haare hingen ihm auch noch weiter im Gesicht.
Als ich ihm das erste Mal sah, trafen sich unsere Blicke für einen kurzen Moment. Konnte ich seine schwarzen Augen sehen, die mich bis heute nicht mehr losließen. Damals wirkte er gehetzt, flüchtete fast aus dem Supermarkt als er mich anrempelte.
Langsam ging ich weiter, versuchte meinen Blick in die Regale zu richten, um ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten.
Er schaute sich auch diesmal wie gehetzt um. Als er den Blick in meine Richtung lenkte, schaute ich schnell in das Regal vor mir und nahm erst jetzt wahr, in welcher Abteilung ich mich befand. War doch hier alles zu haben, aus der Kinderglücklichmachenden Serie von „Hello Kitty“.
Fassungslos starrte ich immer noch diese irre Katze an, als ich einen leichten Schubs in meinem Rücken merkte. Schon wieder hatte er mich angerempelt auf seiner Flucht. Wieso hatte es dieser Kerl immer so eilig?
Langsam drehte ich mich um, wollte ebenfalls, wenn auch nicht so schnell, das Geschäft wieder verlassen, als ein kreischendes Geräusch mein Ohr erreichte. Hektik brach aus, einige Verkäuferinnen rannten durch die Gänge zum Ausgang.
Als ich dort ankam sah ich, dass sie diesen Jungen festhielten. Sie hatten ihn, jede an einem Arm, gegriffen. Ich blickte ihm in seine schwarzen Augen, als sie ihn an mir vorbeizogen.
Es war die Traurigkeit darin, die mich erschütterte. Ich realisierte erst jetzt, dass er wohl geklaut hatte und beim Verlassen des Geschäftes den Alarm auslöste.
Nie in meinem Leben hatte ich bis jetzt etwas gestohlen. Ich verabscheute es, noch nicht einmal zu den „Mutproben“ lies ich mich hinreißen. Nein, das war nicht mein Fall.
Aber ich hatte es auch nicht nötig zu stehlen, erfüllten mir meine Eltern auch jeden Wunsch, nur nicht den einen, den ich schon Jahre heimlich mit mir rumtrug. Aber einen Bruder oder eine Schwester konnte man nicht einfach stehlen.
Ich wusste nicht, was ich noch machen sollte, in diesem Einkaufstempel, also setzte ich mich erst einmal auf eine Bank und aß eine Tüte gebrannter Mandeln.
Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Ich sah noch immer die traurigen Augen dieses Jungen vor mir. Was würde wohl mit ihm geschehen, wieso hatte er überhaupt gestohlen?
Ich saß noch eine Weile, in meinen Gedanken versunken, als ich kurz aufblickte und er ging an mir vorbei. Es bestand kein Zweifel, die Jacke, die Haare, er war es! Langsam erhob ich mich und folgte ihm.
Er hielt den Kopf gesenkt und steuerte auf den Ausgang zu. Draußen schlug er sich den Jackenkragen hoch, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Ich zog auch schnell meine Kapuze über.
Seine Schritte wurden immer schneller und ich folge ihm im selben Tempo. Das er stehen blieb bekam ich erst mit, als ich voll aufgelaufen war. Der Schreck ging mir durch alle Glieder. Er drehte sich zu mir um und ich sah wieder in diese traurigen Augen.
„Äh, äh, entschuldige“, stammelte ich, „war nicht meine Absicht“ und eine Röte erfasste mein Gesicht, die nicht von der Kälte kam.
„Schon gut“ sagte er leise, drehte sich wieder um und lief weiter.
Was sollte ich nun machen? Einfach weiter hinterhergehen oder umkehren? Ohne es selbst zu merken hatte ich die Verfolgung auch schon wieder aufgenommen.
Diesmal hab ich ihn mit meinen Kopf im Rücken getroffen, den ich wegen des eisigen Windes weit gesenkt hatte.
„Verfolgst du mich?“
Erschrocken sah ich auf und direkt in seine Augen.
„Nein, oh Mann, das tut mir aber leid“, mehr bekam ich nicht raus.
„Pass einfach nur auf, wohin du gehst. Nicht dass du noch einen Alten vor den Bus schubst“, und ein kurzes Lächeln zuckte durch sein Gesicht.
Ich starrte ihn wie gebannt an. Diese Augen und das Haar, was ihm im Gesicht hing ließen mich erschaudern.
„Kann ich dich zu einer Tasse Kaffee einladen?“ Woher hatte ich auf einmal den Mut, einem Fremden eine solche Frage zu stellen.
„Gern“, war seine leise Antwort, die ich kaum verstehen konnte.
„O.K. lass und dort drüben reingehen“, und zeigte auf einen kleinen Bäckerladen.
Wir überquerten die Straße und gingen schnell in das Geschäft. Er stellte sich an einen der Stehtische am Eingang und ich ging zum Tresen und bestellte zwei Kaffee. Nachdem ich bezahlt hatte ging ich mit dem duftenden Gebräu zu ihm an den Tisch.
„Ah, Danke! Ich glaub das tut jetzt gut“, sagte er und machte sich Zucker und Milch in die Tasse. Genau wie ich, ging es mir durch den Kopf.
„Darf ich fragen wie du heißt“, kam es von meinem gegenüber, der die Tasse in beide Hände nahm um sich die Finger zu wärmen.
„Ähh, ich heiße Phillipp“, mehr brachte ich nicht heraus und schaute wie gebannt auf meinen Kaffee.
„Wie darf ich dich nennen“, kam es kaum hörbar aus meinem Mund ohne aufzusehen.
„Sag einfach Marcus“, kam leise von ihm.
Ich sah hoch und direkt in seine Augen. Wieso fesselten sie mich so sehr?
„Wieso hast du vorhin gestohlen?“ Ich wollte es nicht fragen, aber mein Mund war wieder einmal schneller als mein Verstand.
Seine Augen wurden groß, er sah mich irritiert an.
„Ja, du warst das im Spielzeugladen! Ich wusste doch, dass ich dich schon mal gesehen habe“, er war etwas lauter geworden.
Unfreiwillig zuckte ich zusammen und stierte wieder in meinen Kaffee. „Tschuldigung, ich wollte nicht so indiskret sein, aber…“.
„Aber was, spionierst du mir hinterher? Also darauf kann ich verzichten“, wurde er immer lauter, „ich habe ganz andere Probleme um die ich mich kümmern muss! Danke für den Kaffee!“ sagte er noch, drehte sich um und verließ den Laden.
Ich stand da wie ein begossener Pudel. Hatte ich doch nicht beabsichtigt, dass er wütend wird. Ich wollte doch nur etwas von ihm erfahren. Aber mit einer solchen dämlichen Frage hatte ich mich natürlich selbst ins Aus befördert.
Ich war nun mal einfach ein Idiot. Endlich hatte ich mich mal getraut jemanden anzusprechen, und alles endete in eine Katastrophe!
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich wie gerädert. Marcus verfolgte mich auch noch im Traum – oder besser, ich verfolgte ihm und er hasste mich. Immer wieder sah ich seine traurigen Augen, die mir zu verstehen gaben, ihn in Ruhe zu lassen.
Ziemlich schlecht gelaunt ging ich in die Küche um zu frühstücken. Meine Eltern waren schon zur Arbeit, wie immer. Der Appetit war entweder noch nicht gekommen, oder ich war schon satt. Also schnappte ich meine Sachen, zog mich warm an und machte mich auf den Weg zur Schule.
Auf dem Schulhof ging ich zu unserer kleinen Gruppe, die sich immer an einer hinteren Ecke traf. Iris, Jan, Maik, Steffen und Klaudia begrüßten mich herzlich wie immer. Ja, man konnte sagen, dass diese fünf meine besten Freunde sind. Schon seit der Grundschule waren wir in einer Klasse und haben schon viel unternommen.
„Hoffentlich hat die alte Müller vergessen, dass sie den Test heute nachschreiben lassen will“, sagt Maik und schaut sich in der Runde um.
Oh, Gott, den Test in Mathe hab ich ganz vergessen! Na gut, beim ersten Mal hat es bei mir ganz gut geklappt, der Rest der Klasse hat ihn total versaut. Eigentlich bin ich ein guter Schüler, es fällt mir leicht etwas zu begreifen und zu verstehen, vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern. Kunst und Musik sind nicht so meine Sache, auch Sport geht nur teilweise.
„Also, wenn du denkst, dass die alte Schachtel so was vergisst, dann bist du aber schief gewickelt“, kam es aus der Ecke von Jan.
„Die kommt doch noch mit vierzig Fieber in die Penne um uns zu ärgern.“
„Na zumindest Phillipp brauch sich darüber keine Sorgen zu machen, der macht doch sowieso alles mit links“, warf Iris ein und alle schauten zu mir. Ich war mit meinen Gedanken aber schon wieder ganz woanders.
Ich sah die traurigen Augen von Marcus vor mir und wie er mich anschrie, sich einfach umdrehte und fortlief. Klaudia stupste mich am Arm und ich kam wieder in die reale Welt zurück.
„Hab ich was verpasst“, fragte ich unschuldig.
Alle fingen an zu lachen. „Hat der kleine mal wieder gepennt“, kam es von allen gleichzeitig, wie eingeübt.
Gut, sie hatten ja auch viele Möglichkeiten es zu proben. Es war mir peinlich, aber in letzter Zeit gingen mir immer Gedanken durch den Kopf und dabei schaltete ich regelmäßig ab.
„Was denn, darf man nicht mal nachdenken? Also, was ist los“, wollte ich wissen.
„Na, der Mathe – Test heute. Die Müller hat die Messer schon gewetzt. Da wird wieder viel Blut fließen“, setzte Maik nach.
„Also, wenn ihr mich fragt, ich glaube das wird genauso wie beim ersten Mal. Wie war das doch gleich? Eine eins, zwei fünfen und der Rest hat die Sechser unter sich aufgeteilt. Nur gut, dass die noch welche gefunden haben, sonst wären einige leer ausgegangen!“ sagte Klaudia.
Lachend gingen wir in die Schule, um sich dem Schicksal zu fügen. Natürlich hat unser guter Mathematikgeist den Test nicht vergessen! Eigentlich fand ich den Test, wie schon beim ersten Mal, nicht sonderlich schwer. Wie immer war ich der erste der fertig war. Ich stand auf, gab den Zettel ab und verlies die Klasse, um mich auf dem Pausenhof in unsere Ecke zu verkriechen.
Von hier aus konnte man einen Blick auf die Straße werfen, auch den Fußweg hatte man direkt neben dem Zaun. Ich stand da und hatte mir gerade eine Zigarette angesteckt als ich den Weg hinuntersah.
>Ich fass es nicht! < Meine Gedanken machten Überschläge! Da kam Marcus den Weg entlang. Hat der denn keine Schule, wollte ich mich zuerst fragen. Aber ich verdrängte den Gedanken und stellte mich dicht an den Zaun.
„He, du hier?“, fragte er mich.
Ja, er erkannte mich wieder und der Zwischenfall von gestern war wohl auch vergessen, hoffte ich zumindest. Schließlich hatte er mich angesprochen!
„Ja, was machst du hier zu dieser Zeit? Keine Schule oder was?“, ich sollte wieder mal erst denken und nicht gleich drauflosreden! Ich biss mir auf die Lippen, aber der Satz war schon raus.
„Nein, wir habe Ausfall“, war seine knappe Antwort. Sah ich da eine leichte Röte in seinem Gesicht?
„Hast du auch eine für mich?“ und zeigte auf meine Zigarette. „Klar“, und zog meine Schachtel raus um sie ihm über den Zaun zu reichen. Feuer gab ich ihm auch und er machte einen tiefen Zug.
Mist! Mein Handy vibrierte in meiner Innentasche. Ich zog es schnell raus und las die SMS. >wie ist die lösung von aufgabe 3<. Jan ist in solchen Sachen ziemlich locker drauf. Ich tippe schnell die Antwort und steckte das Handy wieder in die Tasche.
„Sorry, eine Notfallsituation. Wir schreiben gerade eine Mathearbeit und ein Freund brauchte dringend eine Inspiration“, sagte ich wieder zu Marcus gewandt. Ich sah ihm direkt in die wunderschönen Augen, die heute auch wieder ein leichtes Lächeln hatten.
„Wäre froh, wenn ich auch so einen Freund hätte“, sagte er leise, den Blick nach unten gerichtet. Ich musterte ihn ein wenig genauer. Die gleiche Jacke wie gestern, obwohl es heute noch kälter war. Die langen Haare hingen wieder im Gesicht.
„Wie, du hast keine Freunde?“ erst denken!
„Na, ja…, ach ist ja nicht so wichtig“, sein Blick hob sich und er sah einige Leute von der Schule, die den Weg zu mir eingeschlagen hatten und näher kamen.
„Ich muss los, danke für die Kippe, mach ich mal wieder gut“, drehte sich um und ging.
Ich sah ihn noch, soweit es ging hinterher und dann hatten mich meine Freunde auch schon erreicht.
„Wer war das denn“, wollte Jan wissen, und steckte sich eine Zigarette in den Mund.
„Ach, dem bin ich gestern zufällig über den Weg gelaufen“, ließ meine Kippe fallen und trat sie gedankenversunken aus.
„Der hat bestimmt auch schon mal bessere Tage erlebt“, meinte Iris nur und die Gespräche drehten sich wieder um den Mathe Test.
Ich nahm wieder mal alles nicht wahr. Erst ein „Hat der kleine mal wieder gepennt“, fünf Kehlen rissen mich aus meinen Gedanken. Verstört blickte ich in die Gesichter meiner Freunde und musste nun auch über mich lachen.
Der Rest des Tages ging schnell vorüber und zum Nachmittag war ich wieder zu Hause. Ich lies mich auf mein Bett fallen und dachte nach. Was fasziniert mich an diesem Markus? Wieso mache ich mir so viele Gedanken um ihn? Im Geist sah ich wieder seine Augen vor mir, die langen Haare in seinem Gesicht…
Ich muss wohl etwas eingeschlafen sein. Von unten hörte ich ein Rufen. Meine Eltern waren also da. Schnell rannte ich die Treppen herunter und begrüßte sie. Meine Mutter war mit der Essenszubereitung beschäftigt, mein Vater saß in der Wohnstube und las die Zeitung.
„Habt ihr schon gehört, dass sie einen Seriendieb festgenommen haben, ganz in unserer Nähe“, fragte mein Vater laut und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Sofort dachte ich an Marcus! Aber das kann nicht sein, das darf nicht sein!
„Der Typ hat massenweise Häuser aufgebrochen und das Zeug zum Teil über eBay verschleudert. Da haben sie ihn geschnappt. Wie kann man auch nur so doof sein, und das Diebesgut an den Besitzer zu versteigern“, sagte mein Vater laut lachend.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, es war nicht Marcus. Jedenfalls schätzte ich ihn nicht so ein. Aber wieso war ich so erleichtert. Wieso ging mir die Sache nicht am Arsch vorbei? Was wusste ich denn schon von ihm?
Beim Abendessen gingen mir unzählige Sachen durch den Kopf. Ich sprach noch weniger, als schon die letzten Wochen zuvor. Schnell verabschiedete ich mich – mit dem Hinweis noch was für die Schule machen zu müssen.
In meinem Zimmer setzte ich mich an den PC und ging mein Postfach durch. Schnell ein paar Mails beantworten um dann noch ein paar aktuelle Videos anzuschauen. Aber ich war nicht richtig bei der Sache. Immer und immer wieder schlich sich Marcus in meine Gedanken.
Was ist denn verdammt noch mal los mit mir? Ich schüttelte heftig den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben. Vielleicht hilft ja auch eine Dusche. Schnell schaltete ich das Gerät aus, schnappte mir neue Wäsche um dann in mein Bad zu gehen.
Nein, ich werde nicht duschen, ein wohliges Bad ist besser. Prüfend hielt ich die Hand unter das einlaufende Wasser und korrigierte noch einmal die Temperatur. Ich wollte es heute besonders warm haben. Noch etwas Badeschaum dazu und fertig ist das Entspannungsbad.
Langsam lies ich mich in die Wanne gleiten, das warme Wasser hüllte meinen Körper sanft ein. Ich schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken. Aber falsch gedacht. Vor meinem inneren Auge sah ich Marcus, seine Augen seine Haare…
Ich sah nur ihn und steigerte mich langsam zu Höhepunkt. Was mach ich da eigentlich?! Ich hole mir einen runter und hab Marcus vor Augen! Das darf doch nicht wahr sein! Aber es war nicht mehr zu vermeiden, ich kam wie nie zuvor!
Es dauerte ziemlich lange, bis ich wieder normal atmen konnte. So einen Abgang hab ich noch nie erlebt. Mein Herz hatte regelrechte Aussetzer gehabt. Und alles nur, weil ich mir vorstellte, es mit diesem Jungen zu machen.
Verwirrt hielt ich noch meinen, langsam zur Normalgröße zurückkehrenden, Schwanz in der Hand. Ich wusste nicht, wie ich diese Sache einzuordnen hatte. Bisher hab ich mir noch nie Gedanken um meine sexuelle Orientierung gemacht.
Ich bin, glaubte ich zumindest, wie alle Jungen in meinem Alter. Man muss den jugendlichen Hormonen freien Lauf lassen, zumindest einmal am Tag. Aber bisher hatte ich nur meinen eigenen Körper dabei betrachtet.
Und nun Marcus! Wie soll ich das verstehen? Verwirrt stieg ich aus der Wanne. Trocknete mich mechanisch ab und zog die bereitgelegten Sachen an. Ich war fest entschlossen, dass das eine einmalige Aktion war. Ich durfte doch beim wichsen nicht an andere Jungen denken.
In dieser Nacht schlief ich schlecht. Ständig machte ich mir Vorwürfe. Aber da war auch dieses unheimlich starke Gefühl, etwas Richtiges zu machen. Etwas, was ich bisher vielleicht immer verdrängt hatte. War ich etwa doch anders?
Es war nun schon Anfang Dezember. Ich war mit meinen Eltern im Einkaufszentrum unterwegs, sie wollten noch etwas für mich besorgen, das ich mir selber aussuchen konnte. Ich wusste aber nicht, was ich nehmen sollte, also fiel meine Wahl auf schöne warme Sachen.
Eine schöne extrawarme Jacke und eine Thermojeans waren meine Favoriten, die dann auch genommen wurden. Letztendlich schlenderten wir noch an den verschiedenen, weihnachtlichen Ständen vorbei, wobei ich mir wieder eine Tüte gebrannter Mandeln leistete.
Das Gedränge war ganz schön, aber da konnte ich ihn sehen! Marcus stand mit einem kleinen Mädchen an der Hand in einer Nische und schien die Leute zu beobachten.
Vorsichtig schob ich mich in die Richtung.
„Hallo, du hier?“ fragte ich ihm.
Er hatte mich wohl nicht gesehen und bekam einen Schreck, was für mich ein niedlicher(?) Anblick war.
„Ja…, ich.. ich… ich bin mit meiner kleinen Schwester einkaufen“, stammelte er leise.
Das kleine Mädchen sah mich groß an.
„Markus, wer ist denn das“, fragte sie mit einer piepsigen Stimme.
„Ähm, das, das ist ein Freund, hab ihn lange schon nicht mehr gesehen. Und nun sei still du kleiner Zwerg“.
Hörte ich da richtig, er bezeichnete mich als Freund? Wäre es mir recht, ihn als Freund zu haben? Ich musterte ihn schnell. Immer noch die viel zu dünne Jacke, die in der Zwischenzeit nicht sauberer geworden ist. Wenigstens seine Schwester schien warme Sachen anzuhaben.
„Kommst du, Phillipp“, hörte ich in meinem Rücken Paps sagen. Auch er schaute auf Markus. Bestimmt wird er sich wunden, was ich für Leute kenne.
„Ja, komme gleich“, sagte ich zu ihm, „bis bald mal“ und gab Marcus die Hand, die er auch ergriff.
Kalt waren seine Finger. Ein kurzer Blick in seine traurigen Augen verriet mir, dass da etwas nicht stimmen konnte.
„Alles in Ordnung“, fragte ich ihn.
„Ja, alles O.K.“, kam es leise zurück. Noch immer hielt ich seine Hand, die er nun versuchte zurückzuziehen. Ich lies es nicht zu, sah direkt in seine Augen.
„Was ist los, kann ich helfen?“
Mir schnürte es fast die Kehle zu, als ich diesen hoffnungslosen Blick sah.
„Marcus, kann er etwas besorgen“, fragte seine Schwester und sah mich an. Auch sie hatte dieselben schwarzen Augen wie ihr Bruder.
„Was kann ich besorgen“, fragte ich wieder an Markus gewandt.
„Ach nichts, ist schon gut, wir müssen weiter“, und er entzog sich meiner Hand, drehte sich um und ging los, seine Schwester hinter sich herziehend. Sie sah mich mit großen Augen an. Sah ich da eine Träne ihre Wangen runter laufen?
Ich war mir ganz sicher, da stimmt etwas nicht, aber was sollte ich machen? Ich traute mich nicht, mit meinen Eltern darüber zu reden. Schon gar nicht kurz vor Weihnachten. Sie hatten auch so schon genug Sorgen auf der Arbeit. Heute habe ich sie endlich mal wieder lachen gesehen. Diese Stimmung durfte ich nicht mit meinen Sorgen um einen Fremden Jungen zerstören.
Als ich wieder Anschluss zu meinen Eltern hatte drehte sich Paps um.
„Wer war denn das?“
„Äh, äh, den hab ich durch Zufall kennengelernt, ist nicht weiter wichtig.“
„Was ist nicht weiter wichtig“, fragte meine Mutter, die sich erst jetzt umdrehte.
„Ich glaube, so wie unser Sohn aussieht, sollten wir uns einen Kaffee gönnen und mal miteinander reden“, sagte mein Vater, nahm mich an die Hand und zog mich in ein Bistro.
Ich muss wohl nach dem Zusammentreffen mit Marcus einen total abwesenden Gesichtsausdruck gehabt haben. Also setzten wir uns an einen gerade freiwerdenden Tisch und bestellten drei Kaffee.
„Also Junge, raus mit der Sprache. Wer war das nun?“
Ich wusste nicht, ob ich alles erzählen sollte, ob ich es durfte. Aber ich fasste mir ein Herz und erzählte alles, was ich von ihm wusste. Es war nicht viel. Der Diebstahl, die viel zu dünne und immer gleiche Jacke und das er scheinbar die Schule schwänzte.
Meine Eltern hörten genau zu, hingen förmlich an meinen Lippen.
„Ich bin mir sicher, dass da etwas nicht stimmt. Seine Schwester sah auch total verzweifelt aus“, beendete ich meine Erzählung. Mein Vater musterte mich genau.
„Er bedeutet dir etwas, obwohl du ihn erst kurz und fast gar nicht kennst, oder?“
Ich wurde rot im Gesicht. Hatte mein Vater etwas gemerkt? Wusste er vielleicht mehr, als ich mir selbst zugestehen wollte?
„Ja“, war meine kurze leise Antwort und senkte den Bick auf meinen Kaffee, den ich noch nicht angerührt habe.
„Willst du ihm helfen, falls er Hilfe braucht? Was meinst du. Wie schätzt du ihn ein. Ist er ehrlich? Das klauen soll nicht heißen, dass er schlecht ist. Es gibt für diese Handlung vielleicht auch einen Grund, den du nicht kennst.“
Erstaunt sah ich zu meinen Vater. Mutti nickte nachdenklich.
„Ich würde schon gern helfen, wenn es was zu helfen gibt. Und ich glaube er ist ehrlich“, sprach ich zu meine Eltern. Wieder wurde ich leicht rot.
„Also gut, such ihn, rede mit ihm und dann gib Bescheid, falls es etwas Ernstes ist. Wir fahren schon nach Haus. Bitte sei spätestens um 19 Uhr zurück.“
Wir standen auf, ich drückte meine Eltern, ein leises „danke“ sagte ich zum Abschied.
Wo verdammt noch mal sollte ich suchen? Ich hatte noch 2 Stunden Zeit sie zu finden, aber bei der Größe des Konsumtempels war es nicht so einfach. Ziellos irrte ich durch die Gänge, in jedes Gesicht schauend. Könnte er nicht bitteschön irgendwo auftauchen? Ist er überhaupt noch hier? Ich machte mir selber Mut. Ich musste ihn finden!
„He, Phillipp“, hörte ich eine Stimme hinter mir sagen.
In froher Erwartung drehte ich mich um, sah aber nur Jan.
„Was ist“, fragte er, meinen enttäuschenden Blick konnte ich nicht verbergen.
„Ach ich dachte es wäre jemand anderes“, Unmut machte sich in mir breit.
„Du siehst aus, als ob du einen Kaffee gebrauchen könntest, komm da drüben sind ein paar Plätze frei.“
Sprach er und marschierte in die Richtung, mich hinter herziehend. Nachdem er uns mit Kaffee versorgt hatte schaute er mich fragend an.
„Auf der Suche nach deiner großen Liebe?“, grinste er mich an.
Was hatte ich nur an mir, dass alle Leute denken ich wäre verliebt?
„Nein, ich suche jemand, den ich kennengelernt habe. Es ist nicht meine große Liebe, es ist ein Junge und seine kleine Schwester.“
Er zog die Augenbrauen hoch, „Also auf mich machst du einen anderen Eindruck. Aber ist schon gut, ich will dich ja nicht in Verlegenheit bringen. Danke nochmals für die Lösung heute. Ich hoffe doch, dass du die Aufgabe richtig hattest“.
Wie konnte es sein, dass er so über mich dachte? Hab ich wirklich etwas Verliebtes im Blick, was mir selbst entgeht?
„Hat der kleine mal wieder gepennt“, riss er mich aus meinen Grübeleien.
Jan sah mich lachend an und zeigte auf die andere Seite des Ganges. Dort stand ein Junge mit einem kleinen Mädchen an der Hand, das auf mich zeigte.
„Tschuldigung ich muss…“ und riss beim aufstehen fast die Tassen um. Den verwunderten Blick in meinem Rücken, nahm ich nicht mehr wahr.
Schnell lief ich über den Gang, nicht ohne den einen oder anderen anzurempeln.
„Hallo, da bist du ja, ich habe dich schon gesucht“, platzte es aus mir heraus als ich Marcus gegenüberstand.
„Wie, du hast mich gesucht?“, ich konnte sein Fragezeichen, was ihm im Gesicht stand deutlich sehen.
„Ähm, können wir kurz miteinander reden?“
Hoffnungsvoll schaute ich ihn an. „Was willst du denn mit mir reden“, die Traurigkeit in seinen Blick jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
„Komm, nicht hier. Gehen wir an einen ruhigeren Ort“, und zog ihn mit nach draußen.
An einem Stand blieben wir stehen. „Möchtet ihr eine heiße Waffel und einen Tee?“, fragte ich die beiden.
„Ja, toll und dazu einen Kakao“, sagte die kleine mit leuchtenden Augen zu mir.
Marcus zog unschlüssig die Schultern hoch, „weis nicht, ich hab kein Geld mit“, so leise, dass ich kaum verstehen konnte.
„He, ich geb es euch aus. Also du eine Waffel und einen Kakao und Markus, dasselbe?“
Er nickte leicht. Am Stand bestellte ich die Sachen für uns und nahm für mich noch eine Tüte gebrannter Mandeln. Ist zwar heute schon die zweite, aber meiner Figur würde es nicht schaden. Wir stellten uns an einen Tisch abseits der Menschenmassen und die Kleine aß mit Freude, Marcus nippte nur an seinem heißen Getränk.
Jetzt erst merkte ich, dass er ja nur seine dünne Jacke anhatte, er würde wahrscheinlich wieder frieren.
„Wollen wir wieder ins Warme gehen?“, ich hatte das Gefühl, als ob er schon zitterte.
„Nein, geht schon“, leise und mit gesenktem Kopf sprach er.
„Was wolltest du denn von mir“, fragend schaute er mich an.
„Na ja, ich weis nicht wie ich sagen soll, aber es scheint, als ob du Probleme hättest. Ich könnte euch helfen, wenn du es möchtest“.
Er blickte mir in die Augen, zweifelnd, ob ich es ernst meine.
„Hörst du, er kann uns helfen, Markus bitte. Wo sollen wir denn sonst hin“, mischte sich seine Schwester ins Gespräch ein.
Sie sah flehend zu ihrem großen Bruder auf, der noch unschlüssig dastand.
„Was, wo ihr hinsollt? Was ist los, komm rede.“
Ich legte meine Hand auf seinen Unterarm um dem gesagtem noch etwas Nachdruck zu verleihen. Er sah mich wieder mit diesen hoffnungslosen Augen an. Ich sah in seinem Gesicht den Kampf, den er mit sich selbst ausfocht. Plötzlich tropfte eine Träne aus seinem Auge.
Oh Mann, dachte ich, das muss aber ernst sein. Dieser traurige Blick bestätigte meine Absicht: Ich werde mich mit aller Kraft für die beiden einsetzen! Aber wie sollte ich ihn zum Reden bringen?
„Meinst du es wirklich ernst, oder willst du uns nur verarschen?“
Ungewöhnlicher Ernst sprach aus seiner Mimik, die Stimme klang zittrig. Es lief mir kalt den Rücken runter.
„Ich meine es ernst, du kannst dich darauf verlassen! Aber du musst mir sagen was los ist, O.K.?“
Nun schauten seine Schwester und ich ihn abwartend an.
„Bitte Marcus, erzähl es ihm. Er wird uns helfen. Das tust du doch, oder?“, und sah mich an.
Ich nickte ihr zu und wendete meinen Blick wieder Marcus zu. Der zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und trocknete sich die Augen.
„Also“, sprach er sehr leise, „ich werde es dir sagen, aber nicht hier. Mir ist kalt, ich muss ins Warme.“
Wie lange standen wir denn schon in dieser Schweinekälte? Erst jetzt merkte ich, dass er richtig zitterte. Alle drei betraten wir den Konsumtempel wieder. Ich lief vorneweg und suchte ein Geschäft in dem man etwas Heißes zu trinken bekam, aber vor allem ein ungestörtes Plätzchen frei war.
In einem amerikanischen Schnellrestaurant wurde ich fündig, eine abgeschiedene Ecke war frei und wir besetzten sie sogleich.
„Sag mal, wie heißt du denn eigentlich?“
Marcus Schwester sah mich mit groß an.
„Ich bin die Mia und schon fünf Jahre alt.“
„Ah ja, Mia. Hast du noch Hunger oder Durst?“
„Oh, ja, wenn ich mir etwas aussuchen darf….?“, freudig schaute sie mich an.
„Mia!“, mischte sich Marcus ein und zog seine Schwester zu sich um ihr ins Ohr zu sagen „wir haben kein Geld. Phillipp hat uns schon etwas gekauft. Das reicht jetzt!“, und sah sie mit einem strengen Blick an.
Ihre Miene verfinsterte sich schlagartig. Den letzten Teil des Satzes sollte ich wohl nicht mitbekommen, denn er sprach sehr leise, aber meine Ohren sind noch nicht Kopfhörergeschädigt.
„Komm Mia, wir gehen etwas holen, in der Zwischenzeit kann sich dein Bruder überlegen, was er sagen will“, nahm sie an die Hand und zog sie mit mir.
„Halt die Plätze frei“, sagte ich noch zu Marcus der leicht nickte und dann seinen Kopf zum Tisch senkte. Mann, der ist ja voll von der Rolle.
„Mia, such dir etwas aus“, ich sah ihr strahlendes Gesicht.
„Oh, oh darf ich wirklich… also, also ich, ich würde gern etwas nehmen mit Spielzeug dazu… wenn ich darf“, ihr Blick ließ mich einen Moment in einen Abgrund stürzen.
Diese strahlenden Augen, die die meinen fixierten. Ich hatte das Gefühl, für sie verantwortlich zu sein. Und ich fühlte mich in diesem Moment gut!
„Hast du großen Hunger“, fragte ich Mia.
„Ja, ich hab bis jetzt nur die Waffel gegessen“, und ihr Kopf wandte sich der Auslage zu, in dem das Billigplastikzeugs lag, was diese Rinderhackbräter in ihren Kindermenüs zum Kaufanreiz zugeben.
„Sag mal, hat Marcus heute auch noch nicht mehr gegessen?“, sie drehte sich zu mir um und schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Was möchtest du trinken?“
„Ich möchte eine Cola, wenn ich darf“, und drehte sich wieder zu der Auslage, um nochmals ihre Spielzeugauswahl zu überdenken.
Ich bestellte ein Kindermenü mit einer zusätzlichen Portion Pommes, für Marcus das größte belegte Brötchen im Sortiment, ebenfalls mit einer großen Portion Pommes, für mich ein etwas kleineres Brötchen und zwei Kaffee. Trinkt er überhaupt Kaffee? Na, wenn nicht, werde ich noch was anderes holen.
Mia hatte es endlich auch geschafft, der freundlichen Bedienung zu sagen, welches Spielzeug sie gern hätte. Also hatten wir noch etwas Zeit, bis die Brätlinge, die über dem offenen Feuer gegrillt wurden, fertig waren.
„Sag mal Mia, ihr seid hier nicht oft, oder?“ Sie schaute mich mit ihren schwarzen Augen an, unweigerlich sah ich die von Marcus vor mir.
„Früher, als Papa noch da war, waren wir öfter hier.“
Ihr Blick wurde wieder traurig und es bahnte sich eine Träne aus ihrem Auge, die über ihre Wange lief. Mist, was hab ich denn da nur angestellt? Wie konnte ich sie wieder aufmuntern? Aber die freundliche Bedienung hatte wohl die Kleine beobachtet und gerufen.
„Hallo kleines Fräulein, Hier kannst du schon mal dein Spielzeug haben“, und reichte es ihr.
Im nu waren die Tränen vergessen und ein breites Lachen machte sie wieder zu einem hübschen Mädchen. Die Bedienung hatte alle bestellten Sachen zusammen auf ein Tablett gestellt und ich zückte meine Brieftasche.
Na, viel Taschengeld würde für den Rest des Monats nicht überbleiben, aber das Lachen der kleinen Mia war es wert. Wir bahnten uns den Weg zu unserem Platz zurück, an dem Marcus immer noch mit gesenktem Kopf saß.
Ich stellte das Tablett auf den Tisch und Mia krabbelte auf den Stuhl neben Marcus. Sie knuffte ihm in die Seite, schließlich wollte sie ihm ihr Spielzeug zeigen. Er hob den Kopf und ich konnte Tränen sehen, die er versuchte schnell mit dem Taschentuch wegzuwischen. Er sah, was ich alles geholt hatte und blickte mich fragend an.
„Ist schon gut, ihr seid eingeladen, trink erst mal deinen Kaffee. Trinkst du doch oder?“
Ein leichtes nicken kam von ihm. Mia packte ihre Tüte mit dem Menü aus und stellte überrascht fest, dass sich noch ein Spielzeug in ihr befand. Strahlend sah sie abwechselnd von mir zu Marcus hin und her. Diese strahlende Freude entlockte ihm auch ein kurzes Lächeln.
Ich stand noch einmal kurz auf, den Blick der Verkäuferin suchend, die ihn auch erwiderte und machte eine dankende Bewegung. Sie lächelte mich an und hielt verschwörerisch den Finger vor den Mund.
Ich nahm meinen Kaffee und machte einen kleinen Schluck.
„Marcus, nimm dir, es ist für dich! Iss erst mal. Du hast sicher Hunger.“
„Danke“, sagte er sehr leise und nahm sich sein Brötchen vor.
Ich stand noch mal auf und ging zu Mia, Vorsichtig zog ich ihr den Reißverschluss ihrer Jacke auf, um dann erst den einen Ärmel auszuziehen, in deren Hand keine Pommes waren. Übergangslos wechselte sie die Pommes essende Hand, so dass ich auch die ganze Jacke ausziehen konnte.
„Marcus, zieh auch deine Jacke aus, sonst wird es nachher ziemlich kalt“.
Er stand auf und zog sich seine Jacke aus, die er über die Stuhllehne hing. Ich schaute ihn an und erschrak. Hatte er doch unter dieser dünnen Jacke nur ein T Shirt drunter. Mein Blick fixierte nun Mia.
Sicher hatte sie eine dickere Jacke an, aber der Pullover war eine Speisekarte der letzen Woche, oder Wochen? So wie sie beide das Essen verschlangen….
„Markus, was ist passiert, wie kann ich euch helfen?“
Er rückte ein Stück nach vorn, sicher sollte Mia unser Gespräch nicht mitbekommen.
„Also, ähm, äh, ich weis nicht wie ich anfangen soll…“, „am besten von vorn“, schnitt ich ihm das Wort ab. Mann, erst denken dann reden, sagte ich zu mir selbst.
„Also, vor einem Jahr ist unser Vater verschwunden. Ich weis nicht aus welchem Grund, aber plötzlich war er nicht mehr da.“
„Rede bitte etwas lauter“, sagte ich zu ihm, er war wirklich kaum zu verstehen.
„Ja.. ja, also dann waren wir nur noch mit unserer Mutter allein. Die erste Zeit ging alles gut, bis sie anfing, den Schmerz nicht mehr auszuhalten. Sie begann zu trinken. Erst nur wenig, dann wurde es mit der Zeit immer schlimmer. Schließlich verlor sie ihren Job und wir hatten nur noch Harz IV. Sie begann unsere Ersparnisse in Alkohol umzumünzen, selbst Mias Sparschwein musste dran glaub…“, er musste sich erst mal die Nase putzen.
Schnell zog ich eine Packung Tempo aus der Tasche und reichte sie ihm, die er wortlos annahm. Als er seine Tränen weggewischt hatte sah er erst mal zu Mia. Sie war noch bei ihrer großen Portion Pommes und im Spielen vertieft.
„Irgendwann war kein Geld mehr im Haus. Sie verscheuerte alles, was sich irgendwie in Alk umsetzen ließ. Und wir waren nur ihre Fußabtreter, an denen sie ihren Frust ablassen konnte. Tschuldige, ein kleinen Mom…“, und er hielt sich wieder das Taschentuch vors Gesicht.
Mia schaute ihren großen Bruder an und legte sanft ihre kleine Hand auf seinen Arm. Ich habe noch nie einen so traurigen Blick bei einem kleinen Mädchen gesehen wie jetzt…. Ich spürte, dass sie viele Sachen gemeinsam durchmachen mussten. Gern hätte ich die beiden in den Arm genommen, aber ich saß wie angenagelt auf meinem Stuhl.
„Und als gar nichts mehr da war, hat sie angefangen uns nur noch zu beschimpfen und das restliche Geld auch noch versoffen. Und dann hat sie uns heute…. heute rausgeschmissen…. Und nun wissen wir nicht wohi.…“, er drehte sich zu Mia und nahm sie in den Arm.
Beide weinten und mir schnürte es die Kehle zu. Ich stand wie traumatisiert auf, ging um den Tisch und nahm beide in den Arm. Deutlich merkte ich das schluchzen und zittern der beiden, da konnte mir selbst nicht mehr verbieten mitzuweinen.
„Ich helfe euch!“, sagte ich nach einer Weile, „und ich bin sicher, dass euch meine Eltern auch helfen werden“, sagte ich mit brüchiger Stimme.
„Sorry, ich muss mal kurz weg“, schnell löste ich mich von den beiden, zog mein Reservetaschentuch aus der Jackentasche und trocknete erst mal meine Tränen.
Ich lief aus dem Frittenstudio, ohne dass ich die anderen Leute wahrnahm. Es war mir auch egal, es war mir scheißegal wer mich in diesem Zustand sah. Ich wollte und musste handeln, JETZT! Für Mia und Markus…
Kurzwahltaste gedrückt und einen Moment warten.
„Hallo, hier bei Bois“, meine Mutter!
„Ma, Ich brauch euch“, weinte ich ins Telefon. „Phillipp? Phillipp! Ist dir etwas Passiert? Junge, rede doch…“
„Nein, mir ist nichts passiert, aber Marcus….“
„Bist du noch im Einkaufszentrum?“
„Ja“, hauchte ich ins Telefon.
„Bleibt da, wir kommen!“, schon war nur noch ein tuten zu hören. Wie paralysiert steckte ich das Handy ein und bewegte mich automatisch zum Frittenbräter zurück, wo ich Markus und Mia immer noch umarmt sitzen sah.
Ich ging auf sie zu und nahm sie wieder in den Arm.
„He, es wird alles gut. Meine Eltern kommen, sie werden euch helfen, sicher, ganz sicher!“
Markus nahm den Kopf etwas zurück, so, dass er mich sehen konnte. Ich sah seine gebrochenen und Tränenvollen Augen.
„Danke …“, seine Stimme versagte wieder und er drückte seinen Kopf an Mia und mich.
„Hallo, was ist?“, hörte ich die leise Stimme meines Vaters nahe am Ohr. Endlich! Wie lange hatte ich schon darauf gewartet!
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Endlich konnte ich meine Probleme, und die von den zweien, abgeben. Ich wollte helfen, aber ich sah auch ein, dass ich mit meinen kaum sechzehn Jahren der Situation nicht gewachsen war.
„Paps, ihr müsst den beiden helfen“, flehte ich ihn an.
„Da kannst du dich drauf verlassen, mein Sohn!“
Noch nie habe ich meinen Vater so entschlossen reden hören. Nun wusste ich, dass es gut enden würde, egal was noch kommt. Wir lösten uns aus der Umarmung und sahen uns alle drei mit tränenverhangenen Augen an. Ich nickte leicht und Mia und Markus verstanden, dass es richtig war, meine Eltern zu rufen.
Mutti kümmerte sich um Mia, zog ihr die Jacke an und redete beruhigend auf sie ein. Ich zog mich und Markus hoch und reichte ihm seine Jacke, die auf dem Boden lag. Mein Vater legte seinen Arm um ihn und ging mit meiner Mutter und Mia zum Ausgang.
Ich stand noch, nahm dann einen anderen Weg nach draußen um das Tablett zur Ablage zu bringen, der mich aber auch am Ausgabeschalter des Restaurants vorbeiführte und sah die Verkäuferin.
„Sind das deine Geschwister?“, fragte sie mich im vorbeigehen.
„Nein, leider nicht…“ konnte ich nur mit tränenerstickter Stimme sagen.
Am Auto, das mein Vater wohl der Eile wegen auf einen Behindertenparkplatz abgestellt hatte, sah ich noch, wie die hinteren Türen geschlossen wurden. Meine Mutter saß in der Mitte und hatte die Arme um sie gelegt. Somit musste ich vorne einsteigen, was mir nicht unrecht war, noch hörte ich leichtes schluchzen.
Papa schaute mich mit einem aufmunternden Lächeln an, „hast alles richtig gemacht“.
Nur leicht nickte ich mit meinem Kopf und sah aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen. Die Bilder verschwammen wieder vor meinen Augen. Zu Hause angekommen stiegen wir alle aus, ich vornweg und schloss die Haustür auf.
Auf der Treppe zum oberen Stockwerk sah ich die große Tüte mit meinen Sachen, die ich gekauft hatte. Marcus und Mia wurden von Mama und Papa ins Haus gebracht und durch die Wohnzimmertür geschoben.
„Phillipp, geh bitte erst in dein Zimmer, wir wollen erst mit ihnen allein reden. Sei so lieb!“
Es war keine Bitte sondern eine Aufforderung, der ich mich zu beugen hatte. So gern wollte ich in der Nähe von Marcus und Mia sein. Ich war mir aber sicher, dass meine Eltern schon wussten, was sie zu tun hatten.
Ich schnappte mir die Tüte mit meinen neuen Sachen und ging langsam in mein Zimmer. Dort musste ich mich erst einmal auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch setzen. Die Ereignisse, die sich in den letzten Sunden zugetragen hatten gingen mir durch den Kopf.
Vor meinem geistigen Auge sah ich Mia und Marcus mit ihren traurigen Augen. Schon wieder drückten meine Tränen und bahnten sich einen Weg ins Freie.
Irgendwann klingelte mein Telefon. Ich machte einen förmlichen Satz, so schreckte mich dieses Geräusch hoch.
„Hallo, wer da?“, fragte ich matt.
„Hi, hier ist Jan.“ „Ja, was gibt’s?“, ich hörte mich bestimmt genervt oder doch zumindest abweisend an.
„Phillipp, ich wollte nur fragen, ob es dir gut geht. Du warst vorhin so schnell verschwunden. Wer waren denn die beiden mit denen du weggegangen bist?“
„Jan, das ist eine lange Geschichte, bist du damit einverstanden, wenn wir uns morgen darüber unterhalten? Ich bin im Moment nicht richtig drauf.“
„Klar, will nicht weiter stören, wollte wirklich nur wissen, ob alles in Ordnung mit dir ist. Also, bis morgen dann.“ „Ja, bis morgen…“, und drückte das Gespräch weg.
Was haben die denn so viel zu besprechen? Langsam machte sich Unruhe in mir breit. Erneut klingelte das Telefon, aber ein anderer Ton. Hausinterner Anruf stand im Display. Schnell nahm ich ab.
„Phillipp, macht es dir etwas aus, wenn du ein paar Pizzen bestellst?“
„Ja, mach ich, dauert es noch lange?“, fragte ich ungeduldig.
„Ich glaub schon. Also bitte bestell fünf Stück, wo Geld ist weißt du. Bis dann“, und meine Mutter drückte das Gespräch weg.
Vom Kühlschrank in der Küche nahm ich das Prospekt vom Pizzalieferdienst und wählte die Nummer. Ich bestellte fünf verschiedene Sorten, da wird für jeden etwas bei sein, dachte ich. Auf dem Weg zu meinem Zimmer versuchte ich etwas aufzuschnappen, als ich an der Wohnzimmertür vorbeiging. Aber es war sehr leise, ja, man konnte nichts hören.
Im Zimmer überlegte ich, was ich machen könnte. Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Was ging da vor, wieso dauert es nur so lange? Wiederwillig erhob ich mich und suchte die Bücher und Hefte für morgen raus. Ich brauchte etwas, was mich ablenkte.
Plötzlich hörte ich von unten Tumult. Ich ging zu meiner Tür, die ich offen gelassen hatte um nichts zu verpassen. Ja, sie kamen aus dem Wohnzimmer! Ich ging langsam die Treppe runter. Der erste den ich sah war Marcus.
Er hatte mich auch bemerkt und drehte sich zu mir. Was war das für ein Anblick! Total rotgeweinte Augen, die Haare hingen ihm wirr im Gesicht, aber er hatte ein leichtes Lächeln. Mir fielen in dem Moment tausend Steine vom Herzen! Sein Lächeln sagte mir, dass alles gut werden würde.
Was hatten meine Eltern nur gemacht, dass er schon wieder so froh war?
Als nächstes bemerkte mich Mia. Sie drehte sich zu mir um und rannte sofort in meine Richtung. Ich fing sie im laufen, hob sie hoch und drehte mich mit ihr im Kreis. Danach drückte ich sie fest an mich. Wir sahen uns in die Augen, ihre waren genauso verheult.
„Danke, Phillipp, danke….“und sie schlang ihre Ärmchen wieder um meinen Hals und drückte ihren Kopf auf meine Schulter und ich schloss vor Glück meine Augen.
Als ich meine Augen öffnete, sah ich direkt in das Gesicht von Marcus, dem beim Anblick seiner Schwester und mir wieder die Tränen kamen. Ich ging mit Mia im Arm auf ihn zu und zog ihn mit meinem freien Arm an mich.
Mir zitterten die Beine. Ich war so froh, die beiden im Arm halten zu können.
Nun sah ich auch meine Mutter, auch ihr sah man an, dass sie geweint hatte. Mein Vater strich sich mit der Hand über den Kopf, sah mir nachdenklich, aber gutmütig in die Augen.
Die Türklingel riss uns alle aus den Gedanken. Ah, Pizza ist da! Vati stand am dichtesten an der Tür und öffnete. Er nahm dem Lieferanten die Kartons ab und Mutti holte das Geld. Ich hatte es schon lange nicht mehr erlebt, dass alle Stühle in unserer Küche besetzt waren.
Ich schaute in die Runde und war froh, dass ich die Bestellung richtig gemacht hatte. Jeder hatte eine Pizza vor sich, die seinem Geschmack entsprach. Es wurde nicht geredet am Tisch, nur die Blicke, die hin und her geworfen wurden, sprachen Bände.
Der Anblick von Mia und Marcus zauberte meiner Mutter ein Lächeln ins Gesicht, Vati betrachtete die beiden nachdenklich und ich konnte nicht von Marcus lassen. Wie rot seine Wangen waren. Kam es vom Essen, oder war es noch wegen der Kälte draußen.
Unsere Blicke trafen sich, er schenkte mir auch ein Lächeln. Wie schön, ihn so zu sehen! Wieso hatte ich das Gefühl, dass der Stuhl auf dem ich saß schwebte? Plötzlich sprang mein Vater von seinem Stuhl auf.
Er griff sich das Telefon und ging nach draußen. Verwundert folgten ihm vier Augenpaare.
„Ich glaub“, sagte meine Mutter, „er hat die Lösung gefunden.“
Fragend schaute ich sie an. Sie lächelte nur, „später, dann werden wir es wissen“.
„Will jemand etwas trinken?“, fragte ich in die Runde.
„Ja, einen Kakao“, Mia strahlte mich an.
„Du auch?“
Ich sah in die Augen von Marcus. Er nickte, scheinbar hatte es ihm die Sprache verschlagen.
„Ich nehme einen Tee“, sagte meine Mutter, „soll ich helfen?“
Ich schüttelte den Kopf und machte mich daran die Getränke zuzubereiten.
„Monika, kommst du mal bitte“, rief mein Vater vom Wohnzimmer aus.
Meine Mutter stand auf und folgte dem Ruf. Das Wasser kochte und ich brühte den Tee. Als ich alles fertig hatte stellte ich die Tassen auf den Tisch.
„Danke!“
Mia sah mich an. Es war keine Traurigkeit mehr in ihren Augen. Auch Marcus bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken. Meine Eltern kamen wieder in die Küche und hatten ein Lächeln auf den Lippen.
„So. Ich muss noch mal los“, sagte mein Vater.
Schon war er aus der Küche und man hörte die Haustür zuschlagen.
„Wir sollten langsam nachdenken, wo die beiden heute Abend schlafen können“, sagte meine Mutter zu mir.
„Ich denke, wir sollten das Gästezimmer herrichten, was meinst du? Ein Reisebett haben wir auch noch“, meine Mutter sah mich fragend an.
Mir stockte der Atem, sie sollten wirklich hier schlafen. Ich war glücklich und schaute zu den beiden. Auch sie sahen mich fröhlich an. Endlich konnte ich mal Marcus lächeln sehen. Dieser Anblick ging mir durch und durch.
„Ja, das Gästezimmer“, sagte ich zu meiner Mutter, „das ist schnell gemacht. Ich beziehe schnell die Betten und dann können sie sich erst mal hinlegen.“
„Ähm, Phillipp, du müsstest ein paar Sachen für Marcus suchen. Ich mein, ihr habt ja die gleiche Größe wie ich sehe.“
Ich musterte Marcus und mir war klar, dass er dringend andere Sachen brauchte.
„Das mache ich gleich. Wollt ihr zuerst noch duschen, oder baden? Derweil mache ich das Bett fertig und suche Sachen raus“, fragend schaute ich sie an.
„Ja, baden ist schön“, sagte Mia und schaute fröhlich in die Runde.
„O.K.“, sagte ich, „am besten lass ich gleich Wasser in meine Wanne. Sie können doch bei mir oben baden, oder?“
Meine Mutter nickte nur.
„So, dann werde ich euch mal mein Reich zeigen“, sprach ich zu den beiden und stand auf.
Ich ging die Treppe hoch und sie folgten mir. Staunend standen sie in meinem Zimmer und sahen sich um.
„Das ist alles deins?“
Mia war sichtlich überrascht.
„Ja, fühlt euch wie zu Hause. Schließlich seid ihr meine, äh, unsere Gäste.“
Ich ging durch die Tür in mein Bad und lies Wasser in die Wanne. Noch ein bisschen Schaumbad dazu und die Temperatur des Wassers noch mal korrigiert.
„So, achtet mal bitte auf das Wasser. Wenn voll genug ist bitte abstellen und dann könnt ihr reingehen. Sachen bringe ich gleich. Ich möchte nur erst mal eure Betten fertig machen.“
Die beiden sahen mich groß an.
„Ich mein, nur wenn ihr zusammen baden wollt. Sonst könnt ihr auch nacheinander…“, das war jetzt ein wenig verwirrend für mich.
„Nein, ist schon gut, wir gehen zusammen rein“, sagte Marcus und seine Schwester hüpfte voller Ungeduld auf und ab.
Bevor ich das Bad verlies, legte ich noch frische Handtücher hin. Im Gästezimmer suchte ich frische Bettwäsche raus und begann die Betten zu beziehen. Meine Mutter betrat das Zimmer und nahm sich auch noch Bettwäsche und half mir beim beziehen der Betten.
„Phillipp, es war richtig von dir, den beiden zu helfen. Ich bin so stolz auf dich!“ sagte sie mit leiser Stimme.
Ich schaute in ihr Gesicht und sie kam auf mich zu und umarmte mich. Ich spürte ein leichtes Zittern.
„Hallo, Phillipp, kannst du mal kommen“, hörte ich Mia aus dem Bad rufen.
Wir lösten uns aus der Umarmung, „geh, dein Typ wird verlangt, ich mache noch alles fertig. Wenn du Hilfe brauchst, dann rufe einfach.“
Ich sah meine Mutter dankbar an. Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
„Ja, ich geh dann mal schauen, was los ist“, drehte mich um und ging.
Erst auf dem Weg stellte ich fest, dass ja nicht nur Mia in der Wanne war… Aber nun war es zu spät, schließlich steckte ich schon den Kopf zur Badezimmertür rein.
„Was ist, kann ich euch helfen?“, vorsichtig schaute ich zur Badewanne.
Was ich sah konnte mir nur ein Lachen entlocken. Mia stand mit einer riesigen Schaumkrone auf dem Kopf in der Wanne und hielt sie mit den Händen oben.
„Sieht das nicht schön aus“, fragte sie mit einem Lachen.
„Ganz Toll! Wie eine kleine Prinzessin“, lachte ich.
„Was kann ich tun“, und mein Blick ging zu Marcus. Sah es jetzt so aus, als ob ihm die Situation peinlich war? Er hatte auf jeden Fall einen hochroten Kopf und sah mich nicht an.
„Phillipp, hilfst du mir raus, bitte. Ich hab schon ganz schrumpelige Finger.“
„Na klar, du musst nur noch deine schöne Haarpracht ablegen, dann helf ich dir“, schon ließ sie sich in die Wanne fallen und tauchte kurz unter. Ich konnte gar nicht so schnell sehen, wie sie wieder stand und mir die Arme hinstreckte.
Ich schnappte mir ein großes Handtuch, wickelte es um ihren Oberkörper und zog sie aus der Wanne. Dann rubbelte ich sie schnell trocken und zog ihr einen Bademantel von mir an, der natürlich viel zu groß war.
Sie kicherte die ganze Zeit und ich musste mit ihr lachen. Sie schien alle Sorgen vergessen zu haben, ihre Augen strahlten mich nur so an. Nachdem ich sie wieder auf dem Arm genommen hatte brachte ich sie in das Gästezimmer, wo meine Mutter gerade die Gardinen zuzog.
„Na, kleiner Badeengel, war es schön“, und Mia nickte ganz aufgeregt mit dem Kopf.
„Dann werden wir mal sehen, ob wir noch was für dich finden zum anziehen. Phillipp, hole bitte mal eines deiner längeren T-Shirts. Vielleicht passt es ja halbwegs.“
Rasch setzte ich Mia ab und eilte in mein Zimmer. Die Tür zum Bad stand noch halb offen (hab sie wohl vergessen zu schließen) und auf dem Weg zu meinem Schrank warf ich einen Blick hinein. Marcus lag mit geschlossenen Augen in der Wanne und träumte vor sich hin.
Was wohl in seinem Kopf vorging? Ich fand den Anblick schön, musste mich aber losreißen. Zum einen brauchte Mia Sachen, zum anderen wollte ich nicht, dass Marcus denkt ich wäre ein Spanner oder Ähnliches.
„Na, das sieh ja aus wie ein Kleid“, sprach meine Mutter und Mia drehte sich im Kreis, das das Hemd nur um sie wirbelte. Schnell griff ich zu und hob sie hoch.
„Na, dann. Schnell ins Bett. Ich glaub du bist schon ganz schön müde.“
„Ja, ganz doll“, entgegnete mir Mia.
Vorsichtig legte ich sie ins Bett und deckte sie vorsichtig zu. Ich beugte mich noch zu ihr runter, nahm sie in den Arm und drückte sie.
„Nacht Mia, schlaf schön und träume etwas schönes“, sagte ich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Meine Mutter beobachtete mich nachdenklich, was ich erst im Aufstehen sah. Wieder hatte sie dieses nachdenkliche Lächeln aufgesetzt, was ich heute schon öfter von ihr gesehen hatte. Auch sie wünschte der Kleinen eine Gute Nacht und wir verließen gemeinsam das Zimmer.
Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, wurde mir erst bewusst, dass sie nicht einen Ton des Protestes losgelassen hatte, kein Quengeln, kein Weinen war von ihr zu hören. War sie etwa so müde, dass sie keine Kraft mehr hatte?
Wir gingen gemeinsam hinunter zur Küche, wo sich meine Mutter auf einen Stuhl fallen ließ. Sie sah erschöpft aus, genau wie ich mich auch fühlte.
„Wollen wir morgen über alles reden?“, sie hörte sich auch so an.
Ich nickte leicht, was sie mit einem Lächeln beantwortete.
„Geh nach oben und hilf Marcus noch ins Bett. Ich warte noch auf dein Vater und leg mich dann auch hin.“
„O.K. bis morgen dann“, und umarmte meine Mutter noch mal bevor ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer machte.
Oben im Zimmer sah ich Marcus mit einem Badetuch umwickelt auf meinem Bett sitzen. Dieser Anblick seiner nackten Brust lies mich nahezu da hinschmelzen. Sah er doch so zerbrechlich aus.
„Ich geb dir noch schnell ein paar Sachen für die Nacht. Willst du einen Pyjama oder eine Boxer mit Hemd, “ fragend schaute ich ihn an.
„Ich glaub dass ich lieber einen Pyjama nehme“, er sah schon wieder traurig aus und senkte seinen Blick.
Am Schrank zog ich einen aus dem Fach und reichte ihm den.
„Ich geh auch noch schnell duschen, war ein langer Tag heut. Das Bett ist gemacht, brauchst nur eine Tür weiter zu gehen. Deine Schwester schläft bestimmt schon, jedenfalls war nichts mehr zu hören.“
Er sah mich an. Mann, diese traurigen dunklen Augen! Dazu noch seine nackte Brust. Wieso hatte ich plötzlich das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen? Was war los mit mir?
„Ähm, das Licht kannst du im Flur anlassen, das mache ich dann aus, wenn du willst.“
Ich schnappte mir schnell meine Nachtsachen von Bett, zwinkerte ihm aufmunternd zu und ging in mein Bad. Länger hätte ich es nicht ausgehalten. Dieser traurige Anblick drückte mir schon wieder Tränen in die Augen. Und so sollte mich Marcus im Moment nicht sehen!
Als ich mit allem fertig war ging ich wieder in mein Zimmer und sah Marcus immer noch auf meinem Bett sitzen. In der Zwischenzeit hatte er sich den Pyjama angezogen und wie ich fand, stand er ihm besser als mir. Was waren das denn wieder für Gedanken!
Ich setze mich neben ihm auf das Bett und legte meinen Arm um hin. Er ließ seinen Kopf auf meine Schulter fallen. Leise schluchzte er und ich nahm ihn fester in eine richtige Umarmung.
„He, was ist, glaub mir, alles wird gut. Hab etwas Geduld. Für heute seid ihr erst mal sicher. Und das andere Regeln wir auch noch, verlass dich drauf, “ aber sein weinen wurde noch stärker.
Er hob den Kopf und sah mich mit total Tränenüberströmten Augen an.
„Ich,.. ich danke dir. Ich…, ich weis gar nicht“, ein heftiges schütteln ging durch seinen Körper „wie… wie ich dass wieder gutmachen soll“.
Er legte den Kopf auf meine Schulter und heftige Weinkrämpfe durchzuckten ihn. Ich streichelte ihm mit der Hand über den Rücken, um ihn zu beruhigen. Was sollte ich ihm tröstendes sagen? Ich fühlte mich in diesem Moment schwach und klein.
Würde ich der Sache überhaupt Herr werden, ohne Hilfe? Langsam wurde das Schluchzen weniger. Gott, wie war ich froh! Ich lies mich langsam nach hinten fallen und zog Marcus mit.
„Komm, ich deck uns zu. Du schläfst bei mir“, hauchte ich ihm ins Ohr.
Er schob sich vorsichtig zur Wand, was ich als Antwort verstand. Ich zog mit meiner freien Hand die Decke über uns und wir fielen fast augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Leicht blinzelte ich, durch die Sonne geweckt, in den neuen Tag.
Hatte ich nur alles geträumt? Nein! Da lag Marcus vor mir auf der Seite mit dem Gesicht zur Wand und ich hinter ihm. Was mich aber fast zum verzweifeln brachte, war meine Morgenlatte, die sich in Richtung seines Hinterns richtete.
Oh, Mann, wie peinlich. Ich meine nicht die Sache an sich, aber in dieser Situation… Vorsichtig schob ich zuerst meinen Hintern aus dem Bett, um dann den restlichen Körper folgen zu lassen. Aber ganz vorsichtig, dachte ich bei mir, nur nicht die Decke mitziehen. Hoffentlich sieht er mich nicht.
Aber die gleichmäßigen Atemzüge von ihm sagten mir, dass er noch fest schlief. Leise ging ich zum Schrank, holte frische Unterwäsche raus und verschwand im Bad. Erst mal aufs Klo, was sich bei meiner Erregung nicht sonderlich machte.
Es nützte nichts, ich musste mir zur Beruhigung eine Erleichterung verschaffen. Aber was waren das für Bilder die da in meinen Gedanken vorbeizogen? Bruchstückhaft sah ich seinen nackten Oberkörper, spürte die Umarmung von ihm und hatte beim Gefühl seines Kopfes auf meiner Schulter schon wieder einen enormen Abgang erlebt!
Was war denn mit mir los? Ich hatte ihm als Wichsvorlage missbraucht! Wie kann das sein? Meine Stimmung schlug sofort um. Eben noch Megaglücklich, und nun zu Tode betrübt. Ich beseitigte die Spuren und begann mit den allmorgendlichen Verrichtungen im Bad.
Schon wieder mit etwas besserer Laune schlich ich mich in mein Zimmer zurück. Ich nahm schnell noch Sachen aus dem Schrank, zog mich so leise es ging an und verließ mein Zimmer, die Tür hinter mir schließend.
Puh, endlich konnte ich ausatmen. Hatte ich etwa die ganze Zeit die Luft angehalten? Wäre ja nicht möglich, aber mir kam es fast so vor. Im Nebenzimmer hörte ich auch schon Bewegungen. Leise klopfte ich und machte die Tür vorsichtig auf.
Mia stand mit ihrem Glockenrock vor dem Bett und drehte sich. Sei ließ dass Hemd richtig wedeln.
„Morgen, Phillipp“, rief sie aufgeregt, als sie mich erblickte.
„Guten Morgen Mia! Hast du gut geschlafen?“, fragte ich, um sie im nächsten Moment aufzufangen.
Sie schlang beide Ärmchen um mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
„Ja, hab ich! Aber Phillipp, ich hab großen Hunger.“
Ich nahm das Federgewicht unter die Arme, streckte sie von mir und betrachtete ihr Gesicht. „Dann lass uns schnell was essen gehen“, stellte sie auf den Boden und schaute in ihr fragendes Gesicht
„Ist Marcus da…?“
Wie sie mich ansah!
„Na, klar ist dein großer Bruder da“, sagte ich zu ihr. „er schläft in meinem Bett, du brauchst keine Angst zu haben. Wenn du fertig bist im Bad mit dem Zähneputzen und Waschen, dann gehst du ihn wecken, abgemacht?“
Wie ein Wirbelwind drehte sie sich rum und rannte in mein Zimmer um ins Bad zu kommen. Ich folgte ihr mit einem Abstand und sah im vorbeigehen auf den schlafenden Marcus. Aber was sah ich da! Die Decke war wohl etwas verrutscht und nur noch sein Oberkörper war bedeckt.
Deutlich zeichnete sich in seiner Pyjamahose eine deutliche Erektion ab. Also ging es nicht nur mir so. Wovon oder von wem er wohl träumen mag, dachte ich, als ich ihm die Decke wieder vorsichtig über den ganzen Körper zog.
Ich fand diesen Anblick einfach nur schön. Was waren das für Gefühle, die sich in mir auftaten. Ich schüttelte den Kopf und folge Mia ins Bad. Als sie unter lachen fertig war schlichen wir uns durchs Zimmer in Richtung Tür.
Plötzlich machte sich Marcus mit einem brummen bemerkbar und wir hielten inne. Wie in Zeitlupe drehten wir uns um und Mia stürzte sich mit einem freudigen Schrei in mein Bett, in dem Marcus lag.
„Guten Morgen Marcus“, und sie klammerte sich an ihren Bruder.
Er nahm seine Arme unter der Bettdecke hervor und umklammerte sie. Ich stand abseits und ein Stich ging mir durch das Herz. Ich wusste nicht was ich denken sollte, beim Anblick der beiden. Wollte ich an Mias Stelle sein, oder wollte ich Marcus sein, der seine kleine Schwester so liebevoll drückte?
Ich konnte es nicht mit ansehen. Zu sehr schmerzte mich der Anblick und ich ging in Richtung Tür.
„Kommt ihr dann runter, zum Frühstück, wenn ihr fertig seid?“, sagte ich leise und machte mich auf den Weg nach unten.
Meine Mutter stand in der Küche und bereitete das Frühstück. Lächelnd sah sie mich an. Ich konnte nicht anders und ging auf sie zu und umarmte sie, ich wollte in diesem Moment auch nur einem Menschen nahe sein, den ich liebte.
Von meiner Reaktion überrascht hielt sie inne und drückte mich fest an sich.
„Was ist los Phillipp, ist etwas passiert“, und drückte mich noch fester.
„Nein, alles gut, aber ich brauchte nur mal etwas Nähe…“ die Tränen, die mir kamen erstickten den Rest des Satzes.
„He, Phillipp, ist schon gut. Du magst die beiden mehr als dir lieb ist, oder?“, meine Mutter sah mich prüfend an.
Ich sah durch einen Tränenschleier und nickte nur leicht. Was war denn in der letzten Zeit passiert? Soviel wie ich in den letzten Stunden geheult hab, habe ich mein ganzes Leben noch nicht geflennt. Sollte es sein, dass ich immer dichter am Wasser baue?
Und vor allem, was sind das für Gefühle, die sich in mir breit machten? Ich fühlte mich zu Marcus hingezogen und mit Mia verband mich eine Liebe, als ob sie eine Schwester wäre….
Langsam löste ich mich aus der Umarmung meiner Mutter, gerade noch rechtzeitig, bevor Marcus und Mia die Küche betraten. Mia rannte gleich auf meine Mutter zu und sprang ihr förmlich um den Hals. Ich drehte mich etwas zur Seite, so dass sie meine Tränen nicht sehen konnten. Plötzlich fassten mich zwei Arme von hinten um meinen Bauch.
Vorsichtig zog mich Marcus an sich und flüsterte mir etwas ins Ohr, was ich nicht verstand.
„Was hast du gesagt“, etwas lauter als beabsichtigt kamen mir diese Worte von den Lippen.
Schlagartig hatte ich die Blicke meiner Mutter und Mia auf mich gerichtet und Marcus Griff ließ nach.
Mann, was hatte ich denn nun gemacht, schaute mich schuldbewusst in der Runde um. Inzwischen hatte Marcus auch seine Arme wieder an sich genommen.
„Marcus, entschuldige bitte, ich wollte nicht so grob sein“, sein Körper nahm etwas mehr Haltung an.
Er lächelte mich an und kam wieder nah an mein Ohr.
„Ich hab noch nie so gut geschlafen wie letzte Nacht“, flüsterte er mir ins Ohr und grinsend schaute er mir ins Gesicht.
Da war ich ja erst einmal baff. Sicher, die Nacht war auch für mich schön, das Aufwachen am schönsten.
„Hallo, die Brötchen sind da!“
Damit riss mein Vater uns alle aus den Gedanken.
„Au, fein ich hab schon großen Hunger“, sagte Mia, und Marcus schaute ernst zu ihr.
„Na, dann mal alle ran an den Tisch“, sprach meine Mutter und stellte die Kanne Kaffee mit einem lauten Bums auf selbigen.
Mia stürzte sich auf den ersten freien Stuhl und ihre Augen leuchteten trotz der Schwärze. Marcus und ich setzen uns nebeneinander und griffen gleichzeitig nach einem Brötchen.
„Ah, nimm du zuerst“, gab ich freiwillig nach.
„Nein, nimm du“, sagte Markus zu mir. „Ihr könnt ja teilen“, kam es von Mia.
>Guter Gedanke< durchfuhr es mein Gehirn.
„Also, oben oder unten“, fragend sah mich Marcus an.
„Dann eher unten“, entgegnete ich ihm mit einem Lächeln.
„Ich will beide Seiten“, sagte Mia und ein Lachen ging um den Tisch.
„Marcus, Mia“, sprach mein Vater, „wir haben gleich noch einen Termin. Wir haben uns gestern darüber unterhalten.
Es ging schneller als gedacht. Um zehn Uhr müssen wir da sein.“
Ich schaute fragend in die Runde, und konnte mir keinen Reim darauf machen, was mein Vater für einen Termin klargemacht hatte. Und mit wem, und weshalb.
„Ich rede nachher noch mit dir“, sagte meine Mutter und sah mich wieder mit diesem Lächeln an.
Der Blick in Mias und Marcus Gesicht sprachen Bände. Die Fröhlichkeit von gerade war verflogen. Aber ein Hoffnungsschimmer war in Markus Augen zu sehen. Man, war der niedlich!??? Als das Frühstück beendet war gingen wir nach oben und die zwei zogen sich ihre Sachen an.
„Ich glaub, die solltest du anziehen, es ist kalt draußen“, und hielt Marcus meine neu erstandene Jacke hin.
„Danke Phillipp, ob ich das je wieder gutmachen kann“, kam leise aus seinem Mund. Ich ging zu ihm und nahm ihn in den Arm.
Leise flüsterte ich in sein Ohr „du kannst, es ist schon gut, dass du da bist“.
Was zum Teufel sagte ich da! Was soll Marcus nur von mir denken?
„Phillipp, ich, ich hab dich verdammt gern, glaub es mir. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen sollte.“
Ja, da hatte ich ein Problem. Ich musste mir eingestehen, dass ich Marcus auch gern hatte. Aber ich glaubte nicht, dass er das gleiche „gernhaben“ meinte wie ich. Ich fühlte mehr für ihn. Das wurde mir nun schlagartig bewusst.
„Marcus, ich hab dich auch gern“, was für Worte von mir!
„Ich weis ja nicht, was ihr noch für einen Termin mit meinem Vater habt, aber lass uns danach über alles reden, O.K.?“
„Klar“, sagte er und sah mich mit seinen wunderschönen schwarzen Augen an.
„Hallo, seid ihr alle fertig“, hörte man die Stimme meines Vaters von unten rufen.
Mia rannte los und Marcus und ich folgten ihr.
„Steht dir gut“, sprach meine Mutter Marcus an, den sie in meiner neuen Jacke musterte.
Er wurde leicht rot im Gesicht.
„Ja, und die ist bestimmt toll warm“, kam von Mia.
Er nickte nur leicht. Wir verabschiedeten die drei und gingen in die Küche zurück.
„Noch ein Kaffee?“, fragte mich meine Mutter.
Ich schaute in ihr ernstes Gesicht und nickte. Nun war also der Moment da, wo ich über alles aufgeklärt wurde. Sie schüttete mir die Tasse wieder voll und ich ergänzte das Gebräu mit meinen Zutaten.
„Phillipp, du weißt wie es um Mia und Marcs zuhause steht?“
Es war eine Frage, aber auch Antwort zugleich.
„Na, ein paar Sachen hat Marcus schon erzählt. Mit seinem Vater und seiner Mutter.“
Gedankenverloren rührte ich in meinem Kaffee.
„Wir haben die ganze Wahrheit erfahren, als wir gestern so lange mit ihnen geredet haben. Ich hoffe es erschreckt dich nicht, wenn ich es dir sage.“
Meine Mutter schaute mir prüfend in die Augen.
„Nein, ich glaub, dass ich sie viel zu gern hab, als das mich da noch etwas stören könnte.“
Ich sah sie an und wollte, dass sie endlich weitererzählte. Was war das große Geheimnis, dass ich noch nicht kannte?
„Also, dass die beiden von ihrer Mutter rausgeworfen wurden weißt du ja, aber der Grund war total absurd. Sie wurden schon seit längerer Zeit von ihrer Mutter vernachlässigt. Du hast es ja selbst gesehen, wie sie mitten im Winter herumlaufen. Aber das Fass zum überlaufen hat erst Marcus gebracht. Er sagte zu seiner Mutter, dass er schwul sei.“
Die Augen meiner Mutter taxierten mich. Bei meinem inneren Aufschrei > WAS, SCHWUL? < wurde ich rot wie eine Tomate. Mein Mund zuckte unkontrolliert. Mutti sah mich ernst an.
„Hast du ein Problem damit?“
„Ich … ich weis nicht. Also,.. Ich weis nicht was ich sagen soll“, stotterte ich.
„Phillipp, wir haben dich unserer Meinung nach zu einem toleranten Menschen erzogen“, sagte mir meine Mutter und sah mich ernst an.
„Hast du ein Problem damit?“
„Nein, ja, nein…“
Ich schloss meine Augen und musste erst einmal nachdenken. Gefühlvoll ließ mir Mutti auch die Zeit dazu.
„Ich muss dir etwas sagen, aber sei mir nicht böse deswegen“, und sah meine Mutter fest an.
„Du kannst mir alles sagen. Du weißt, dass wir immer für dich da sind. Egal was es ist“, und sie ergriff meine Hand.
„Ich, ich weis nicht wie ich es sagen soll…. Also, erst mal hab ich nichts dagegen, dass Marcus schwul ist, im Gegenteil.“
Ich sah ein leuchten in den Augen meiner Mutter und mit einem Kopfnicken machte sie mir Mut weiterzureden.
„Ich glaub, ich glaub das ich mich in ihn….“, und mir versagte die Stimme.
„Das du dich in ihn verliebt hast, oder dass du ihn sehr gern magst?“
Mutti schaute mir mit einem fröhlichen, aufmunternden Lächeln an.
„Oh, Mann, Mama, du, du machst es mir echt schwer. Aber ich glaube, dass ich Marcus mehr mag, als ich zugeben möchte. Mia hab ich schon ins Herz geschlossen, aber Marcus…“.
Meine Mutter stand auf, ging zu mir und zog mich in eine Umarmung hoch.
„Mein lieber Sohn. Ich glaub, du hast dich in Marcus verliebt.“
Ich drückte mich fest an meine Mutter, den Tränen ließ ich freien Lauf und das schluchzen ignorierte ich.
„Ist ja gut mein kleiner, ist ja gut“, sagte meine Mutter leise in mein Ohr und strich mir über den Kopf.
„Ich…, ich weis nicht, aber es kommt für mich, für mich alles so schnell…, ich glaub…, glaub, dass ich Marcus liebe.“
„Phillipp, man sieht es dir an, man spürt es und ich glaube es, dass du Marcus liebst.“
Ich sah meine Mutter in die Augen und sah nichts weiter als ein glückliches Lachen.
„Phillipp, es ist schön, dass du dich endlich uns gegenüber geöffnet hast. Ich bin so froh, einen, endlich wieder glücklichen Jungen zu haben! Wir müssen uns aber noch über die beiden unterhalten.“
Mit tränenverschmierten Augen sah ich meine Mutter an. Leicht nickte ich, und ich sah es als Aufforderung weiterzuerzählen.
„Dein Vater ist mit einem Sozialarbeiter und den beiden zurzeit unterwegs, um die Mutter von Mia und Marcus aufzusuchen.“
Ein dicker Kloß machte sich in meinem Hals bemerkbar. Ich musste schlucken, um nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen.
„Wenn es so ist, wie die beiden es erzählt haben, dann kommen sie in eine Pflegefamilie….“
„Nein! Dass will ich nicht“, unterbrach ich meine Mutter.
„Lass mich doch erst mal ausreden“, unterbrach sie mich sanft, „hör doch erst mal. Also, wir, ich und dein Vater haben uns schon längere Zeit um Pflegekinder bemüht…“, weiter kam sie nicht.
Ich sprang auf und nahm meine Mutter in den Arm.
„Danke…, danke…“ und sie drückte mich noch fester.
Ich wusste nun, dass alles gut werden würde. Meinen Tränen ließ ich freien Lauf. Auch meine Mutter musste sich mit einem Taschentuch die Augen trocknen.
„Aber“, begann sie.
„ABER was?“, sagte ich ungehalten, „was gibt es denn da noch für ein Aber“, fragte ich nun mit leiserer Stimme.
„Mia und Marcus müssen dem zustimmen. Was meinst du, werden sie es machen?“
Ich schaute fest in die Augen meiner Mutter. Noch nie war ich mir einer Antwort so sicher!
„Ja! Sie werden zu uns kommen, wenn sie dürfen!“
„Na, dann, lass uns ein wenig Ordnung schaffen und dann musst du noch einige Dinge erledigen. Es wird sich nichts ändern an unserem Familienleben!“ ernst, und verschmitzt sah sie mich an.
Ich lächelte glücklich zurück, „nein, nur dass die Arbeit für mich vielleicht durch drei geteilt wird…“
Wir räumten den Frühstückstisch ab und ich ging nach oben. Zuerst ins Gästezimmer, in dem Mia geschlafen hatte. Schnell machte ich ihr Bett und schon ging es weiter in mein Zimmer. Ich betrachtete das Bett, in dem ich mit Marcus zusammen geschlafen hatte und in mir kam ein unendlich glückliches Gefühl hoch.
Ich sah ihn wieder vor meinem geistigen Auge und was war anders zu erwarten? Ich bekam schon wieder einen Steifen!
>Was ist los mit mir< konnte ich mich nicht mehr fragen. Ich wusste nun, dass ich anders als andere war. Wohl lag mir dieses Wort „schwul“ noch schwer im Magen, ich wollte es nicht für mich gebrauchen, aber es traf den Nagel auf dem Kopf.
Überraschend kam mir aber der Gedanke, wie locker es meine Mutter aufgenommen hatte, das ich schw… bin. Was dachte mein Vater?! Dachte er dasselbe, wie meine Mutter? Ich musste es herausfinden!
„Mutti“, rief ich die Treppe herunterstürzend, „ich muss noch etwas wissen“, keuchend kam ich vor ihr zum Stehen.
Sie schaute mich wissend an.
„Äh. Also, was weis denn Papa davon?“
„Hat mein Kleiner es nicht verstanden, was dir Papa mit seinen Andeutungen sagen wollte? Ich glaub, nein ich weiß, dass er damit kein Problem hat“.
Ungläubig schaute ich in ihre Augen, aber da war nichts zu sehen, weder Unsicherheit noch sonst was. Sie schaute mich einfach nur liebevoll an. Und ich war so dankbar! Ich musste sie einfach umarmen!
Schon füllten sich meine Augen wieder mit Tränen. Diesmal allerdings mit Freudentränen.
„Ich räum dann mal mein Zimmer weiter auf“, und löste mich aus der Umarmung mit meiner Mutter, drehte mich geschwind um und rannte die Treppe rauf.
Ich setzte mich auf mein Bett und dachte erst einmal nach. Zum ersten Mal hatte ich die Ruhe dazu. Also, Marcus war schwul. Und wenn ich mich nicht in einen absoluten Irrglauben verlaufen hatte war ich es auch.
War ich es wirklich? Ich ließ meine Gedanken schweifen, kam aber zu dem Ergebnis, dass es tatsächlich so war! Oh, Gott oh Gott! Ich bin verliebt! Ich bin in Marcus verliebt!
Sogleich kamen mir aber abgrundtiefe Zweifel. Liebt er mich auch? Oder verrannte ich mich in ein Hirngespinst? Mit meiner Mutter wollte ich über diese Sache nicht reden, weniger, weil ich ihr nicht mein ganzes Herz ausbreiten wollte, sondern eher, weil sie sicher andere Sorgen hatte, im Moment.
Ich griff zum Telefon und rief Jan an. Es tutete ziemlich lange.
„Hallo, wer stört“, hörte ich aus dem Hörer die vertraute Stimme.
„Jan, ich bin es, Phillipp. Ich hab da ein großes Problem. Aber ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll…“ sprach ich so schnell in die Muschel, dass ich schon befürchtete das Kabel brennt durch.
„He, mal ganz ruhig und vor allem von vorn“, Jan war die Ruhe selbst.
Wie konnte er nur in dieser Situation so ruhig sein? Ich erzählte, wie ich Marcus und Mia kennengelernt hatte, was Markus gemacht hatte, wie seine Eltern waren. Mein ganzes Herz schüttete ich vor Jan aus.
„Sag mal Phillipp, hast du dich vielleicht in Marcus verliebt?“ unterbrach er meinen Redeschwall.
Ich konnte nichts sagen. Es war still. Weder er, noch ich sagten etwas.
„Hab ich dich an einem wunden Punkt getroffen“, sagte Jan nach einer Ewigkeit.
„Ich hab da kein Problem mit, dass kannst du mir glauben“, hörte ich ihn sagen.
„Jan,… ich… du… ich weis nicht, aber ich glaub schon, das da was ist…“ seufzte ich in den Hörer.
„Phillipp, mach dir keine Sorgen, aber ich glaub das Beste ist, dass ich gleich mal zu dir komme und wir reden dann weiter, “ sprach es und die Verbindung war beendet.
Ich ließ mich langsam auf mein Bett fallen und senkte den Hörer. Meine Gedanken flogen in meinem Hirn umher. Was war alles geschehen in den letzten Minuten? Ich habe mir selbst eingestanden, dass ich Marcus liebte, hab es meiner Mutter gebeichtet, mein Vater schien nichts dagegen zu haben und vor Jan hatte ich mich fast geoutet. Fehlt nur noch Marcus.
Empfindet er dasselbe, wie ich für ihn? Sicher, er war schwul (was für ein Wort!). Aber heißt das auch, dass er sich auch in mich verlieben würde. Hatte er vielleicht schon einen Freund? Aber sicher doch, sonst hätte er ja nicht seiner Mutter davon erzählt! Wie konnte ich nur so naiv sein!
Wieder fiel ich in ein tiefes Loch. Ich habe nicht bemerkt, wie Jan in mein Zimmer kam, erst sein Arm, den er um meine Schulter legte, riss mich aus meinen Grübeleien.
„Ganz ruhig“, sagte er und hielt mich mit seiner Umarmung fest, damit ich vor Schreck nicht aufspringen konnte.
Kurz sah ich ihm in die Augen und lehnte mich gegen ihn, um mich meinem Weinen hinzugeben. Ich weis nicht wie lange wir so dasaßen. Meine Tränen versiegten und ich sah Jan an.
„Na, alles gut? Sag, wenn ich was für dich machen kann“, wie konnte er so ruhig sein?
„Jan, ich weis nicht, weis nicht, wie ich sagen soll…“, begann ich, aber er nahm mich wieder fester in den Arm.
„Ist schon gut, Kleiner, brauchst mir nichts zu sagen. Du bist verliebt und ich freu mich für dich!“
Ich riss mich aus seiner Umarmung, was ihn sehr verwirrte. Mit etwas Abstand sah ich ihm ins Gesicht. Ich musterte ihn, mein Blick begann wieder zu verschwimmen.
„Das Jan, werde ich dir niemals vergessen“, und fiel ihm um den Hals.
„He, ich bin dein Freund! Du kannst immer zu mir kommen. Das weißt du! Und ich glaub, da hat dir jemand ganz schön den Kopf verdreht.“
Er schob mich etwas von sich, um mir ins Gesicht zu sehen.
„Ja, du bist über beide Ohren in ihn verliebt! Du, wie ist es mit ihm…“?
Ich hatte einen Kloß im Hals, den ich mit viel Mühe herunterschluckte. Was sollte ich sagen? Jan hörte aufmerksam zu, wie ich von meinen Zweifeln sprach.
„Warte erst mal ab. Spekulier nicht herum.“
Jan hatte wieder eine so ruhige Art an sich, dass diese Ruhe auch auf mich überging.
„Sag mal, du hast nichts dagegen dass ich schw…, ähh, scheiß Wort, na, ja, eben auf Jungs stehe“, fragend blickte ich ihn an.
„Mann, Phillipp, ich bin dein Freund! Wie oft muss ich es dir noch sagen! Hat der Kleine mal wieder gepennt? Ich bin für dich da, wenn du etwas hast.“
Dankbar schaute ich ihm ins Gesicht. Ich war froh, dass er mein Freund ist und das er es als erster wusste, das ich, na ja, dass ich >SCHWUL< bin.
„Ich glaub, es ist besser, wenn wir uns jetzt auf den Weg zur Schule machen, viel Zeit ist nicht mehr und ich muss noch meine Sachen holen“, sprach Jan und wir lösten uns aus der Umarmung.
Ich schnappte mir die Sachen und wir gingen hinunter.
„Na dann mal viel Spaß in der Schule. Wir sehen uns nachher. Danke Jan, dass du da warst. Phillipp sieht nun auch wieder besser aus“, meine Mutter konnte einen wirklich wieder aufbauen.
Schweigend gingen Jan und ich zu ihm nach Haus, holten seine Schulsachen und erreichten gerade noch den Anfang der Stunde. Von der nächsten Stunden bekam ich nichts mit. Meine Gedanken kreisten nur um Marcus. Ob er mich wollte? Ich hoffte es ja, aber…
„Was ist nur mit Phillipp los“, fragte Klaudia, als wir in unserer Ecke standen.
Als ich schon antworten wollte nahm mir Jan das Wort aus dem Mund.
„Er hat im Moment Probleme. Aber ich glaub nicht, dass sie euch im Moment etwas angehen. Er wird sicher darüber reden, wenn die Zeit gekommen ist.“
Alle schauten ihn an. Er zuckte nur mit den Schultern.
„Vertraut mir, lasst ihm einfach Zeit“, dankbar schaute ich ihm an. Besser hätte ich mich auch nicht ausdrücken können.
Scheinbar akzeptierten es alle und die Gespräche drehten sich wieder um andere Themen. Ich allerdings verfiel wieder in meine Gedanken. Man, es hatte mich wirklich eiskalt erwischt! Wie ist nur Marcus auf mich zu sprechen?
„Hat der Kleine mal wieder gepennt“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Alle schauten mich an und erwarteten eine Antwort. Nur worauf wusste ich nicht.
„Hab ich etwas verpasst“, fragte ich scheinheilig in die Runde.
„Nein, wir wollten nur wissen, was du morgen machst. Aber scheinbar willst du nichts mit uns zu tun haben, oder?“
Klaudia sah mich erwartungsvoll an.
„Äh, also Morgen… morgen ist ja Samstag. Also, ich glaub ich hätte Zeit, wenn nicht noch etwas mit Markus und Mia…“
Ich ließ den Satz unbeendet. Hatte ich mich schon verquatscht?
„Also, wenn du Zeit hast dann melde dich einfach bei mir.“
Jan half mir aus dieser unangenehmen Situation heraus. Dankbar schaute ich ihn an, fragend die anderen, die er mit einem Kopfschütteln zu Ruhe brachte. Es wagte keiner etwas zu sagen, aber die Klingel rief uns zum Unterricht, gerade rechtzeitig!
Vom Rest des Tages bekam ich nicht viel mit. Erst als ich mit Jan den Rückweg antrat, freute ich mich auf mein Zuhause. Ob Mia und Marcus schon da waren? Jan zog mich am Ärmel meiner Jacke und ich blieb stehen.
„Also, wenn was ist, wenn du Hilfe brauchst, dann einfach anrufen, O.K.?“.
Dankbar sah ich Jan an.
„Ich melde mich bei dir, versprochen!“
Ich zog ihn dankbar in meine Arme und drückte ihn. Auch er schlang seine Arme um mich. „Phillipp, mach’s gut“, kam leise von ihm und wir lösten die Umarmung. Sah ich da etwa so etwas wie Trauer in seinen Augen? Was war das denn jetzt? Aber ich konnte mich nicht darauf einlassen.
Sicher war Jan jederzeit für mich da. Und gerade in den letzen Stunden hatte er bewiesen, dass er ein echter Freund ist, aber ich konnte mich damit nicht auch noch beschäftigen. Ich hasste die Trauer in seinen Augen! Aber ich musste an Markus und Mia denken.
Zuhause angekommen fand ich das Haus leer vor. Ich machte mir eine Kleinigkeit zu Essen und verzog mich auf mein Zimmer. Mein Blick fiel auf die Wand, wo das Diplom hing, dass ich vor zwei Jahren bekam. Es war eine schlichte Zeichnung, die mich aber schon damals begeistert hatte. Zuerst sah ich sie in der Gaststube, in der wir immer gegessen hatten.
Dann, als ich meinen Anfängerkurs im Ski fahren beendet hatte, bekam ich diesen Druck von meinen Eltern geschenkt – mit der Unterschrift und persönlicher Widmung meines Skilehrers. Ich war damals selbst stolz auf mich!
Der Skilehrer sagte zu mir, dass ich wohl ein natürliches Talent hätte. Jedenfalls dauerte es nicht lang, und ich beherrschte die Bretter ziemlich gut. Und das, obwohl ich doch in Sport eine ganz schön große Null war.
Als ich auf das Plakat sah, wurde mir erst bewusst, dass in ein paar Tagen unser Urlaub begann. Meine Eltern haben sich schon das ganze Jahr darauf gefreut. Ich auch, aber der Gedanke an Mia und Markus ließen keine Freude daran aufkommen.
Ich hörte die Tür unten gehen und riss mich aus meinen Gedanken. Ich schnellte die Treppe nach unten und sah die vier. Alle schauten mich an. Wen sollte ich zuerst begrüßen? Mia kam unbekümmert auf mich zugerannt und ich fing sie ab.
Drehte mich mit ihr im Kreis und sie drückte den Kopf fest an mich.
„Phillipp, danke“, sagte sie leise in mein Ohr.
Mit der Kleinen im Arm suchte ich die Augen meiner Eltern. Nach einer halben Drehung sah ich sie, und sie strahlten mich geradezu an! Ich drückte schon wieder eine Träne aus dem Auge. Man, war ich jetzt etwa auch noch eine verheulte Pussi geworden?
Aber an Marcus´ Augen sah ich, dass nicht nur ich es war, der mit seinen Gefühlen zu kämpfen hatte. Ich ging mit Mia auf dem Arm zu ihm, und umarmte ihn.
Er ließ es sich gefallen, mehr noch, er schlang beide Arme um mich und Mia, und hauchte mir ein „ich mag dich“, ins Ohr.
Fast hätte ich einen Zusammenbruch erlebt. Er sagt mir, dass er MICH MAG? Kann ich doch noch weiter hoffen?
„Ich mag dich auch, mehr als du denkst“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
Er sah mich an, löste sich aus der Umarmung, nahm mir Mia ab und drückte sie. Ihre Gesichter waren sich zugewandt und ich sah die Tränen der beiden fließen. Verwirrt schaute ich zu meinen Eltern. Meine Mutter tupfte sich mit einem Taschentuch in den Augen, mein Vater strich sich wiedermal gedankenversunken über den Kopf.
„Will jemand einen heißen Tee, oder etwas anderes“, fragte meine Mutter in die Runde.
Marcus setzte seine Schwester ab und beide wandten sich ihr zu.
„Einen heißen Kakao möchte ich und vielleicht noch Schlagsahne darauf“, antwortete Mia.
Ich sah zu Marcus und er nickte zustimmend.
„Also, ich nehme dasselbe, aber Ma, warte ich helfe dir….“, „und ich auch“ kam es von den beiden wie im Chor.
Die Zubereitung der heißen Getränke verlief fix, und wir saßen alle am Tisch.
„Phillipp, du weist, dass wir in drei Tagen nach Garmisch fahren. Hast du schon Pläne gemacht?“
Dieser Satz traf mich wie ein Faustschlag in der Magengrube. Sicher habe ich mich schon das ganze Jahr darauf gefreut, aber nun, in dieser Situation?
„Ich weis nicht, aber ich glaub, na ja, ich glaub, ich hab nicht so recht Lust zu fahren. Mia…“.
„Was ist mit Mia“, unterbrach mich meine Mutter.
„Na, ich weis nicht, wo kommen denn die beiden hin“, fragend schaute ich meine Ma an.
„Tja, ich glaub die beiden kommen weit weg“, und drei Augenpaare richteten sich in ihre Richtung.
Zwei davon waren verwirrt und eins schaute recht finster drein. Sollten meine Eltern sie etwa abschieben wollen. Irgendwohin, in die Pampa? Das konnte und wollte ich nicht glauben!
„Also, bevor ihr mich mit euren Blicken tötet, will ich erst mal etwas klarstellen“, erhob meine Mutter das Wort.
„Die beiden kommen mit!“,sagte mein Vater, als er herein kam. Seine Worte raubte mir den Atem.
Ich saß nur da und ließ in dem Moment meinen Tränen freien Lauf. Marcus ging es genauso und Mia stand auf und ging zu meiner Mutter, um sie zu umarmen. Ich sah, wie auch sie Tränen in den Augen hatte.
Zum ersten Mal in meinem Leben, sah ich auch etwas anderes. Mein Vater versuchte es zwar zu verbergen, aber es gelang ihm nicht. Die Tränen liefen ihm die Wangen herunter. Ich stand auf zog Marcus hinterher und ging zu ihm.
Beide umarmten wir ihn und ich küsste seine Wange.
„Danke, Pa, Ich liebe dich…,“ mehr brachte ich nicht heraus.
Ich löste mich aus der Umarmung und ging zu Ma und Mia. Als ich sie umarmte gab mir erst meine Mutter einen Kuss auf die Wange und anschließend Mia.
„Du musst Marcus gern haben, ja!“, sagte Mia zu mir, „er ist doch mein alles…“.
Ich schloss meine Mutter und Mia in meine Arme ein und weinte hemmungslos.
„Mia, Ma, Ich hab euch lieb…“, mehr konnte ich nicht sagen.
Ich spürte einen Arm, der sich um mich legte, sah kurz auf und sah in diese wunderschönen schwarzen Augen. Über uns legten sich noch ein paar Arme und mein Vater umschloss uns alle. So standen wir eine Weile da.
Schließlich lösten wir uns aus unserer Umklammerung und setzten uns wieder an den Tisch.
„Was ich sagen wollte“, begann mein Vater mit tränenerstickter Stimme, „Mia und Marcus kommen mit nach Garmisch. Aber ich muss erst noch Plätze besorgen. Wird nicht leicht werden, aber wir haben ja schon immer alles hinbekommen.“
Ich konnte es nicht fassen! Mit Mia und Markus zusammen in den Winterurlaub! Mann! Ich war in diesem Moment der glücklichste Mensch auf der Erde! Auch Mia und Marcus hörten es und stürmten auf meine Eltern zu.
Ich konnte meine Gedanken noch nicht recht fassen. Wir sollten wirklich zu fünft




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Der Dieb – Teil 2
Viel war noch zu tun in den letzten Tagen. Es mussten noch Sachen für die beiden gekauft werden, und einige Besorgungen getätigt werden. Zum Teil war es schon ganz schön hektisch.
Marcus und Mia staunten nicht schlecht, wie unsere Familie miteinander umging. Es war immer lustig, es war nie Streit. Allmählich tauten sie richtig auf und fühlten sich schon richtig geborgen.
Leider gab es nach der ersten Nacht nicht mehr die Möglichkeit mit Marcus ein Bett zu teilen. Das war das einzige, was mir nicht gefiel. Aber vielleicht würde sich ja was in Garmisch ergeben.
Meine Eltern hatten am meisten zu tun. Es musste ein Antrag auf Pflegschaft für die beiden gestellt werden. Dabei kam ihnen zugute, dass sie schon immer Pflegekinder aufnehmen wollten, was mir aber bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war.
Vielleicht kam es der Sache auch zugute, dass mein Vater ein ziemlich angesehener Anwalt war. Aber Hauptsache es hatte alles geklappt und nun saßen wir im Auto und waren unterwegs nach Garmisch.

„He, alle wach werden“, kam es von meinem Vater.

„Wir machen erst mal eine Pause und gehen etwas essen“.

Ich sah zu den beiden und was für ein Strahlen war da, in diesen vier Augen! An der Tankstelle stiegen wir aus, mein Vater versorgte das Auto mit dem nötigen Saft und wir gingen schon in die Raststätte und schauten uns das Angebot an.

„Sag mal“, leicht zog mich Marcus am Ärmel aus dem Hörkreis meiner Mutter.

„Wird das nicht ganz schön teuer?“

Mann, wie niedlich er mich anschaute. Dieser Blick ging mir durch und durch.

„Mach dir mal darüber keine Gedanken, das können wir uns schon leisten.“

Verlegen schaute Marcus zu Boden. Ich streckte meine Hand aus und griff an sein Kinn. Hob seinen Kopf, bis sich unsere Augen wieder fanden.

„Marcus, kein Problem, wirklich!“

Seine Augen fingen wieder an zu strahlen und ich bekam ein kribbeln im Bauch, dachte, es würde mir jeden Moment die Füße wegziehen.

„Kommt ihr?“, rief es von unten.

„Ja, Mia. Wir kommen“, und ich ließ sein Kinn los.

Wie gern hätte ich es zu mir herangezogen und dann… Wieder alle zusammen, gingen wir und jeder suchte sich sein Essen aus. Es war lustig am Tisch. Pläne für die ersten Stunden wurden geschmiedet und ebenso wieder verworfen.

„Ich hab bis jetzt noch keinen Schnee gesehen“, Mia war es anzuhören, dass sie nicht glaubte welchen in Garmisch vorzufinden.

„Brauchst keine Angst zu haben“, redete meine Mutter beruhigend auf sie ein, „wir haben noch zwei Stunden vor uns und dann sieht es schon ganz anders aus“.

An ihrem Blick sah ich, dass sie es dennoch nicht glauben wollte. Ein Blick zu Marcus und wir konnten nicht mehr an uns halten. Wir prusteten los und mussten über Mia lachen.

„Ach, Mia, kannst es glauben, du wirst noch so viel Schnee dort haben, dass du nur bis zur Nasenspitze herausschauen kannst.“

Nun konnte sie es nicht mehr abwarten und wurde unruhig. Also beendeten wir unsere Pause früher, und machten uns auf die letzte Etappe. Die Landschaft flog an uns vorbei und begann langsam weiß zu werden.
Immer wieder warf ich einen Blick zu Marcus rüber. Er sah verträumt aus dem Fenster, und ab und zu huschte ein Lächeln über sein Gesicht. An was er wohl denken mochte? Oder an wen? Mann, er sah aber auch toll aus.
Ich musste mal wieder tief in mich rein hören. Diese Schwärmerei für ihn, war mir nun schon fast peinlich. War ich etwa auf dem Weg mich wirklich in ihn zu verlieben? Aber konnte es denn sein? Durfte es sein?
Was würden meine Eltern dazu sagen, wenn ich mich gerade in ihn verlieben würde? Sicher, sie wussten dass Marcus schwul war und akzeptierten es. Ich bin doch aber ihr Sohn! Der Stammhalter der Familie.
Diese Grübelei zog mich tief hinunter. Ich war plötzlich von einem Hochgefühl in ein tiefes Loch gefallen. Auch hatte Marcus es noch nie zu mir gesagt, dass er schwul ist. Setzte er voraus, dass ich es durch meine Eltern erfahren hatte, oder wollte er es mir nicht sagen?
Und vor allem: WAR ICH WIRKLICH SCHWUL? Mir kam die Idee, die beiden mitzunehmen, auf einmal total verrückt vor. Ich kämpfte mit meinen Tränen einen schweigenden Kampf mit mir selbst.
Aber das war wieder egoistisch von mir. Die beiden waren ja total lieb, um nichts in der Welt hätte ich sie zurückgelassen! Was ist denn da in meinem Kopf los? Ich schaute zu Marcus, und er mir in diesem Moment direkt in die Augen.
Er erschrak, als er mich so sah. Schnell drehte ich mich wieder zum Fenster. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Zuerst lag sie nur drauf, als keine Reaktion von mir kam griff sie leicht zu. Der Griff verstärkte sich immer mehr, bis ich ihn endlich ansah.
Er hatte weit aufgerissene Augen und sah mich verstört an.

„Was ist“, flüsterte er mit belegter Stimme.

Ich schüttelte leicht den Kopf und drehte mich wieder zum Fenster. Wieder griff die Hand zu und ich schaute zu ihm.

„Was ist denn? Ist was passiert? Phillipp, rede doch“, er sagte es so leise, das es kaum zu verstehen war. Aber dieser Blick in seinen Augen…

Schnell holte ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und trocknete meine Tränen.

„Ist schon gut, war nichts Wichtiges“, aber er schaute mich immer noch fragend an.

Ich schenkte ihm ein Lächeln, zwar ein gezwungenes, aber immerhin. Hoffentlich hatte ich ihm nun nicht die Stimmung verdorben. Die letzten Minuten der Fahrt zogen sich endlos hin, aber schließlich hat alles Mal ein Ende.
Wir waren endlich da und Mia hopste vor lauter Freude in den größten Schneehaufen, den sie finden konnte. Marcus ging zu ihr und ließ sich auch hineinfallen. Meine Eltern beobachteten die beiden und die Freude stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
Ich stand immer noch ratlos da. Bis Marcus aufsprang auf mich zukam, mich packte und in den Schnee warf. Mia schaufelte mir erst mal eine Ladung Schnee ins Gesicht und Marcus sah mich ernst an.

„Phillipp, was war denn vorhin?“ während uns Mia mit Schnee eindeckte.

„Marcus, schon gut, wir reden ein anderes Mal darüber, bitte versteh mich. Es hat nichts mit dir zu tun“, obwohl ich genau wusste, dass er sehr wohl damit etwas zu tun hatte.

Aber diese ganze Schneeaktion brachte mich auf andere Gedanken und Mia schaufelte immer noch kräftig. Meine Eltern lachten herzlich über uns und machten schon die ersten Fotos. Ich im Schnee und Mia am schaufeln, Markus im Schnee und Mia und ich am schaufeln und schließlich wir drei im Schnee und Schneeengel machen.
Es dauerte eine Weile, bis wir uns so einigermaßen von der weißen Pracht befreit hatten und zum Haus gingen. Mir fiel ein, dass ich noch gar nicht wusste, wie wir untergebracht sind. In den letzten Jahren hatten wir immer ein Apartment mit zwei Zimmern, die durch einen Flur getrennt waren.
Ich hatte immer das Wohnzimmer für mich, aber nun mit Mia und Marcus würde das doch ganz schön eng werden. Der Vermieter kam und begrüßte uns freundlich, man kannte sich. Die neuen in unserer Mitte wurden auch freundlich begrüßt und schon ging es ins Haus.
Ja, das Apartment das wir auch die letzten Jahre hatten wurde aufgeschlossen. Na, gut, wird zwar eng, aber wir wollten ja eh nur hier schlafen und vielleicht noch ein wenig fernsehen. Aber der Vermieter hatte noch einen Schlüssel in der Hand und ging die Treppe weiter nach oben.

„Schau nicht so“, sagte mein Vater zu mir, „ihr müsst schon hinterhergehen wenn ihr auch euer Zimmer wollt. Mia bleibt bei uns“ und die drei verschwanden, die Tür schloss sich und Marcus und ich schauten uns fragend an.

„Los, hinterher“, sagte ich leise zu Marcus und wir rannten die Treppe hinauf.

„So, dass ist dann euer Zimmer“, sagte der Vermieter und schloss die Tür auf.

Mann, Ich war echt platt! Vorsichtig gingen wir rein und standen auch gleich in einem Wohnzimmer mit Lümmelcouch und Fernseher. Dahinter war das Schlafzimmer mit einem Doppelbett, Schränken und Hockern.
Eine Tür führte direkt in ein Badezimmer mit Badewanne und Dusche. Wir sahen uns begeistert an und fielen uns lachend in die Arme.

„Das freut mich, dass es euch gefällt“, meinte der Vermieter, drückte mir den Schlüssel in die Hand und verließ die Wohnung.

Wir waren beide hochrot, kam das noch vom einseifen draußen oder weil wir so erfreut waren?

„Marcus, ich muss dir etwas sagen“, setzte mein ernstes Gesicht auf und sah ihn an.

„Hoffentlich nichts Schlimmes, oder?“, besorgt sah er mir in die Augen.

Mann! Dieser Blick wieder. Ich konnte meine ernste Miene nur mit Mühe beibehalten.

„Das Bett nehm ich, du musst auf der Couch schlafen!“ sagte ich und musste aufpassen, um nicht loszulachen.

Er verzog sein Gesicht, man konnte die Traurigkeit sehen, die Bände sprachen.

„Komm her“, und zog ihm in eine Umarmung, „wenn du ganz lieb bist, darfst du ja mal fragen, ob du das zweite Bett haben darfst“.

Er schaute mich mit diesem Blick an, mit dem ich ihm nichts abschlagen konnte.

„Ja, ich glaub du bist lieb, darfst bei mir schlafen“, und er zog mich fest an sich.

Unsere Köpfe waren ganz dicht beieinander und nur wenige Zentimeter trennten unsere Lippen. Aber auf einmal löste er sich aus der Umarmung.

„Wir sollten das Gepäck holen“, drehte sich um und ging zur Tür.

Das gab mir einen kleinen Stich. Hätte ich mich doch jetzt gern von ihm küssen lassen. Ich war soweit. Aber war ich es auch wirklich? Wieder diese Unruhe in mir. Nein, es war richtig, sich erst ums Gepäck zu kümmern.
Auf dem Weg nach unten begegneten wir meinem Vater mit Reisetaschen in der Hand.

„Na, gefällt euch euer Zimmer?“

„Danke Paps, es ist toll, können wir noch etwas helfen?“ fragend schauten ihm vier Augen an.

„Nein, mir nicht, aber eure Sachen müsst ihr schon selber rauftragen. Das Auto ist offen. Den Jetbag laden wir nachher gemeinsam aus“, sprach es und verschwand in seinem Apartment.

Wir liefen zum Auto, nahmen unsere Taschen und schleppten sie die Treppen hinauf.

„Marcus, auspacken können wir nachher in Ruhe. Wir sollten erst mal nach unten gehen und nach Mia schauen, oder?“

„Klar, ist ja unsere Bude“, dieses Lächeln, wie konnte er mich immer so schnell weichkochen?

Im Zimmer meiner Eltern bot sich uns das absolute Chaos. Und Mia mittendrin!

„Jungs, lasst mich erst mal in Ruhe auspacken! Am besten geht ihr mit Vati und räumt den Rest aus“, sprach sie und schnappte sich die nächste Tasche.

Ich ging mit Marcus zum Auto, wo mein Vater schon am öffnen des Jetbag war. „

Gut, dass ihr kommt, Phillipp, schließe schon mal die Skikammer auf und Markus kommt mal her“, wir verteilten uns.

Marcus bekam die Ski von meinen Eltern und kam zur Kammer.

„Mann, ist ja alles vom feinsten hier“, und schaute mich groß an.

„Ja, haben die erst alles letztes Jahr gebaut. So stehen die Skier immer trocken, und dort, an diesem Halter kann man die Schuhe hängen. Das sind kleine Heizungen, dass sie austrocknen.“

„Sag mal Phillipp, ihr habt alle Ski und Schuhe und was ist…“

„Ihr bekommt auch welche, die werden wir bestimmt noch heute ausleihen. Ihr müsst ja erst mal wissen, ob es euch überhaupt liegt, ob ihr damit klarkommt.“

Er sah mich mit großen Augen an.

„Ich hatte, als ich in der Skischule war auch nur ausgeliehene Sachen. Aber als es mir gefiel, hab ich eigenes Zeug bekommen. Die Skianzüge sind natürlich was anderes. Die kann man auch ohne zu fahren anziehen, es soll ja warm sein oder?“

Wir gingen wieder zum Auto, wo mein Vater schon mit meinem Paar Skiern stand. Marcus nahm sie und beäugte sie.

„Was, du fährst mit Kinderski?“ und konnte sich ein Lachen nicht unterdrücken.

„Ha, Ha, Kinderski. Das sind Snowfuns, die sind so kurz. Aber lern erst mal mit richtigen zu fahren, dann kannst du ja auch mal solche kleinen versuchen“, gab ich schnippisch zurück.

Er lächelte mich immer noch an, griff sich noch eine Tüte mit Schuhen und ging zur Kammer. Ich wurde auch noch mit Tüten behangen und folgte ihm. Mein Vater kam als letztes.

„So, dann kann es ja morgen losgehen. Wenn Mutti fertig ist, gehen wir die Skipässe holen und Skier für unsere beiden Neulinge ausleihen“, und er lächelte verschmitzt Marcus an.

Wie süß er war, mit dieser leichten Röte im Gesicht. Kälte, oder war er etwa schüchtern? Im Haus warfen wir einen kurzen Blick in das Apartment meiner Eltern, Mutti war noch am auspacken. Also zogen wir es vor, nach oben zu gehen um auch noch etwas auszupacken.
Schnell wurden wir uns einig über die Aufteilung der Schränke und es war einfach schön. Ich war mit Marcus allein im Zimmer und wir hatten viel Freude beim Auspacken. Sonst überließ ich diese Arbeiten immer meiner Mutter, aber nun war es etwas ganz anderes.
Wir flachsten über alles Mögliche, als es an unserer Tür Klopfte. Marcus eilte hin und öffnete. Mia stand davor und er nahm sie auf den Arm. Sie legte den Kopf an sein Ohr und flüsterte etwas, was ich nicht verstand.

„Mia, du brauchst keine Angst zu haben, das wirst du sehen“, sprach Markus beruhigend auf sie ein.

„Was ist denn Mia?“, schließlich wollte ich auch wissen, was sie bedrückte.

„Sie hat das selbe Problem, wie ich vorhin“, ich sah Marcus fragend an.

„Na, sie hat keine Ski und weiß nicht, wie sie fahren soll“, sprach er und stellte die Kleine wieder auf den Boden.

„Komm mal her Mia“, und ich nahm sie auf den Arm.

„Wenn meine Ma fertig ist mit auspacken, dann gehen wir dir welche holen. Hast du denn schon eine Farbe überlegt, ich mein, welche du haben möchtest?“ ihr Gesicht zeigte wieder diese strahlende Freude, die ich immer bei den beiden bewunderte.

„Ich will rosa, wenn es geht“, und strampelte, so dass ich sie wieder auf dem Boden absetzen musste.
Sie rannte geschwind einmal durch unser Apartment.

„Ihr sollt herunterkommen, hab ich fast vergessen zu sagen“, und schon war sie durch die Tür auf der Treppe nach unten.

„Na dann wollen wir mal“, sagte ich zu Marcus, „der erste Tag ist bei uns immer was besonderes. Wir kaufen die Skipässe und sehen zu, wie die Leute die Piste runterkommen. Dann gehen wir gemütlich essen. Danach wird sich hingelegt.“

Marcus schaute mich verwundert an.

„Was, so früh schon hinlegen?“

„Na, ja, du kannst gern noch länger aufbleiben, aber morgen um acht Uhr klingelt der Wecker. Und, das wird ein anstrengender Tag für dich. Oh, ja, lass dir das gesagt sein. Da spricht nur Weisheit aus mir.“

Er knuffte mich in die Seite, schnappte sich seine Jacke und verschwand durch die Tür. Wir hatten nur wenige Meter zu laufen und standen schon am Eingang der Seilbahn. Marcus und Mia schauten den Skifahrern zu, die mit elegantem Schwung dort ankamen.

„Ist das toll, das möchte ich auch können“, sagte Mia.

Ich trat an Marcus heran, legte einen Arm um seine Schulter und genoss es, so da zustehen.

„Phillipp, ich glaub ich werd nicht mehr, wie die alle fahren können! Das… das möchte ich auch!“, er drehte sich zu mir und umarmte mich.

Oh Gott, wie fest er mich drückte!

„Das werde ich dir nie, niemals vergessen! Ich bin so glücklich…“ und meine Knie wurden weich wie Butter.

Ich spürte sein Zittern, seine innere Anspannung, was aber nicht dazu beitrug, dass ich wieder Festigkeit in meine Beine bekam. Ich war so überwältigt – ich kann es nicht beschreiben. Als wir uns lösten, sah ich einen Augenblick, wie sich eine Träne aus seinem Auge löste.
Er drehte sich wieder der Piste zu und beobachtete die Fahrer mit offenem Mund.
Mia kam zu mir und zupfte mich am Ärmel. Erst da bemerkte ich sie. Ich griff ihr unter die Arme und hob sie hoch.

„Ob ich das auch mal kann?“ fragte sie und ich konnte nur mit tränenerstickter Stimme sagen: „Das wirst du, das wirst du…“

Meine Eltern waren in der Zwischenzeit die Skipässe besorgen.

„So, alle herkommen und die Pässe in die Ärmeltaschen stecken. Aufpassen, dass sie ordentlich zu sind und dann nicht wieder aufmachen. Nicht dass einer verlorengeht“.

Ich half Marcus, der noch nicht einmal mitbekommen hatte, dass in seinem Ärmel auch eine Tasche war.

„Pass schön darauf auf“, sagte ich lächelnd zu ihm, welches er erwiderte.

Wie liefen einen kleinen Abhang hinunter und betraten den Skiverleih. Es dauerte auch nicht lange und Mia und Marcus hatten alle Sachen beisammen. Auch ein Helm durfte nicht fehlen. Mia war besonders stolz auf ihre rosa Skier.
Beim Essen, in einer gemütlichen Gaststätte, wurde der Plan für morgen besprochen. Mia war schon aufgeregt, wie wohl eine Skischule sein würde? Sie plapperte unaufhörlich und meine Eltern kamen aus dem lachen nicht mehr heraus.

„Marcus, dein Skilehrer erwartet dich um halb zehn. Ich würde vorschlagen, dass wir mit der Bahn hinfahren, denn die Kurse sind nicht hier“, sagte mein Vater zu ihm.

Er nickte freudestrahlend und ich verlor mich wieder in seine Augen…

„Soll ich mit der Bahn fahren, oder soll ich mit den Skiern hinkommen?“

„Das kannst du dir aussuchen, wir fahren mit den beiden mit der Bahn. Aber wie ich deine Ungeduld kenne, wirst du sicher mit Skier hinkommen“, lächelnd schaute mich meine Mutter an.

Wie gut sie mich kannte. Sicher wollte ich bei Marcus bleiben, aber die erste Fahrt lockte. Hatte mich ja schon ein ganzes Jahr darauf gefreut.

„Ich denke, ich fahre mit den Ski, muss erst mal wieder testen, ob ich noch fahren kann“, sagte ich in die Runde. Marcus lächelte mich an, also verstand er mich.

Nach dem Essen schnappte ich mir Marcus seine Ski, er nahm seine Schuhe und wir gingen zurück. Auf der Treppe verabschiedeten wir uns.

„Denkt daran, euren Wecker zu stellen. Frühstück ist um acht Uhr bei uns im Zimmer“, sprach meine Mutter und schloss die Tür.

Wir eilten in unser Zimmer und machten uns für die Nacht fertig.

„Willst du erst duschen gehen, oder soll ich zuerst“, fragend schaute ich Marcus an.

„Nein, geh du erst, ich möchte noch auf den Balkon eine rauchen.“

Das war es, was mir die ganze Zeit gefehlt hat. Vor lauter Aufregung hab ich ganz vergessen, selbst eine zu rauchen. Vielleicht sollte ich doch aufhören. Schließlich ging es schon den ganzen Tag ohne Sargnagel.
Er verschwand auf dem Balkon, ich schnappte meine Sachen und ging in die Dusche. Wie schön das warme Wasser sich anfühlt, wenn es den Körper hinab lief. Meinem kleinen Freund gefiel es auch, streckte er doch den Kopf in die Höhe. Also musste schnell Erleichterung her.
Wieder sah ich nur Marcus vor mir und es kam mir gewaltig. Als meine Sinne wieder beieinander waren, fiel mir ein, dass ich die Tür gar nicht abgeschlossen hatte. Eine Unruhe machte sich in mir breit und schnell beendete ich meine Körperpflege.
Schnell abgetrocknet und in meine Schlafsachen gehuscht. Als ich aus dem Bad kam, war das Schlafzimmer leer, auch auf dem Balkon war keiner mehr. Ich lief ins Wohnzimmer und sah Marcus auf der Couch liegen, er schlief schon. Sollte ich ihn wecken, oder einfach liegenlassen.
Vorsichtig näherte ich mich. Ich ging neben ihn in die Hocke, so dass sein Gesicht ganz nah war. Ich hätte ihn sofort küssen können, aber da schlug er überraschend die Augen auf. Ich bekam einen Schreck und zuckte zurück.

„Hallo, bin wohl eingeschlafen, war alles ein bisschen viel heute“, murmelte er leise.

„Kannst duschen gehen und dann ganz schnell ins Bett“, er sah mich dankbar lächelnd an.

„Ich geh dann mal“, wir erhoben uns.

Er ging ins Bad und ich musste mir meine warmen Sachen anziehen. Nun musste ich eine rauchen. Der Anblick von Marcus ging mir nicht aus dem Kopf. Ständig war er in meinen Gedanken.
Ich glaub, ich bin verliebt! Würde er aber meine Gefühle erwidern? Alles wirbelte in meinen Kopf. Ich drückte die Kippe aus und flüchtete wieder ins Zimmer. Es war trotz warmer Jacke saukalt draußen.
Im Bett ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Als Marcus ins Schlafzimmer kam, hatte mich schon ein fester Schlaf übermannt. Der Wecker riss mich aus dem Schlaf. Schnell wollte ich ihn ausmachen, aber neben meinem Bett stand er nicht.
Wie kam er nur auf Marcus Seite? Hatte ich ihn gestern Abend eigentlich noch gestellt? Marcus schnellte neben mir hoch und machte diesem schrecklichen Geräusch ein Ende.

„Guten Morgen“, sagte er „warst ja gestern ganz schön schnell weg gewesen“.

Dieses Lächeln von ihm am frühen Morgen!

„Hast du den Wecker gestellt?“

„Ja, du hast es wohl nicht mehr geschafft. So, wer soll zuerst ins Bad?“

Ich hüpfte aus dem Bett und rannte ins Bad.

„Bin schon weg“, rief ich noch, ehe ich die Tür schloss zog.

Im Bad erst bemerkte ich, dass ich wieder mal eine richtig schöne Morgenlatte hatte! Hoffentlich hat das Marcus nicht gesehen… Das Blut schoss mir in den Kopf. Panik machte sich in mir breit. Hoffentlich denkt er nicht….
Auf jeden Fall war mir nun nicht mehr nach einer ausgiebigen Dusche zumute. Ich duschte ganz fix, meine Erregung war auch verschwunden und nach dem Zähneputzen verlies ich schnell das Bad.

„Kannst rein“, sagte ich zu Marcus, der wartend auf dem Bett saß.

„Bin gleich wieder da“, lächelte er mich an.

Sollte er doch etwas mitbekommen haben? Na gut, nun war es nicht mehr zu ändern. Aber dieses Lächeln hatte nichts Hintergründiges. Vielleicht bildete ich mir auch nur etwas ein. Ich war gerade fertig mit dem anziehen, als er nur mit einem Badetuch um die Hüfte aus dem Bad kam. Was für ein Bild! Ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.

„Ich warte vorne auf dich“, löste meinen Blick von ihm und ging ins Wohnzimmer. Hoffentlich wird das nicht so weitergehen. Irgendwann würde er sicher etwas merken.

„Wir können“, riss er mich aus meinen Gedanken und vom Sessel hoch.

„Gut, sie werden schon warten“.

Wir schlichen die Treppe hinunter und klopften vorsichtig an die Tür. Ich nahm den Brötchenbeutel von der Klinke und drückte sie vorsichtig hinunter. Die Tür öffnete sich langsam und Mia kam uns entgegengerannt.

„Hallo ihr zwei. Heute geht es endlich in den Schnee, “ plapperte sie drauflos.

Schon hatte ich sie auf dem Arm und sie quiekte vergnügt.

„Markus, freust du dich auch schon“, strahlte sie ihm an.

Ich übergab ihm die kleine und er flüsterte ihr ein hörbares „ja!“ zu.

Tatsächlich, die Freude war den beiden ins Gesicht geschrieben. Ich öffnete den Brötchenbeutel und schüttete das Gebäck in einen Korb.

„So, dann alle an den Tisch“, meiner Mutter war die Freude auch anzusehen. Mein Vater sah glücklich in die Runde, so konnte der Urlaub beginnen.

Nach dem Frühstück, das wie immer turbulent zuging, machten wir uns auf, um uns in unserem Appartement umzuziehen. Es ging alles sehr schnell, wollten wir doch die ersten draußen sein.

„Sag mal, sollen wir auf Socken nach unten, oder lassen wir die Schuhe in der Skikammer?“

Ich sah Marcus verständnislos an.

„Du kannst auch barfuß gehen, Hauptsache wir kommen heute noch runter“, lachend stupste ich ihm in die Seite, „ich lasse meine Schuhe jedenfalls in der Kammer. Ach so, schon mal aus dem Fenster gesehen? Es hat geschneit.“

Er schüttelte seinen Kopf, wohl selbst erkennend, wie dumm die Frage war. Schnell schloss ich noch unser Appartement ab und verstaute den Schlüssel in einer extra Tasche, die ich den ganzen Tag nicht öffnen würde.
Vor dem Haus erwartete uns Mia schon mit einem Schneeball, dem wir geschickt auswichen.
„He, du kleine, na warte“, riefen wir beide im Chor und machten ebenfalls einige Bälle, die sie aber trafen.

Nicht doll, aber sie hatte damit nicht gerechnet. Quiekend suchte sie Schutz hinter meinen Vater, der als Deckung herhalten musste. Aber so wurde das Ziel für uns nur noch größer.

„Gut, gut, wir ergeben uns“, rief er lachend und wir stellten unseren Beschuss ein.

Meine Mutter lächelte, als sie den Fotoapparat einsteckte. Als ich das sah, wusste ich, was ich vergessen hatte.

„Moment, bin gleich wieder da“, und schon war ich wieder im Haus.

Schlüssel wieder raus, Tür auf, ins Zimmer gestürmt und meinen Fotoapparat geschnappt. Dann alles wieder retour und ich stand in der Skikammer. Mann, wie hatte ich mich darauf gefreut! Endlich wieder die Schuhe anziehen, meine Snowfuns schnappen und auf zum Berg! Und dann noch in so einer Begleitung. Ach ja, da fiel mir wieder ein, dass ich die erste Fahrt allein machen würde.
Oder sollte ich doch mit dem Zug mitfahren um bei den vieren zu bleiben. Zweifel überkamen mich. Mein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände, oder war ich so leicht zu durchschauen?

„Wir treffen uns ja gleich. Ich wünsche dir eine schöne erste Fahrt und sei vorsichtig, kein Bein brechen! Wir wollen ja noch was zusammen unternehmen“, flüsterte Markus in mein Ohr.

Ich sah ihn dankbar an und lächelte.

„Du scheinst mich gut zu kennen. Okay, treffen wir uns nachher.“

Wir schnappten uns die Sachen und gingen in Richtung Lift.

„Phillipp, fahre vorsichtig. Wir warten dann auf dich“, sprach meine Mutter und ging zusammen mit den anderen zum Bahnhof.

Ich drehte mich noch einmal um. Sie winkten mir zu und ich sah in die Augen von Marcus. Mir ging eine Gänsehaut den Rücken runter. Wie toll er aussah. In seinem Anzug, mit dem Helm auf, aus dem links und rechts die langen Haare rausschauten.
Ich musste mich zusammenreißen, drehte mich um und lief zum Lift. Ich sehe ihn ja gleich wieder, tröstete ich mich selbst. Nun war es soweit! Für mich der offizielle Beginn des Urlaubs. Ich saß fast allein in der Gondel, die mich auf den Berg bringen sollte.
Das ältere Ehepaar unterhielt sich leise und meine Gedanken waren bei Marcus. Hoffentlich lernt er schnell, dann könnten wir jeden Tag unseren Spaß haben. Oben angekommen schnallte ich meine Ski an. Ehrfürchtig betrachtete ich die Abfahrt.
Sie kam mir steiler vor, als letztes Jahr. Ich war aufgeregt. Diesmal aber eher, um mich vor der Schaar kleiner Steppkes, die mit der Skischule unterwegs waren, nicht zu blamieren. Vorsichtig schob ich mich an den Rand der Abfahrt, noch ein bisschen weiter und schon rutschte ich langsam los.
Die Knie zitterten mir. Ich stellte die Ski auf die Kante, einen Bogen nach rechts, einen Bogen nach links und mich ergriff das herrliche Gefühl, wieder zu fahren. Es klappte, als ob ich erst gestern das letzte Mal gefahren wäre.
Okay, ein bisschen würde ich wieder an meiner Technik feilen müssen aber es sah schon mal gut aus. Ich fuhr den „Hexenkessel“ nach unten, um dann mit dem Sessellift wieder zum Anfang zu gelangen.
Ich überschlug in Gedanken die Zeit, die ich brauchen würde um am Treffpunkt zu sein. Die anderen würden so ca. eine halbe Stunde brauchen, ich war etwas schneller. Also konnte ich noch eine Fahrt im Hexenkessel machen.
Es fühlte sich so gut an, auf der präparierten Piste zu fahren. Ich genoss die Fahrt und schon saß ich wieder im Sessellift. Auf der Fahrt nach oben dachte ich, wie schön es wäre, Marcus jetzt neben mir zu haben.
Na, vielleicht würde es morgen schon klappen. So unsportlich ist er ja nicht. Ich konnte es sehen, heute Morgen, als er nur im Badehandtuch gehüllt vor mir stand. Ich geriet so ins Schwärmen, dass ich fast vergessen hätte, aus dem Lift zu steigen.
Gerade noch rechtzeitig riss ich den Bügel nach oben und schon hatten die Ski Schnee unter sich. Nun aber los, sagte ich zu mir selbst. Diesmal nahm ich einen anderen Weg. Ich fuhr die Strecke, die ich noch vom letzten Jahr her kannte.
Die Fahrt war unbeschreiblich schön, alles war weiß eingepudert. Ich beeilte mich, um rechtzeitig zu unserem Treffpunkt zu kommen. Hätte ich die eine Fahrt im Hexenkessel nicht machen sollen? Egal, schließlich musste ich auch erst wieder den richtigen Schwung reinbekommen.
Also auf zur letzten Abfahrt. Unten würde ich sie treffen. Oder war ich vor ihnen da. Mist, ich wusste nicht wie lange sie noch auf den Zug gewartet hatten. Als ich mich dem Ende der Abfahrt näherte, sah ich sie schon alle stehen. Ich nahm schon weit vorher Tempo raus.
Nicht ohne Hintergedanken. Ich wollte, dass mich Marcus genau sehen konnte, wie ich ankam. Ich sah, wie sie die Arme hoben und mir zuwinkten. Gut, sie hatten mich erkannt, also wieder Tempo aufnehmen. Mit einer scharfen Bremsung kam ich vor Ihnen zu stehen, nicht ohne sie mit einer Ladung Schnee eingedeckt zu haben.

„Mann, du bist ja richtig gut“, kam es erstaunt aus Marcus Mund.

Ich rutschte zu ihm, nahm ihn in den Arm und flüsterte „das wirst du auch lernen“ in sein Ohr.

Er sah mich glücklich an.

„Ja, das will ich auch“, flüsterte er zurück.

Wie lange hätte ich so stehen können.

„So, Marcus, ich glaub da hinten kommt dein Skilehrer“, und mein Vater sah mich grinsend an.

Was war denn nun los? Hatte ich irgendwas aus der Nase zu hängen? Nein, er wird doch nicht etwa…. Doch, er hatte! Mario, der Skilehrer stand vor uns.

„Na, Phillipp, wie geht’s dir?“ fragte er mich in seinem so schön klingenden Dialekt.

„He, Mario! Damit hätte ich ja nicht gerechnet!“ und schaute zwischen ihm, meinem Vater und Markus hin und her.

„Hab ich doch gesagt, dass es ihm umhauen würde“, sprach mein Vater zu Mario und gab ihm die Hand.

Auch ich ergriff sie und strahlte freudig. Markus sah uns etwas verwirrt an.

„Also zur Erklärung: Mario war vor drei Jahren mein Skilehrer. Er hat mir in kürzester Zeit beigebracht, mit den Brettern umzugehen.“

„Und Phillipp war auch ein ungewöhnlicher Schüler. Ich hab selten so ein Talent gesehen.“

Mario strahlte mich an. Ja, ich hab es schnell gelernt, aber er war auch ein guter Lehrer.

„Mario, dann sieh zu, dass du Marcus das auch so schnell beibringst. Ich habe noch etwas vor mit ihm, in diesem Urlaub.“

Wir lachten alle herzlich. Meine Eltern verabschiedeten sich von uns, um mit Mia zur Kinderskischule zu gehen.

„So, Markus. Dann werden wir mal“, und Mario drehte sich um, um in Richtung Lift zu gehen.

Ich sah Marcus an. Waren da etwa Zweifel zu sehen? Ich ging dicht zu ihm, nahm ihn in den Arm und drückte ihn.

„Das schaffst du! Er ist ein wirklich guter Lehrer.“

Ich löste die Umarmung wieder und schubste ihn leicht in die Richtung, in die Mario verschwand.

„Na los, hinterher! Oder willst du die Schule schwänzen?“, sagte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Er wurde rot, drehte sich um und eilte Mario hinterher. Und ich stand allein da. Sollte ich Marcus hinterher? Nein, das würde ihn nur ablenken, obwohl ich es gern gemacht hätte. Zu Mia und meinen Eltern?
Nein, sie waren nirgends zu sehen. Scheinbar waren sie im Haus und meldeten die Kleine an.
Plötzlich fühlte ich mich allein und hilflos. Ich machte mich auf den Weg zum Lift. Von Marcus und Mario war nichts mehr zu sehen.
Also stieg ich ein und fuhr den Berg wieder rauf. Vielleicht würde ich sie oben sehen. Aber wollte ich die beiden stören? Nein, Marcus soll sich ganz auf das Lernen konzentrieren. Oben ließ ich mir extra Zeit um auszusteigen und zum Ausgang zu gehen.
Ich wollte ihnen nicht über den Weg laufen. Also schnallte ich meine Ski wieder an und fuhr den Berg wieder hinab. Beim Fahren kam auch wieder Freude bei mir auf. An einer meiner Lieblingsstellen machte ich eine Pause.
Ich kramte in den Taschen nach einer Zigarette und genoss sie. Meinen Blick ließ ich über die Landschaft schweifen. Der Ort im Tal, der Schnee und der blaue Himmel ließen mich ins Träumen geraten.
Im letzten Jahr bin ich auch immer allein gefahren, ging es mir durch den Kopf. Wir trafen uns immer zu abgemachten Zeiten in ein und derselben Gaststätte. Dabei bemerkte ich, dass ich keine Vereinbarung mit meinen Eltern getroffen hatte, wann und wo wir uns treffen wollten.
Ich ließ die Kippe in den Schnee fallen und machte mich auf den Weg nach unten, um sie an der Kinderskischule zu suchen. Ich sah sie von weiten am Zaun stehen. Ich bremste scharf, um sie heimlich zu beobachten. Sie hatten beide ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht. So hab ich sie schon lange nicht mehr gesehen.
Mein Vater hielt meine Mutter von hinten umschlungen fest. Ja, sie waren glücklich, dass konnte man nicht nur sehen, ich spürte es auch. Ich holte meinen Fotoapparat raus und musste ganz schön zoomen, um sie aufs Bild zu bekommen.
Ganz leise ließ ich mich an die beiden herangleiten.

„Na, wie macht sie sich“, fragte ich, und erschrocken drehten sie sich zu mir.

„Jag uns nicht noch mal so einen Schrecken ein, sonst wirst du mal richtig eingeseift“, raunte mir mein Vater zu, der sich als erstes wieder fing.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Dann entdeckte ich Mia, wie sie im V – Pflug den kleinen Übungshang hinunterkam. Sie sah lustig aus. Den Mund vor Aufregung offen und der Blick verbissen. Würde ihr Bruder jetzt auch so aussehen? Ich musste in mich hineinlächeln.
Meine Mutter sah mich nachdenklich von der Seite an. Ahnte sie meine Gedanken? Und während sie mich beobachtete bekam sie nicht mit, wie sich die Kleine Prinzessin auf einmal im Schnee suhlte. Erst als mein Vater loslachte, wendete sie den Blick von mir ab. Nun musste sie auch lachen, als sie die Bescherung sah.

„Wann und wo wollen wir uns treffen“, fragte ich sie.

„Also, Marcus seine Unterrichtseinheit geht bis elf Uhr. Wir haben ausgemacht, dass ihn Mario zur Gaststätte bringt. Dann werden wir mit Mia auch da sein.“

Meine Mutter sah mich an.

„Ich denke du kommst dann auch hin, oder?“

„Sicher werde ich dann auch da sein. Also, viel Spaß noch euch beiden, ähh, euch drei. Ich mache oben noch ein paar Abfahrten. Mal sehen, was der andere Schüler macht“, schon wollte ich mich umdrehen um zu gehen.

Aber mein Vater hielt mich am Ärmel fest.

„Alles in Ordnung mit dir“, er schaute mir tief in die Augen.

„Ja, alles bestens, wirklich. Es ist im Moment nur so komisch. Es ist keiner da. Aber wenn Marcus erst mal fahren kann, wird es schon wieder.“

„Gut, also amüsiere dich. Wir treffen uns dann um elf bei Stefan.“

Ach, Stefan. Der freundliche Kellner! Er wusste schon immer im Vorfeld, was ich wollte. Ich hab noch nicht am Tisch gesessen, da fragte er mich schon, ob es wieder ein Germknödel sein soll und ein Tee.
Ob er mich dieses Jahr wiedererkennen würde? Sicher nicht, bei so vielen Leuten, die übers Jahr dort ein und ausgingen. Ich hing meinen Gedanken noch nach, als sich die Kabinentür öffnete und ich ausstieg.
Mein Entschluss, Marcus und Mario zu suchen stand fest. Wo war ich immer mit Mario gefahren, um zu lernen? Ach ja, da fiel es mir wieder ein. Na mal sehen, ob Mario immer noch die gleichen Stellen nimmt. Die Ski wieder angeschnallt, ein kurzes Stück Bergab und zum Sechsersessellift.
Auf dem Weg nach oben suchte ich die Strecke unter mir ab, aber von den beiden war nichts zu sehen. Sicher sind sie am Schlepplift. Und den konnte ich von hier aus nicht sehen. Ich lenkte meine Abfahrt in Richtung Schlepper. Ich sah die Abfahrt hinunter und konnte die beiden tatsächlich sehen. Aber ich war zu weit weg.
Also nahm ich Fahrt auf um näher zu kommen. Hätte ich doch nicht nur nach Marcus geschaut, aber da war es schon zu spät. Ein Fahranfänger konnte seine Bahn nicht ändern und knallte mir in die Seite. Mich hob es aus und ich landete unsanft im Schnee. Der andere lag halb auf bzw. unter mir und hielt mich umklammert.

„He…“, mehr konnte ich nicht sagen.

Als wir endlich zur Ruhe kamen, sah ich in zwei erschrockene, weit aufgerissene Augen.

„Das, das… tut mir leid, ist dir etwas passiert?“ fragte mich eine freundliche, aber zittrige Jungenstimme.

„Ich weiß nicht, du müsstest mich erst mal loslassen.“

Er ließ mich los und wälzte sich von mir runter. Ich setzte mich auf. Erst mal alles checken. Arme gut, Rumpf gut, Beine gut, Ski noch in Ordnung.

„Also ich glaub bei mir ist nichts, wie sieht es bei dir aus?“ und schaute zu den Jungen.

„Ich hab mir auch nichts getan. Tut mir echt leid, aber ich konnte nicht bremsen, oder ausweichen.“

„Bist du Anfänger?“

„Ja, ich hab zwar schon ein paar Stunden gehabt, aber es reicht scheinbar noch nicht.“

„Das glaub ich gern. Und du solltest vielleicht mal versuchen, einen Helm aufzusetzen. Ist echt besser.“

Er schaute mich groß an.

„Kuck nicht so dumm. Was glaubst du, was alles hätte passieren könnten.“

„He, immer schön aufpassen“, kam es vom Schlepplift herüber.

Schnell drehte ich meinen Kopf in die Richtung und sah Mario und Markus breit grinsend an uns vorbeifahren. Auch dass noch! Wie peinlich ist das denn?

„Na schön“, brummte ich leise vor mich hin.

Ich erhob mich und musste einen leichten Schmerz in meinem Oberschenkel feststellen. Mist, wird bestimmt ein blauer Fleck. Der andere Junge erhob sich nun auch und drehte sich zu mir. Ich betrachtete ihn genauer. Er sah gar nicht so schlecht aus. Halblange blonde Haare, ein schönes Gesicht und etwa in meinem Alter.

„Ich heiße Chris“, er streckte mir die Hand hin, „tut mir echt Leid.“

Ein leicht verlegenes Lächeln umspielte seine Lippen, die so sanft aussahen. Mann was tat ich da. Ich musterte ihn, wie bei einer Fleischbeschau!

„Phillipp“, sagte ich nur und griff mir die hingehaltene Hand.

„Phillipp, bist du allein hier?“ war der aber neugierig, ging es mir durch den Kopf.

„Nein, ich bin mit meinen Eltern, meinem Freund und seiner Schwester da. Ist heute mein erster Tag und dann gleich so was.“

Chris schaute betreten. Hatte ich da auch so etwas wie Trauer in seinen Augen gesehen, als ich Freund sagte?

„Also noch mal, es tut mir wirklich Leid, ich wollte dich nicht über den Haufen fahren.“

Ich sah Chris an, sicher konnte er Marcus in meinen Augen nicht das Wasser reichen, aber er war echt süß.

„Ist gut, bist du die ganze Zeit hier, oder fährst du noch woanders?“

Wollte ich mich mit ihm verabreden, oder was sollte meine Frage jetzt? Was mach ich denn da? Er brachte mich aber auch aus dem Konzept!

„Ich fahre nur in dieser Ecke, hier ist es nicht ganz so steil. Als Anfänger ist es wohl besser. Fährst du schon lange?“

Langsam begann er mich um den Finger zu wickeln. Ich spürte es, aber es war mir nicht unangenehm.

„Ich fahre schon 2 Jahre, also praktisch bin ich im dritten. Komm, lass uns deine Sachen zusammen suchen und ein bisschen weiter an den Rand gehen, nicht dass uns noch einer reinfährt.“

Er nickte und hob seine Mütze auf, die voller Schnee war. Ich ließ mich langsam etwas tiefer nach unten rutschen und griff einem seiner Ski. Den anderen hatte er schon bei sich. Er kam auf mich zu und wir stellten uns an den Rand der Piste.
Beim Blick nach oben bemerkte ich in der Ferne, dass sich Marcus und Mario schon wieder auf den Weg nach unten gemacht hatten. Es sah gut aus, wie Marcus sich machte.

„Ist das dein Freund?“ ich schaute Chris an und nickte.

„Das sieht ja schon gut aus, wie der fährt.“

„Ja, ich glaub, er ist fast besser wie ich damals.“

Ich fummelte meine Zigaretten aus der Tasche und fingerte eine raus. Dann hielt ich Chris die Schachtel hin.

„Danke, aber ich muss aufpassen, meine Eltern dürfen mich nicht erwischen“, sprach er, und zog sich eine raus.

„Wie alt bist du denn?“

Chris überzog eine leichte Röte.

„Ich bin sechzehn und du?“

Aha, hatte ich also richtig gelegen mit meiner Vermutung.

„Ich bin auch fast sechzehn. Siehst du sie irgendwo“, und schaute ihm ins Gesicht.

„Wen, meine Eltern? Nein, ich glaub die sind andere Seite runtergefahren.“

„Also, dann“, und ich hielt ihm das Feuerzeug hin, nachdem ich meine schon angezündet hatte.

Marcus war schon verdammt nahe, wie es aussah, nahm Mario den direkten Weg zu uns. Und tatsächlich, kurz darauf standen sie neben uns.

„Na, Phillipp, wurdest du über den Haufen gefahren, oder hast du ihm umgeschubst“, fragte mich Marcus noch ganz außer Atem.

„Ich war unschuldig, na gut, wäre ich nicht abgelenkt gewesen, hätte ich es vielleicht verhindern können, aber so, tja, ist eben passiert. Aber uns geht es gut, danke der Nachfrage.“

„Kann ich auch eine haben?“ mit dem Kopf nickte er in Richtung meiner Zigarette.

„Ich glaub, du hast Unterricht, da gibt es nichts zu rauchen. Mario, ich glaub du musst den Typen noch härter rannehmen, wenn er auf solche Ideen kommt.“

„Ja, Phillipp, hast recht. Also Marcus, auf, auf, und diesmal etwas schneller!“

Mario winkte mir noch kurz zu und schon war er weg. Marcus winkte auch kurz, „macht keine Dummheiten“, und schon war er hinterher. Wirklich, er konnte schon gut fahren, ich konnte es nicht glauben, dass er erst eine Stunde auf den Brettern stand.
Sehnsüchtig schaute ich ihnen nach.

„Das ist also dein Freund?“, die Stimme von Chris riss mich wieder aus meinen Gedanken.

„Ja.“

Mehr konnte ich nicht sagen. Mir war bewusst, gerade in diesen Moment, dass ich ihn als Freund wollte, als richtigen Freund! Ich ließ meine Kippe fallen und zog meine Handschuhe wieder an.

„Ich muss los“, sagte ich nur kurz zu Chris und bevor er noch etwas entgegnen konnte, war ich weg.

Ich wollte die beiden vor mir einholen, was bei ihrem Tempo für mich leicht möglich war. Mit einem wahnsinnigen Tempo überholte ich zuerst Marcus und dann war ich auch schon an Mario vorbei, der noch kurz die Hand hob.
Unten am Schlepplift machte ich eine scharfe Bremsung. Ich sah nach oben. Mario erhöhte nun auch das Tempo und Marcus tat es ihm gleich. Und wie er fuhr! Alle Achtung. Auch der Einkehrschwung zum Schlepplift klappte hervorragend.

„Mann, du bist im Moment dabei, Phillipp als meinem besten Schüler den Rang abzulaufen“,

Mario sah von Marcus zu mir und umgekehrt.

„Es ist so geil! Mann Phillipp, das ist echt das Beste, was ich bis jetzt gemacht habe.“

Er kam noch ein Stück näher und umarmte mich. Zwar noch etwas wacklig aber er hielt mich.

„Ich mag dich, Marcus“, flüsterte ich in sein Ohr.

„Phillipp, ich mag dich auch, mehr als du dir denken kannst!“

Wurde ich rot? Na klar! Am liebsten hätte ich ihn nicht mehr losgelassen, aber er hatte noch 15 Minuten Unterricht. Ich gab ihm einen leichten Stoß gegen die Schulter.

„Los, ran an den Lift, dein Lehrer wartet schon.“

Er hat ein so breites Grinsen im Gesicht, dass ich dachte, die Ohren bekommen Besuch. Wir lösten uns und er schuffelte zum Eingang. Ich schaute ihm hinterher. Verspürte ich Sehnsucht?
Ja!
Wollte ich ihn zum Freund?
Ja!
Wollte ich es ihm sagen, dass ich mehr für ihn empfand?
Ja!
Wollte ich mit ihm… Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ich unsanft angerempelt wurde.

„Oh Mann, das tut mir echt Leid“, woher kam mir die Stimme bekannt vor? Chris! Wieder mal er!

„Sag mal Chris, willst du was von mir, oder kannst du wirklich nicht richtig fahren?“ fuhr ich ihn an. Ich griff seine Jacke und hielt ihn fest.

„Ja, ja“, mehr kam nicht von ihm, aber er schaute mir tief in die Augen.

Was war das denn jetzt. Ich musste mir meine Frage selbst noch mal überdenken. Ich bekam zwei Mal ja? Also er war Anfänger und er wollte was von mir? Oder war es nur ein so dahin gesagtes ja, ja, frei nach dem Motto >leck mich am Arsch, Meister<?
Ich wollte mir darüber keine Gedanken machen, ich wollte einfach nur Marcus hinterher.

„Los, komm, lass uns nach oben. Kannst du mit dem Schlepper fahren?“

Er sah mich an und schüttelte den Kopf.
„Los, geh vor und fahr allein, ich bleib hinter dir, falls was passieren sollte. Du musst nur darauf achten, die Ski immer parallel halten und ganz locker bleiben. Nie die Ski auf Kante stellen. Sonst kann es sein, dass es dich umhaut. Und wenn das passiert, dann solltest du schnell aus der Bahn gehen, oder robben, oder kriechen. Egal was du machst, Hauptsache du behinderst die anderen nicht, die nach dir kommen.“

Mann, war das ´ne Ansprache. Sollte vielleicht auch Skilehrer werden. Er schob sich vor mir zum Eingang, ergriff den Halter und hatte sichtliche Mühe sich zu halten. Ich folgte ihm. Nach einigen Metern sah ich, dass er sich zu mir umdrehen wollte.

„Schau nach vorn“, brüllte ich ihn von hinten an.

Nur gut, dass er es auch gleich machte. Er kam heftig ins Schlingern, konnte sich aber gerade noch so halten. Oben angekommen hatte Chris Mühe, alles richtig zu koordinieren. Er musste den Halter unter seinem Hintern hervorziehen und die Spur zum Ausgang einschlagen.
Ohne aber zu vergessen, auch im richtigen Moment loszulassen. Aber irgendwie schaffte er es, sah nicht elegant aus, aber er stand noch. Ich kam neben ihm zum stehen.

„Und, willst du noch eine Abfahrt machen, oder was“, er sah nicht gerade glücklich aus.

„Ich soll mich mit meine Eltern um elf Uhr unten an der Gaststätte treffen. Ich glaub, ich fahr dann besser da lang“, und zeigte mit seinem Skistock in Richtung Gaststätte.

„Gut, vielleicht sehen wir uns ja dann mal. Aber einen Tipp muss ich dir noch geben. Nimm noch Unterricht. Vor allem, besorg die einen Helm“, sagte ich, winkte noch kurz, und fuhr hinter Marcus her.

Auf der Hälfte der Abfahrt hatte ich die beiden wieder ein. Ich überholte sie und stellte mich unterhalb von ihnen hin. Schnell zog ich den Fotoapparat aus der Tasche und machte einige einmalige Bilder von Marcus. Ja, auch er hatte den Mund vor Anstrengung offen, er sah seiner Schwester wirklich sehr ähnlich.
Mario kam vor mir zum stehen.

„Ich glaub, der ist besser als du. Also heute Nachmittag, noch zwei Stunden üben, und dann kann er allein fahren. Zwar noch nicht die schwarzen Pisten, aber die roten schon langsam und die blauen dürften kein Problem sein.“

Marcus kam mit einem eleganten Einkehrschwung auf uns zu und stand punktgenau vor uns.

„Marcus, Marcus, was hab ich da angestellt. Du machst mir den Posten streitig, bester Schüler von Mario zu sein. Hätte ich das nur vorher gewusst. Aber nun ist es nicht mehr zu ändern.“

„So, ich lass euch nun allein, den Weg zur Gaststätte findet ihr ja. Bis nachher.“

Mario winkte uns noch mal zu und wedelte dann den Berg hinunter. Zwei Augenpaare verfolgten ihn.

„Komm, lass uns langsam nach unten fahren, bist du bereit?“

Marcus sah mich freudestrahlend an.

„Sicher, aber bitte langsam. Nicht dass ich mich noch auf die Fresse packe“, er grinste und ich sah sein Gesicht, diese traumhaften Augen, die mich schon von Anfang an gefesselt haben.

Ich ließ ihn den Vortritt, folgte ihm langsam. Oh, wie ich ihn bewunderte. So elegante Schwünge, die er in den Schnee zauberte. Aber ich bewunderte auch seinen Körper. Obwohl der Skianzug viel verdeckte, konnte ich förmlich spüren, wie er unter den Klammotten aussah.
Ich konnte mich an diesem Kerl einfach nicht satt sehen. Aus dem Augenwinkel nahm ich einen Schatten wahr, der mich irritierte. Aber es war zu spät. Unsanft wurde ich von einem Fahrer getroffen, dessen Anzug mir seltsamerweise bekannt vorkam.

„Chris! Nicht schon wieder!“ war das einzige, was ich sagen konnte, ehe ich auf der Piste aufschlug.
Diesmal lag ich deutlich unter ihm und er obenauf.

„Äh, Phillipp, das, das tut mir wirklich Leid“, stammelte er in mein Gesicht, das sich verdammt nah an seinem befand.

„Chris, es reicht jetzt!“, oh, war ich sauer, „nimm noch ein paar Stunden Unterricht!“

Ich versuchte mich unter ihm wegzudrehen, was mir aber nicht so recht gelang. „Steh endlich auf!“, fuhr ich ihm barsch an.

„Ich versuche es ja, aber ich kann nicht, oh doch, warte“, man, wollte der Typ wirklich was von mir?

Kann es sein, dass man zweimal am Tag über den Haufen gefahren wird, und dann immer von demselben? Ich glaube nicht an Zufälle, aber langsam zweifelte ich an mir. Chris hatte es endlich geschafft, sich von mir runter zu drehen.

„Chris, bitte, bitte, versuche es so einzurichten, dass du mich nicht noch mal über den Haufen fährst. Such dir endlich mal `nen anderen aus“, oh, ich war wirklich sauer.

Meine Augen suchten Marcus, der sich nur knapp zehn Meter unterhalb von uns befand. Was war das denn jetzt? Er krümmte sich vor Lachen!

„Marcus, hör auf!“, schrie ich den Hang hinunter.

„Kannst dich ja auch mal umfahren lassen!“, ich schaute sauer zu ihm, aber konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Da stand er, Marcus, hielt sich vor Lachen den Bauch und ich war glücklich ihn zu sehen.

„Chris, mach dir die Skier wieder ran und ich bring dich nach unten. Aber versprich mir verdammt noch mal, dass du erst wieder auf die Piste gehst, um Unterricht zu nehmen! Ich bin doch nicht dein Dummi, den du immer zum Bremsen nutzen kannst“, sein Gesichtsausdruck sprach Bände!

„Phillipp, das mache ich, versprochen“, aber so recht trauen konnte ich ihm nicht.

Wir sortierten uns, er machte seine Ski wieder ran und ich fuhr langsam vor ihm, nicht ohne weise Ratschläge zu geben, wie er fahren sollte. Wir rutschten an Marcus vorbei und tauschten uns Blicke aus, die mir eine Gänsehaut auf dem Rücken bescherte. Langsam, sehr vorsichtig näherten wir uns der Gaststätte.

„Fahr einfach allein nach unten“, rief ich Chris hinterher. Selbst bremste ich, und sah nach oben, wo Marcus auf mich zu kam. Perfekt bremste er vor mir.

Mann, was Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, aber er wendete sich von mir ab, nahm Fahrt auf und fuhr wie vom Teufel gejagt die letzten Meter hinunter. Überrascht von dieser Aktion gab ich nun auch Gas, und kam fast gleichzeitig mit ihm an.
Wir klopften uns gegenseitig auf die Schulter und lachten. Ich war glücklich, bis zu dem Moment, als Chris wieder kam. Er hatte mich schon wieder im Visier, aber diesmal war ich schneller.
Ich machte eine schnelle Bewegung, schon war ich aus seiner Bahn. Er rutschte an mir vorbei, landete dann unsanft im Schnee, was ihm einige bewundernde Lacher der Umstehenden einbrachte.

„Chris, nimm Unterricht“, mehr konnte ich nicht sagen.

„Marcus, Ski ab und dann erst mal in die Gaststätte, meine Eltern warten sicher schon.“

Er schaute mich niedlich an, ich hätte in seinen Augen versinken können! Schnell haben wir uns der Skier entledigt, und gingen in Richtung Gaststätte, nicht ohne dem noch immer noch am Boden liegenden Chris zuzunicken.
Voller Vorfreude, Stefan wiederzusehen riss ich die Tür auf. Ganz hinten sah ich schon meine Eltern sitzen. Ich lief auf sie zu, Marcus im Schlepptau. Plötzlich kam von der Seite ein mir bekanntes Gesicht in mein Blickfeld.

„Ah, du bist auch wieder da! Deine Eltern sitzen schon hinten. Und, wie immer, Germknödel und Tee Stefan! Wie hab ich mich gefreut, ihn wiederzusehen! „Stefan, ich nehm alles was du sagst. Aber bitte bring alles doppelt, das ist mein Freund Marcus.“

Ich strahlte über das ganze Gesicht!

„Ja, kommt sofort“, und schon war Stefan verschwunden. Immer der emsige Kellner, immer in Bewegung. Wir setzten uns zu meinen Eltern an den Tisch.

„Und Marcus, wie lief es?“, wollte mein Vater wissen.

„Er hat mir den Rang abgelaufen! Mario sagt, dass er noch besser ist als ich.“

„Na, es lief ganz gut“, wie bescheiden Marcus doch war.

„Marcus, ich bin auch ganz toll gefahren“, Mia war vor Aufregung noch ganz rot im Gesicht.

„Ja, das hättet ihr sehen sollen. Mia ist wirklich ein Talent, ihr Bruder scheint das auch zu sein“, sprach meine Mutter und zauberte Marcus eine gesunde Röte ins Gesicht.

„Phillipp ist auch gut gefahren, hab ihn meistens nur im Schnee liegen sehen“, sagte Marcus, mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht.

Meine Eltern und Mia schauten sich fragend an. Ich erzählte dann ausführlich mit meinen Begegnungen mit Chris. Es wurde viel gelacht am Tisch. Die Germknödel ließen wir uns schmecken, dann war es wieder soweit.

Marcus nächste Stunde stand auf dem Plan. Wir gingen gemeinsam raus, und Mario wartete schon auf ihn.

„Phillipp du kommst mit uns mit“, sagte mein Vater.

Ich schaute ihm verwundert an, fügte mich aber seinem Wunsch. Traurig schaute ich Marcus und Mario hinterher. Na, ich werde ihn ja in zweieinhalb Stunden wiedersehen! Das war es, woran ich mich halten konnte.

„Phillipp, wir müssen mit dir reden“, sagte mein Vater zu mir.

Ich war nicht wirklich begeistert, wollte doch bei Marcus sein. Mia rutschte derweil auf einem kleinen Abhang, freute sich, dass sie es konnte.

„Also, wie stehst du zu Mia und Marcus?“, mein Vater kam erstaunlich schnell auf den Punkt. Ich war etwas verwirrt.

„Also Mia hab ich gern, aber Marcus….“, mir versagte die Stimme.

Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Was sollte das jetzt? Was wollten sie von mir?

„Was ist mit Marcus, ihr versteht euch doch, oder etwa nicht“, hakte meine Mutter nach.

„Doch wir verstehen uns gut, sogar sehr gut“, sagte ich zu meiner Mutter.

„Und was sollte dann das aber“, mein Vater schaute mir tief in die Augen.

„Ich glaub ich hab mich in Marcus verliebt“, und wendete meinen Blick nach unten, in den Schnee.

Eine Hand ergriff mein Kinn und hob meinen Kopf. Ich sah meiner Mutter in die Augen.

„Wir wissen. Spätestens nach dem Mittag eben. Ihr konntet den Blick nicht voneinander lassen. Aber das war nicht die Frage. Wie stehst du zu den beiden?“

Ich musste schlucken. War ich so einfach zu durchschauen, oder einfach nur zu blind, um selbst zu sehen, wie ich Marcus anschmachtete?

„Ich mag die beiden. Ich liebe Marcus und ich glaube er mich auch!“

Fest sah ich meine Eltern an. Sie nickten mir lächelnd zu.

„Wir haben da eine Überraschung für dich. Heute hat das Vormundschaftsgericht entschieden, dass die beiden vorerst bei uns bleiben, vielleicht für immer.“

Ich traute meinen Ohren nicht! Langsam bewegten sich die Worte durch mein Gehirn. Und dann waren sie angekommen. Ich konnte mir einen Aufschrei nicht verkneifen. Glücklich, wie noch nie, fiel ich meinen Eltern um den Hals.
Ich konnte keine Worte hervorbringen, sah sie nur an und lächelte glücklich. Plötzlich stand Mia neben mir. Sie stieß mir gegen mein Bein. Ich drehte mich zu ihr, löste die Umarmung mit meinen Eltern und nahm sie auf den Arm.
Obwohl sie noch ihre Ski dran hatte, wirbelte ich mit ihr wild umher. Sie nahm es hin, mit einen lauten jauchzen.

„Mia, willst du meine Schwester werden?“, hatte ich sie überfordert?

Ich setzte sie wieder vorsichtig in den Schnee und ging in Hocke, um auf einer Höhe mit ihr zu sein. Die gerade noch lachende Mia schaute mich traurig an.

„Phillipp, ist das dein Ernst?“, die Frage ging mir durch und durch.

Was hatte die kleine schon alles mitgemacht? Sie sah mir in die Augen, und ich dachte bei diesem Blick, dass sie kein Kind mehr war.

„Phillipp, ich möchte dich gern zum Bruder, aber was ist mit Marcus, er ist doch mein Bruder.“

Ich sah in ihren Augen einen Glanz, den ich nie missen möchte. Es war reine Liebe zu ihren Bruder. Und die empfand ich in diesem Moment auch. Oh man, ich war Hals über Kopf in Marcus verliebt!

„Mia, ich möchte dich zur Schwester, aber ich kann Marcus nicht zum Bruder nehmen“, wie sollte ich es einer fünf jährigen begreiflich machen, was ich meinte?

„Hast du Marcus nicht lieb?“, fragte sie mich.

Ihre Augen waren fragend, Tränen bahnten sich den Weg. Diese Augen! Sie waren Marcus noch mal. Was sollte ich sagen?

„Mia, ich mag Marcus sehr gern, aber wenn du älter bist, wirst du es verstehen, was ich meine“, ich musste einen Klos hinunterschlucken.

Mir kamen die Tränen und Mia drückte mich auf einmal ganz fest an mich. „Du liebst meinen Bruder, ich weiß es, und er liebt dich auch“, wie konnte ein so kleines Mädchen so abgeklärt sein?
Ich sah sie an und wusste, dass alles gut werden würde.

„Mia, du hast Recht. Ich liebe deinen Bruder. Ich weiß nicht, ob du das schon alles verstehst, aber so ist es. Ich liebe auch dich und möchte dich gern zur Schwester, “ sie sah mich an, Tränen rannten ihr über ihre Wangen und sie drückte sich noch einmal an mich.

„Sag es ihm“, sprach sie zu mir.

Ich konnte nur nicken. Mia schaute zu meinen Eltern, beide mit Tränen in den Augen, „dürfen wir wirklich zu euch, ich mein, für immer….“, nun versagte ihr die Stimme.

Mein Vater nahm sie hoch, drückte sie an sich und meine Mutter fiel in die Umarmung ein. Ich sah die drei stehen und war glücklich, einfach nur glücklich! Diese Freude in den Augen! Mein Vater sagte einige Worte in ihr Ohr, sie begann zu zappeln und er setzte sie wieder in den Schnee.
Sie stand kaum, als sie immer noch zappelnd merkte, dass ihre Ski noch dran waren. Schon lag sie im Schnee, tobte aber weiter herum vor Freude. Wir drei standen um Mia herum und konnten nicht mehr vor Lachen!
Nach einer Ewigkeit, und mehreren Anläufen stand sie endlich wieder.

„Danke, danke!“, sagte sie nur und umklammerte meine Beine. Ich ging in die Hocke und sah in ihr nasses Gesicht.

„Mia, es ist schön dich zur Schwester zu haben, aber nun muss ich los und Marcus suchen. Er soll es ja auch wissen“, strahlend drückte sie mich noch mal, bevor ich wieder aufstand.

Ich sah meine Eltern an. Wie sie mich anschauten. Ich fiel ihnen um den Hals. Ich brachte keine Worte raus, aber es war alles gesagt.

„Ich suche Marcus, ich muss ihm was sagen“, schon drehte ich mich um, schnappte mir die Ski und ging Richtung Lift.

Im Gehen drehte ich mich noch mal zu ihnen und konnte sie lächeln sehen. Sie bedachten mich noch mit einem Nicken. So, nun schnell die Ski wieder anmachen, was mir vor Aufregung erst nicht glücken wollte.
Nach einigen Versuchen hatte ich endlich die Bindung fest. Ab zum Lift, der erstaunlicherweise nicht so voll war. Sicher, die meisten sitzen noch beim Mittag, also ging alles ziemlich schnell.
Vom Sessellift hielt ich Ausschau nach Marcus. Er sollte doch zu finden sein. Aber ich erkannte einen anderen, der gerade wieder aufstand. Chris! Ich kam mir vor, wie verfolgt. Er sah zum Lift auf und mir direkt in die Augen.
Er winkte mir zu und sagte etwas, was ich nicht verstand. Und schon war ich an ihm vorbei. Hoffentlich hilft ihm jemand, denn seinen fehlenden Ski sah ich nun, ziemlich weit oberhalb von ihm.
Er wird schon zurechtkommen, ich hatte wichtigere Sachen zu tun. Aber wo waren die beiden? Sollten die etwa schon eine schwerere Abfahrt gemacht haben? Dann würde es noch etwas dauern.
Aber schließlich mussten sie an mir vorbeikommen, wenn ich oben warten würde. Also entschied ich mich dafür, nachdem ich den Sessellift verlassen hatte, mir ein ruhiges Plätzchen zu suchen und erst mal abzuwarten.
Ich fischte die Zigaretten aus meiner Tasche und rauchte genüsslich. Verträumt sah ich den Leuten hinterher, meine Gedanken drehten sich nur um Marcus. Diese Augen…. „Na, schon keine Lust mehr“, riss mich eine sehr bekannte Stimme aus meinen Schwärmereien.

„Marcus“, mehr brachte ich nicht heraus.

„Ja, so heiß ich“, grinste er mich breit an. „Und da kommt auch Mario“, und zeigte mit dem Skistock hinter sich.

„Wart ihr eben die Abfahrt runter zur Gondel?“, blöde Frage meinerseits.

Sicher, sonst wäre er ja nicht aus dieser Richtung gekommen.

„Ja, und zu deiner Information: Marcus ist besser als du“, lachte mich Mario an.

Ich schaute ihn an, er wurde noch etwas röter im Gesicht, als er schon vor Aufregung war.

„Na, ich glaub ich kann es. Noch nicht perfekt, aber wir können schon zusammen fahren, denke ich. Aber du musst auf mich warten. So schnell wie du, bin ich noch nicht.“

Wie bescheiden er wirkte. Ich hätte ihn sofort in den Schnee schmeißen und abknutschen können, aber leider waren zu viele Leute da.

„So, ich denke das war’s. Marcus allzeit gute Fahrt, und mit ein bisschen Übung bist du genauso gut wie Phillipp“, sagte Mario zu ihm und reichte ihm die Hand.

„Und du fahr nicht wie ein wilder, mit deinen Snowfuns, du weißt, dass sie schnell sind“, und reichte mir auch die Hand.

„Äh, soll das heißen, du brauchst nicht mehr zum Unterricht“, verwundert schaute ich abwechselnd von Marcus zu Mario.

„Nein, braucht er nicht mehr“, grinste mich Mario an, „ich sagte doch sicher schon, dass er besser ist als du“, und zwinkerte Marcus zu.

„Also, macht’s gut ihr beiden und immer Ski Heil!“, schon hatte er sich umgedreht und war verschwunden.

„Marcus, du bist der Beste.“

Er grinste mich schelmisch an, „nein, du bist der Beste. Ohne dich hätte ich so etwas nie erlebt. Danke.“

Und dieses Wort hatten etwas so liebevolles, Andächtiges und vertrautes an sich, dass ich mich nicht mehr halten konnte. Ich pfiff auf die Menschen um uns rum, nahm ihn in den Arm und küsste seine Wange.
Er sah mich verträumt an. Auch ihm schienen die Leute um uns rum nicht zu interessieren. Er nahm meinen Kopf zwischen die Hände und zog ihn zu sich. Was dann geschah erlebte ich wie in einem Traum.
Er küsste mich auf den Mund! Und ich ließ es geschehen. Im Gegenteil, ich wollte, dass dieses Gefühl nie aufhört! Wir lösten uns mit hochroten Köpfen voneinander.

„Komm, lass uns ein ruhiges Örtchen suchen, ich muss dir etwas sagen“, sprach ich zu ihm und nahm etwas Schwung um loszufahren.

Er folgte mir und ich steuerte eine Stelle an, an der man nicht ganz so beobachtet war. Als wir beide zum Stehen kamen, stellte er sich wieder ganz dicht zu mir.

„Bevor du mir etwas sagen willst möchte ich dir etwas beichten“, fing er leise und langsam an.

Es dauerte eine Weile, er schien sich erst genau zu überlegen, welche Worte er verwenden wollte. Ich konnte in seinem Mienenspiel sehen, welchen Kampf er mit sich ausfocht.

„Phillipp, ich, ich… man, ich weiß nicht wie ich es sagen soll“, erwartungsvoll sah ich ihn an.

„Sag es einfach“, und aufmunternd sah ich ihn an.

„Phillipp, du musst etwas über mich wissen. Ich bin schwul“, er ließ eine Pause folgen, in der er mir tief in die Augen schaute.

Rechnet er jetzt mit einer Reaktion von mir? Ach so, nun begriff ich erst.

Er dachte, ich wüsste es noch nicht. Hat sicher nicht damit gerechnet, dass es mir meine Eltern schon erzählt hatten.

„Marcus, ich weiß, ich weiß es sogar schon lange“, tief blickte ich in diese fast schwarzen Augen.

Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Und du hast kein Problem damit?“, fragte er fast ängstlich.

Er sah mir fest in die Augen, erwartungsvoll fieberte er meiner Antwort entgegen. Aber ich ließ mir noch Zeit. Hätte er es nicht mitbekommen müssen, dass ich es auch war? Das Wissen um sein schwul sein, meine Umarmungen, die Küsse mit ihm?
Es drehte sich alles in meinem Kopf, Plötzlich wurden meine Knie weich und ich fiel einfach um. Ich konnte nur noch seine entsetzt, weit aufgerissenen Augen sehen.

„Phillipp!“, rief er entsetzt und versuchte seine Skibindungen zu öffnen.

Als er es endlich geschafft hatte warf er die Stöcke beiseite und zog sich die Handschuhe aus. Er griff mit seinen warmen Händen mein Gesicht und drehte es zu mir.

„Oh, oh man, tut mir Leid, meine Beine wollten auf einmal nicht mehr. Marcus ich…“, er schüttelte einfach mit dem Kopf.

„Psst, Phillipp, ganz ruhig. Ich kann es verstehen, wenn du damit ein Problem hast. Du wärst nicht der erste, dem es so geht, entschuldige, bitte verzeih mir.“

Ich sah ihn immer noch in die Augen, die traurig wirkten.

„Marcus, ich hab mich in dich verliebt. Ich bin auch schwul“, die letzten Worte waren nur noch gehaucht, aber er verstand sie.

Ich merkte, wie seine Hände anfingen zu zittern, er hielt noch immer mein Gesicht. Er sah mich groß an, Überraschung konnte ich in seinen wunderschönen Augen sehen, die immer größer wurden.

„Ich hab mich auch in dich verliebt…“, und sein Gesicht näherte sich meinem und unsere Lippen trafen sich.

Es war ein so unbeschreiblich schönes Gefühl! Ein Schauer nach dem anderen jagte über meinen Rücken. Ich wollte, dass es nie enden würde!

„He, du zitterst ja, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er mich mit einem sorgenvollen Gesicht.

„Ja, alles in Ordnung. Ich weiß auch nicht was eben passiert ist, aber so etwas hab ich noch nie erlebt. Plötzlich sind mir die Beine weggeknickt. Hilfst du mir auf?“

Er stand auf und hielt mir die Hand hin um mich hochzuziehen. Erst jetzt merkte ich wieder, wie mir die Knie immer noch zitterten.

„Geht es, oder willst du dich wieder setzen“, fragte er mich sorgenvoll.

„Es geht schon, nur noch einen Moment. Ich glaub, ich muss erst mal eine rauchen“, lächelte ich ihn an und kramte schon in meinen Taschen nach der Schachtel. Ich hielt sie ihm hin und er nahm sich auch eine.

Schweigend rauchten wir.

„Marcus, willst du mein Freund sein?“, woher hatte ich auf einmal diesen Mut?

„Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen“, sprach er leise in meine Richtung.

„Ich meinte MEIN Freund“, setzte ich nochmal nach, wobei ich mein anders betonte.

„Ich weiß, was du meinst, und meine Antwort bleibt dieselbe!“

Die Worte waren fest und ließen keinen Zweifel an deren Ehrlichkeit. Ich drehte mich zu ihm und wir umarmten uns.

„Marcus, es gibt da aber ein Problem“, sagte ich in sein Ohr.

Er löste abrupt die Umarmung, schob mich etwas von sich und starrte mich fassungslos an.

„Welches?“, hörte ich da ein zittern in seiner Stimme?

„Ich bekomme bald eine Schwester, und ich weiß nicht, wie die das finden wird“, lächelnd sah ich ihn an.

Ich hab ihn total verwirrt, das merkte ich an seinem Gesichtsausdruck. Er starrte mich immer noch unwissend an. Fast hätte ich mich vor Lachen in die Hose gemacht, aber ich blieb zu meinem eigenen Erstaunen ernst.

„Du musst sie fragen, ob du mit mir zusammen sein darfst. Marcus versteh mich nicht falsch, aber sie muss das O.K. geben, sonst wird es nichts mit uns.“

Seine Kinnlade klappte hinunter, er rang nach Fassung. Und ich ebenfalls. Ich hätte losschreien können, so bedröppelt, wie er vor mir stand!

„Wann du sie fragst ist dir überlassen. Sie heißt übrigens Mia und ist fast sechs Jahre ….“, weiter kam ich nicht.

Ich wurde an den Armen gepackt und schon landete ich im Schnee. Marcus lag auf mir und sah mich mit diesen wunderschönen Augen an. Sein Gesicht war ganz nah an meinem.

„Wenn du mich noch mal veralberst, dann kannst du mich mal kennenlernen“, und sein Gesicht strahlte vor Freude.

„Ich veralber dich nicht, sie wird bald meine Schwester, und ich glaub einen Bruder bekomme ich auch, aber den will ich nicht….“.

„Was, du willst mich nicht als Bruder?“ fragte mich Marcus, endlich begreifend, was ich ihm damit eigentlich sagen wollte.

Das sie Teil unserer Familie werden sollten.

„Nein ich möchte ihn als Freund! Du weißt ja, die Sache mit der Inzucht“, lachend sah ich ihn an.

„Gut, wenn das so ist, will ich auch keinen Bruder“, er wälzte sich von mir runter und wir beide rappelten uns wieder auf.

„Phillipp, ist das wahr, was du mir gesagt hast“, die Frage war immer noch ungläubig.

„Ja Marcus, es ist wahr. Mia weiß es schon. Ich denke sie hat nichts dagegen, dass wir zusammen sind. Hab sie schon gefragt“, und er bedachte mich mit einem Blick, der Bänder sprach.

„Komm, lass uns fahren und die anderen suchen, außerdem muss ich mal aufs Klo.“

Wir suchten unsere Sachen zusammen und machten uns bereit, für die Fahrt zur Gaststätte, wo ich meine Eltern vermutete. Marcus fuhr wirklich erstaunlich gut, und das schon am ersten Tag! Ich konnte gar nicht glauben, was er für ein Talent hat.
Ich sah ihn von hinten zu, wie er die Abfahrt machte, und hätte ihn sofort wieder in meine Arme schließen können. Unten angekommen hatte sich meine Vermutung bestätigt. Meine Eltern standen da und beobachteten Mia beim fahren. Marcus fuhr direkt zu ihnen und ich fuhr vorbei „muss aufs Klo“, zurufend und hielt erst an der Gaststätte.
Nun aber schnell die Ski ab und rein in die warme Stube. Natürlich lief mir mein liebster Kellner wieder über den Weg, der mein verkniffenes Gesicht sah und richtig deutete.

„Weißt ja, wo es langgeht“, sprach er zu mir, mit einem Grinsen im Gesicht.

Ja, das wusste ich, hoffentlich ist es auch frei, nicht dass noch ein Unglück geschieht. Aber meine Befürchtungen traten nicht ein. Es war frei und schnell war ich mein Problem los. Auf dem Weg nach draußen schaute ich aus einem Fenster und sah meine Eltern draußen stehen. Sie hatten Marcus und Mia im Arm. Ich blieb stehen und beobachtete sie.

„Sie sehen glücklich aus“, sprach Stefan, der sich unbemerkt neben mich gestellt hatte.

„Ja, das sind sie auch. Nein das sind wir auch.“

Stefan schaute mich an.

„Zuwachs bekommen in der Familie?“

Seine fröhliche Art riss mich wieder aus den Gedanken.

„Ja, die beiden kommen als Pflegekinder zu uns. Und der große da, das ist mein Freund!“
Strahlend sah ich ihn an. Er begriff sofort was ich meinte und hatte auch ein Strahlen im Gesicht.

„Glückwunsch, hast einen guten Geschmack“, hörte ich da eben richtig?

„Danke Stefan, ich hol die vier da draußen nur kurz rein, dann trinken wir noch einen Kaffee. Ich glaub, der ist jetzt angebracht.“

„Gut bis gleich“, sprach er noch, aber ich konnte ihn kaum noch verstehen.

Ich riss die Tür auf und prallte mit jemand zusammen. „Tschuldigung“, nuschelte ich und war im Begriff schnell weiterzugehen. Aber als ich aufsah, erkannte ich Chris!

„Schon gut, nun steht es eins zu zwei für dich“, und lächelte mich an.

„O.K.“, sagte ich nur und schon war ich an ihm vorbei.

Ich stapfte durch den Schnee zu den vieren, die sich mittlerweile aus der Umarmung gelöst hatten. Zuerst entdeckte mich Mia, die sofort auf mich zu gerannt kam.

„Phillipp, da bist du ja wieder“, und sie sprang mir regelrecht in die Arme.

„Na, kleine Schwester, einen Kakao?“, und lächelte sie an.

„Bin gar nicht mehr klein“, sagte sie schmollend, aber schon lachte sie wieder, „ja fein, ich hab Durst.“

„Und ihr?“, fragte ich die anderen, „wollt ihr auch einen Kaffee, oder Tee?“

Zustimmendes Nicken bekam ich als Antwort und schon setzten wir uns in Bewegung. In der Gaststätte herrschte ausgelassene Fröhlichkeit. Meine Eltern hatten Markus alles noch mal bestätigt, was ich ihm schon erzählt hatte. Er und Mia strahlten um die Wette.

„So, was machen wir noch mit dem restlichen Tag?“, fragte mein Vater.

Ich sah zu Marcus, er sah zu mir. Mit einem Kopfnicken verständigten wir uns. „

Also, ich und Marcus fahren bis zum letzten Lift. Wir kommen dann nach unten, wird so gegen siebzehn Uhr dreißig sein.“

„Gut, was machen wir, Mia?“

Mia konnte sich nicht recht entscheiden. Einerseits wollte sie bei uns bleiben, musste aber einsehen, dass sie noch üben musste, um die Pisten zu fahren, auf denen wir unterwegs sein wollten.
Also entschloss sie sich mit meinen Eltern noch ein bisschen auf dem Kinderhang zu fahren. Wir machten uns dann auch aus dem Staub, und enterten den Sessellift. Dumm war nur, dass wir nicht in einer Reihe standen und Marcus den Sessel vor mir bekam.
Ich sah von hinten, dass er immer noch ein wenig unsicher war, aber das war ich damals auch noch.
Oben angekommen traf ich ihn freudestrahlend wieder. Ich fuhr dicht neben ihn und flüsterte „ich hab dich lieb.“

Er strahlte noch mehr. Wie ich es liebte, diesen Kerl zu sehen, so fröhlich, so unbeschwert! Wir machten noch einige Abfahrten, allerdings konnte ich es mir leisten, mal vor ihm, mal neben ihn oder auch mal hinter ihm zu fahren.
Als ich wieder mal vor ihm war, konnte ich es mir nicht verkneifen, über eine Kleine Schanze am Rand zu fahren. Einige Meter weiter unten bremste ich und drehte mich zum Berg hinauf. Da sah ich Marcus, wie er auch auf diese Schanze zuhielt.
Ich konnte es nicht fassen. Da steht er den ersten Tag auf Ski und will schon so etwas machen?! Dass kann nicht gut gehen und schon hob er ab, verriss die Ski und landete auf dem Rücken.
Der Aufschlag war ziemlich hart und es durchzuckte mich, als ob ich selbst gestürzt wäre. Schnell machte ich mich auf den Weg nach oben, was mit Ski an den Beinen nicht einfach ist.

„Ist dir was passiert?“, rief ich schon von weitem.

Er drehte sich zu mir und ich sah sein schmerzverzerrtes Gesicht.

„Ich glaub nicht, aber das wird wohl ein paar blaue Flecken geben.“

Bei ihm angekommen, reichte ich meine Hand, um ihm aufzuhelfen. Er stand etwas wacklig auf den Beinen. Plötzlich konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen.

„Also die Haltungsnote war fantastisch, nur der Stand hat noch nicht geklappt“, dafür erntete ich von ihm einen leicht säuerlichen Blick.

Als ich den sah, konnte ich gar nicht mehr an mich halten. Ich prustete los und konnte nicht mehr mit dem Lachen aufhören.

„Also, dass das nicht gut geht hab ich schon von weitem gesehen, aber du musst ja auch deine Erfahrungen sammeln. Und, tut es sehr weh?“, fragte ich in einem immer noch lachenden Ton.

„Es war ganz schön heftig, aber ich glaub es geht wieder“, er sah schon wieder fröhlicher aus.

Letztlich musste er auch lachen.

„Oh Mann, da hast du heute aber noch was zu tun“, sprach er und streckte seinen Rücken.

„Also, du meinst sicher, dass ich deine blauen Flecken versorgen soll, oder soll ich dir beibringen, wie man über eine Schanze fährt?“

Amüsiert schaute ich ihn an.

„Eher ersteres, das zweite lass ich erst mal.“

„Gut, ich biete mich als Krankenschwester, äh, Krankenbruder an“, und musste noch immer lachen.

Wir sammelten seine Ski ein und er stieg wieder in die Bindung. Ein Blick zur Uhr verriet uns, dass wir nach unten mussten, um den letzten Lift noch zu bekommen. Ich ließ ihn vorfahren, um ihm im Auge zu behalten. Innerlich freute ich mich auf heute Abend. Sah ihn vor mir liegen, wie ich ihm mit heilender Salbe den Rücken einrieb. Fast hätte ich zu spät gebremst und wär ihm hinten rein gefahren.
Wo war ich nur mit meinen Gedanken! Wir hatten den letzten Sessel für uns allein. Sprachen aber nicht miteinander, genossen nur die Ruhe und die Zweisamkeit. Es war schön, das Licht wirkte gedämpft und der Betrieb unter uns hatte mächtig nachgelassen. Oben angekommen hielten wir nochmal an um eine zu rauchen.

„Ist dein Rücken wieder besser?“, fragte ich nun doch schuldbewusst.

„Es geht, aber dein Angebot nehme ich an, da kommst du nun nicht mehr raus.“

Ich grinste ihn an. Ich wollte da auch gar nicht raus, ganz im Gegenteil, ich konnte es gar nicht erwarten, bis es losging. Langsam fuhren wir die Abfahrt runter, die uns nach Hause bringen sollte.
Ich blieb hinter Marcus, bewunderte seinen Fahrstil. Er hatte es echt drauf. Noch fuhr er nicht so schnell wie ich, aber das würde mit der Zeit noch kommen. Unten angekommen verstauten wir die Ski in der Kammer und gingen ins Haus.
Vor der Tür meiner Eltern blieben wir stehen und klopften. Mia kam angerannt und öffnete.

„Da seid ihr ja“, rief sie aufgeregt und sprang mir in die Arme.

Mit ihr im Arm ging ich in die Wohnung und sah meine Mutter in der Küche stehen.

„Schön, dass ihr da seid, habe das Abendbrot schon fertig“, sagte sie lächelnd zu mir.

„Dann werden wir erst mal nach oben gehen und uns umziehen, sind gleich wieder da“, und schon war ich immer noch mit Mia auf den Arm im Treppenhaus verschwunden.

Die kleine quiekte vor Vergnügen, es schien ihr zu gefallen mitgenommen zu werden. Im Zimmer zogen wir uns die Skisachen aus und unsere Wohlfühlkleidung an. Und schon ging es wieder nach unten.
Der Tisch war schon reichlich gedeckt, also setzten wir uns. Es wurde viel über den vergangenen Tag geredet, vor allem wurde über Marcus gestaunt, der so schnell gelernt hat. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns von meinen Eltern und Mia und gingen wieder hoch.
Mann, war ich aufgeregt. Was würde jetzt passieren? Ich hatte zwar schon eine Vorstellung, aber ob sie sich auch erfüllen würde?

„Gehst du zuerst duschen?“, fragte mich Marcus.

Ich überlegte kurz, nickte und schnappte mir meine Sachen. Unter der Dusche ließ ich das warme Wasser an meinen Körper runterlaufen. Es war so schön, so wohltuend. Aber der Gedanke an das, was gleich passieren könnte ließ meinen kleinen Freund aufhorchen. Nein, dachte ich, das werde ich mir für später aufheben.
Also beendete ich die Dusche und trocknete mich ab. Ich zog wieder meine Wohlfühlsachen an und ging ins Schlafzimmer. Marcus war nicht da, im Wohnzimmer fand ich ihn. Er saß auf der Couch und starrte gedankenversunken in den Fernseher. Nahm mich gar nicht wahr.

„He, du bist dran“, flüsterte ich in sein Ohr.

„Äh, ja, gleich“, sagte er verwirrt.

Aus welchen Gedanken hatte ich ihn denn gerissen und ein Lächeln zog über mein Gesicht. Er stand auf und drehte sich zum Schlafzimmer in dem er auch schnell verschwand. Aber hatte ich da richtig gesehen?
War seine Jogginghose vorn etwas weiter? Allein dieser Gedanke ließ mich hoffen. Ich grinste in mich hinein. Das, was ich vorhatte musste klappen, hoffentlich ist er auch enthaltsam unter der Dusche war mein einziger Gedanke.
Mit was sollte ich ihn eigentlich einreiben? Ich musste noch mal nach unten zu meinen Eltern, brauchte etwas, was ihm die Schmerzen nahm und vielleicht noch etwas, womit ich ihm massieren konnte. Also, schnell nach unten und das Zeug holen!
Oben angekommen lauschte ich an der Dusche. Das Wasser war abgestellt, also konnte es nicht mehr lange dauern und er kommt raus. Plötzlich ging die Tür auf und er stand vor mir. Dieser Anblick ließ mich schon wieder dahinschmelzen.
Er hatte sich nur das Handtuch um die Hüften gebunden.

„Also, was ist mit deinem Versprechen“, fragte er mich und ein unsicheres Lächeln umspielte seine Lippen.
Ich hielt die zwei Sachen in die Höhe „hab alles da, am besten du legst dich auf dein Bett und ich werde dich versorgen.“
Er nickte leicht und ging zum Bett. Kurz vorher drehte er sich nochmal um und lief ins Bad zurück. Mit einem großen Handtuch in der Hand war er wieder da.

„Das lege ich lieber unter, wollen doch nicht das Bettzeug einsauen“, sagte er süffisant Lächelnd.

Er bereitete es aus und legte sich darauf. Nun lag er vor mir! Den Rücken nach oben und die Arme über seinen Kopf. Ich hätte ihn sofort umdrehen können und andere Sachen mit ihm machen können. Aber langsam sagte ich zu mir, die Zeit kommt noch.
Was mich störte, war sein Handtuch, was er noch um die Hüfte hatte. Aber dafür würde ich auch noch eine Lösung finden, um es ihm zu entreißen. Ich setzte mich über ihn, so dass ich mit meinen Hintern auf seinen Oberschenkeln war.

„Soll ich dich erst massieren, oder willst du gleich die Heilsalbe drauf haben?“

Er hob den Kopf und drehte ihn zu mir.

„Würdest du mich erst massieren?“

Seine Stimme klang etwas verunsichert. Ich schaute ihn tief in die Augen.

„Sicher, mach ich, aber dazu musst du das Handtuch ablegen, sonst geht es nicht.“

Er schaute mich verwundert an, hob aber seinen Hintern und griff unter sich, um das Handtuch zu lösen. Zog es unter sich heraus und warf es an die Seite.

„Besser so?“, fragte er, mich wieder ansehend.

„Ja“, konnte ich nur knapp entgegnen.

Da lag dieser Traum vollkommen nackt vor mir! Ich musste heftig schlucken und mein kleiner Freund stand in Sekundenschnelle. Sehen konnte er es nicht, hatte seinen Kopf erwartungsvoll wieder zwischen seine Arme gelegt.
Aber wenn er sich umdrehen würde, wäre es ihm sofort in die Augen gestochen.

„Vorsicht, es könnte kalt werden“, sprach ich zu ihm und schon verteilte ich das Massageöl auf seinen Schultern.
Zitternd griff ich zu und begann ihn zu massieren. Wie weich seine Haut war! Ich musste immer mehr schlucken. Es war einfach nur ein tolles Gefühl, ihn so zu berühren. Langsam wanderte ich mit meinen Händen nach unten. Nun war ich an seinem Hintern angekommen. Ich sah die roten Stellen, die der Sturz hinterlassen hatte und musste grinsen.
Sein Hintern fühlte sich gut an. Ich griff richtig zu und bemerkte seine Verspannung. Er lag unter mir und ein leichtes stöhnen verließ seinen Mund. Ich rutschte weiter nach unten, um seine Schenkel zu massieren.

„Oh, man merkt dass du noch ungeübt bist“, sprach ich leise zu ihm, „deine Beine sind total verspannt. Die werde ich erst mal richtig locker machen müssen.“

Eigentlich würde das bedeuten, dass er sich umdrehen müsste und die Beine angewinkelt hinstellen müsste, so dass ich die Muskulatur lockern konnte. Aber würde er es machen? Ich war mir unsicher.
Irritiert ging ich mit den Händen seine Beine weiter nach unten. An der Wade stellte ich fest, dass auch sie total verhärtet war. Also, es musste sein, in dieser Position würde ich sie nicht gelockert kriegen.

„Du musst dich einmal umdrehen und die Beine anwinkeln, sonst bekomme ich die nicht locker“, sagte ich zu ihm.
Er nahm den Kopf hoch und drehte sich zu mir.

„Äh, ja, ähm“, kam nur aus seinem Mund. Er wurde tatsächlich rot.

„Ich glaub, oh Mann, ich glaub, das, das geht nicht“, leise kamen seine gestammelten Worte an mein Ohr.

Und ich wusste, warum er es nicht konnte! Marcus war genauso erregt wie ich, allerdings hatte ich noch eine Hose an!

„Marcus, hab dich nicht so, da ist nichts, was ich nicht auch habe.“

Hätte ich es aber in umgekehrter Situation gemacht? Nein, das hätte ich nicht gemacht! In solchen Dingen bin ich total verklemmt. Ich hätte mir ihn nicht mit einem Steifen gezeigt! Aber ich wollte ihn sehen, vielleicht sogar berühren…
Marcus hatte seinen Kopf wieder zwischen seine Arme gelegt. Wie sollte es jetzt weitergehen?

„Phillipp, das bleibt aber alles unter uns, okay?“, sprach er leise, mehr zum Laken als zu mir.
„Sicher bleibt es unter uns, was dachtest du denn, wem ich davon erzählen sollte.“

„Wirklich“, fast flehentlich schaute er mich wieder an.

Ich sah ihm in die Augen und nickte leicht. Er erhob sich und drehte sich um. Mein Blick ging automatisch zwischen seine Beine und entdeckte, dass ich Recht hatte! Da lag er vor mir, mit einem hammerharten Ständer und sein Gesicht hatte eine dunkelrote Farbe angenommen.

„Sieht doch nett aus“, sprach ich zitternd, „darum kann ich mich ja nachher kümmern.“

Er schaute mich verlegen an.

„Wenn ich mich dann revanchieren kann“, kam es genauso zitternd vom ihm.

„Ja, kannst du, aber erst mach ich mal deine Beine locker“, und begann wieder mit meiner Massage.

Natürlich, nicht ohne das mein Blick immer wieder zwischen seine Beine ging. Seine Erregung schien nicht nachzulassen, ganz im Gegenteil, sie schien noch grösser zu werden, besonders, wenn ich mit meinen Händen seinen Sack streifte.
Bei mir passierte natürlich das gleiche. Ich glaub, mit ein zwei Strichen über meinen Schwanz wäre ich sofort gekommen, so erregt war ich. Aber ich setzte eine geschäftige Mine auf, und tat so, als ob ich das alles nicht wahrnehmen würde.
Nach einer Ewigkeit hatte ich seine Verkrampfung aus den Beinen massiert. Ein Blick nach ganz oben zeigte mir, wie er es, die Augen geschlossen, genoss. Als ich meine Arbeit einstellte sah er mich an.

„Danke, das kannst du wirklich gut. Es fühlt sich richtig toll an. Aber jetzt bist du dran.“

Ich bekam große Augen. Sollte ich mich wirklich vor ihm ausziehen und hinlegen? Aber was soll´s, ich hatte ihn gesehen, nun hatte er ein Recht darauf mich zu sehen. Aber es war mir nicht geheuer. Ich wurde in Sekundenbruchteilen rot.
Aber Marcus stand schon und zeigte auf das Handtuch.

„Los, ausziehen, oder traust du dich nicht?“

„Doch doch, sicher“, stammelte ich nun.

Ich drehte ihm den Rücken zu und zog mich aus. Ganz schnell legte ich mich auf das Handtuch. Es war so schnell, dass er meine Erregung gar nicht sehen konnte. Puh, dachte ich im ersten Moment. Aber schon ging es mir durch den Kopf, was passieren würde, wenn ich mich umdrehen müsste.
Da hatte ich dann das gleiche Problem, wie Marcus zuvor. Er verteilte einen kleinen Schluck Massageöl auf meine Schulterblätter, was mich einen kurzen Moment zucken ließ.

„Oh, hätte ich vorher sagen können, tut mir Leid, kommt nicht wieder vor.“

Er setzte sich nun auf meine Oberschenkel. Aber was war das? Ich spürte deutlich nackte Haut auf nackte Haut. Er hatte sich nichts angezogen! War noch genauso nackt, wie zuvor. Mein kleiner Freund wurde nochmal grösser, nicht nur der Gedanke, einen nackten Marcus hinter mir zu haben, auch seine Hände, die mich zärtlich, aber trotzdem fest massierten trugen dazu bei.
Ich machte meinen Kopf frei, in der Hoffnung, dass sich meine Erregung legen würde, was aber bei den Berührungen von Marcus gar nicht ging. Als er an meinem Hintern ankam, entwich mir auch ein stöhnen.
Nun tastete er sich an meinem Oberschenkel entlang, der ziemlich hart war. Auch bei mir passiert es, dass ich mich die ersten Tage beim Fahren verkrampfe. Und das spürte er nun auch.

„Du musst dich auch umdrehen.“

Das war eine Feststellung von Marcus, der man nicht wiedersprechen konnte. Aber ich wollte nicht! Ich hob meinen Kopf und sah Marcus in die Augen.

„Ich kann nicht“, ganz leise waren meine Worte.

„He“, sagte er und sah mich liebevoll an, „da ist nichts, was ich nicht auch hätte.“

Er schlug mit meinen eigenen Worten zurück! Also, was blieb mir anderes übrig, als mich umzudrehen. Ich bemerkte, wie auch sein Blick zwischen meine Beine ging. Ich hatte inzwischen eine tief rote Farbe im Gesicht angenommen.

„Das machen wir nachher“, nickte mit seinen Kopf und begann, meine Beine zu massieren.

Ich schloss meine Augen, genoss einfach die Berührung seiner Hände. Besonders, wenn er mit ihnen meinen Sack streifte. Meine Beine fühlten sich wieder richtig gut an. Selbst das konnte er, ging es mir durch den Kopf.

Ich war wirklich entspannt, als undeutlich Worte zu mir drangen.

„Wie bitte?“ fragte ich ihn, weil ich sie nicht verstanden hatte.

„Ich fragte, ob ich weiter machen soll.“

Was wollte denn Marcus weitermachen? Ich konnte es in diesem Moment nicht nachvollziehen, also nickte ich nur. Ich spürte, wie seine Hände von meinen Fesseln weiter nach oben glitten.
Langsam über die Oberschenkel fuhren und dann an meinem besten Stück ankamen. Aber er hielt nicht an, nein! Seine Hand umschloss meinen zum Bersten gefüllten Sack und die andere legte sich um meinen Penis.
Vorsichtig zog er meine Vorhaut zurück, um sie anschließend wieder nach oben zu schieben. Ich hatte meine Augen noch geschlossen, konnte sie aber auch nicht öffnen. Ich genoss diese Berührung!
Zum ersten Mal griff mir ein anderer an den Schwanz und das war so megageil! Er machte weiter, ein Kribbeln im Bauch kündigte meine Entladung an. Ich zog die Luft zischend ein, um sie mit einem lauten stöhnen wieder von mir zu geben.
Ich war soweit, konnte nichts mehr rückgängig machen! Heftig zuckte ich, als der erste Schub meinen Schwanz verließ! Um mich drehte sich alles! Ich bin noch nie in meinem Leben so gekommen.
Der erste Spritzer landete über meinem Kopf, der zweite im Gesicht und der Rest verteilte sich auf Brust und Bauch. Ich hatte immer noch zu tun, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Aber das war es, das wollte ich immer wieder erleben!
Und im Stillen dankte ich Marcus dafür. Er verhielt sich ganz still. Hatte immer noch meinen Schwanz in der Hand, aber machte keine Bewegung mehr. Ich öffnete meine Augen und sah direkt in sein Gesicht, das sich unmittelbar vor meinem befand.

„Danke“, hauchte ich ihm entgegen.

Er lächelte mich kurz an und kam immer näher, bis sich schließlich unsere Lippen trafen. Wie weich die waren! Ich bemerkte, wie er mit seiner Zunge über meine Lippen strich. Ich hatte mich noch niemals geküsst, was sollte ich machen?
Also öffnete ich einfach meinen Mund und schon drang er mit seiner Zunge weiter vor. Unsere Zungen machten wahre Tänze! Es war so schön, es war einfach nur ein Traum, der niemals enden sollte!
Nach einer Ewigkeit löste er sich wieder von mir und endlich bekam ich auch wieder Luft. Er sah mich mit diesen wunderschönen Augen an, die einen ganz besonderen Glanz angenommen hatten.
Ich wollte mich in ihnen verlieren.

„Das war einfach megageil“, hauchte ich ihm zu, und wissend nickte er.

„Markus, das möchte ich dir auch bescheren, komm, leg dich hin, gleich“, zitternd kamen meine Worte über die Lippen.

Wir tauschten die Plätze und nun konnte ich wieder seinen Schwanz sehen, der immer noch steil aufstand. Ich störte mich nicht daran, dass ich total verklebt war, nur seine Erektion hatte ich im Auge.
Vorsichtig näherte ich mich mit der Hand seinem Steifen, als ich ihn umschloss ging ein Zittern durch seinen Körper. Ich fühlte erstmals, wie es ist, einen anderen in der Hand zu haben.
Es fühlte sich richtig gut an! So langsam wie er vorhin, zog ich nun seine Vorhaut runter. Er stöhnte leicht auf, was ich als Zeichen sah, weiterzumachen. Ich schob sie wieder nach oben und ergriff mit meiner anderen Hand seinen Sack.
Vorsichtig machte ich weiter, merkte, wie sich sein Sack zusammenzog, wie er sich aufbäumte. Und schon war es soweit, er schoss im Hohen Bogen ab. Schub um Schub entleerte er sich.
Es war auch für mich erregend, seinen zuckenden Schwanz in der Hand zu halten. Er hatte Mühe, ein lautes Stöhnen zu unterdrücken, biss sich auf die Unterlippe. Das Zucken ließ nach und seine Atmung wurde auch wieder flacher.
Ich näherte mich ihm. Legte mich auf seinen Sahneverschmierten Bauch und küsste ihn. Was waren das für Gefühle! Es fühlte sich alles so gut, so richtig an! Eine Kleine Träne verließ mein Auge. Marcus ging es genauso.

„He, nicht weinen“, sagte er zu mir, „es ist doch alles in Ordnung!“

Verliebt sah er mich an.

„Ja, Marcus, ich liebe dich. Und ich möchte immer mit dir zusammen sein.“

Und schon rollte wieder eine Träne aus meinen Augenwinkel.

„Phillipp, ich liebe dich auch! Und wir werden immer zusammenbleiben.“

Auch bei ihm sah ich die Augen feucht werden. Wieder gaben wir uns einem langen Kuss hin.

„Komm, lass uns duschen gehen, gemeinsam“, ich erhob mich und zog Marcus an der Hand nach oben, mit mir ins Bad.

Wir gingen gemeinsam unter die Dusche, alle anfängliche Scheu ist von uns gewichen. Nachdem wir uns gründlich geduscht hatten, nicht ohne uns ausgiebig gegenseitig zu waschen, verließen wir das Bad so nackt, wie wir es betreten hatten.

„Marcus, du musst dich noch mal hinlegen, ich möchte dir noch eine Salbe auftragen, dass deine Blessuren besser verheilen.“

Kaum hatte ich es ausgesprochen, schon lag er da.

Ich griff mir die Tube und rieb ihn mit der Salbe ein. Mein kleiner blieb davon nicht unbeeindruckt und erhob sich wieder. Als ich fertig war, stand ich auf um die Tube wegzulegen. Markus sah mich an, bemerkte meine erneute Erregung und grinste.

„Was? Du machst mich nun mal an. Ich kann nichts dafür“, sprach ich in seine Richtung.

Er drehte sich um und ich sah nun meinerseits, dass er auch schon wieder erregt war.

„Du mich auch“, sprach Markus zu mir.

Ich eilte zu ihm, legte mich aufs Bett und kuschelte mich dicht an ihn.

„Marcus, ich liebe dich!“

Ich strich ihm eine wilde Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste ihn wieder. Auch er küsste mich, löste seinen Mund nach einer Weile und ging mit kleinen Küssen zu meinem Hals. Seine Küsse gingen immer tiefer, an meinen Brustwarzen hielt er kurz inne, ehe sich die Spur über meinen Bauch fortsetzte.
Ich ließ mich fallen, genoss die Berührungen, das schaudern meines Körpers. Er hatte die Grenze zu meiner Schambehaarung erreicht. Plötzlich hörten die Küsse auf. Aber was war das? Ich riss die Augen auf und sah zu mir hinunter.
Er hatte den Mund über meinen Schwanz gestülpt und zog mir damit ganz langsam die Vorhaut hinunter. War das ein geiles Gefühl! Ich schloss die Augen wieder und gab mich ihm ganz hin.
Vorsichtig leckte er über meine Eichel, nahm ihn dann wieder in den Mund und fing an zu saugen, mit dem Kopf an meinem Schwanz hoch und runter zu gehen. Ich konnte nicht mehr. Das war alles zu viel!
Ich merkte, wie mir der Saft die Lenden hochstieg.

„Markus“, sagte ich zu ihm, „hör auf, es kommt“, aber der dachte nicht daran.

Ganz im Gegenteil, sein Kopf flog hoch und runter und der Saugdruck verstärkte sich noch mehr. Ich war über den Punkt hinaus, konnte nicht anders und spritzte alles in Markus Mund! Ich pumpte eine Ladung nach der anderen in ihn.
Ich war wieder einmal vollkommen weggetreten. Es dauerte eine Weile, ehe ich wieder zu mir kam. Markus lag wieder neben mir und sah mich lächelnd an.

„Was war das denn?“

Völlig durch den Wind schaute ich ihn an.

„Das war ja noch krasser, als beim ersten Mal! Das war galaktisch!“

Mehr konnte ich nicht sagen, als sich unsere Lippen wieder trafen. Ich schmeckte meinen eigenen Samen in ihm. Es war einfach nur geil. Ich hatte das vorher noch nie gekostet, aber es schmeckte gut.
Es schmeckte nach mehr. Und das wollte ich mir nun auch holen, direkt von der Quelle, und die lag neben mir. Schließlich ließ ich diesmal meine Küsse auf Wanderschaft gehen. Dann sah ich seinen Schwanz ganz dicht vor meinen Augen.
Ich öffnete meinen Mund und nahm seinen hammerharten in den Mund. Es fühlte sich phantastisch an! Ich zog, meine Lippen fest geschlossen, seine Vorhaut runter und spielte mit meiner Zunge an seiner Eichel.
Ich begann zu saugen, was er mit einem Keuchen quittierte. Das Tempo erhöhend, kam er seinen Abgang immer näher. Seine Atmung wurde keuchend, sein Becken schnellte wild hin und her.
Plötzlich schmeckte ich seinen Saft in meinem Mund. Ich musste mächtig schlucken, um alles aufzunehmen. Aber es war unbeschreiblich schön. Als er sich nicht mehr bewegte, alles in mich gepumpt hatte, entließ ich ihn aus meinem Mund und krabbelte nach oben.
Er sah fertig, aber zufrieden aus. Ich beugte mich zu ihm und gab ihn einen langen Kuss.

„Phillipp, das war das Beste, was ich je erlebt habe. Ich liebe dich, werde mich immer daran erinnern“, er strahlte mich an.

„Hast du das noch nie gemacht?“, ich war neugierig, wollte alles von meinem Schatz wissen.
„Nein, hab ich noch nicht. Mit dir war das erste Mal.“

„Danke, dass ich der erste sein durfte, ich hab so was auch noch nie gemacht. Aber ich werde es niemals vergessen“, schon versanken wir wieder in einem langen Kuss.

Aneinander gekuschelt schliefen wir dann total erschöpft ein. Erst als Mia neben unserem Bett stand und laut „Guten Morgen“ rief wurden wir wieder wach. Wir hatten nicht nur den Wecker vergessen zu stellen, sondern auch die Tür nicht abgeschlossen.
Gut, wenigstens waren wir zugedeckt, so dass sie uns nicht nackt sehen konnte.

„Mia, auch guten Morgen, geh schnell nach unten und sag, dass wir in fünf Minuten unten sind.“

Ich konnte als erster einen klaren Gedanken fassen. Marcus sah immer noch fertig aus. Gut, die Schule war gestern anstrengend, und dann noch alles andere… Wir beeilten uns, und tatsächlich hatten wir es in fünf Minuten geschafft, am Frühstückstisch zu sitzen.
Beide strahlten wir über alle Backen, was auch den Eltern nicht entging. Es wurde wieder viel gelacht und gescherzt am Tisch, aber eine Bemerkung über etwas Peinliches wurde nicht gemacht.
Der Plan für diesen Tag war einfach. Mia in die Skischule, Ich und Marcus auf die Piste. Zwölf Uhr wollten wir uns wieder in der Gaststätte bei Stefan treffen. Es ging alles unheimlich schnell.
Das Geschirr abgewaschen und den Tisch leer geräumt, waren wir fünfzehn Minuten später, umgezogen in der Skikammer. Marcus und ich gingen zum Lift, Meine Eltern und Mia gingen zur Bahn.
Es wurde ein schöner Tag. Marcus wurde von Mal zu Mal schneller und sicherer. Wir fuhren auch mal zur Skischule, übernahmen die Aufsicht über Mia, so dass meine Eltern auch endlich ein paar Abfahrten machen konnten.
Nach dem Mittag trennten sich unsere Wege wieder. Wir blieben wieder bis zur letzten Gondel auf der Piste. Mia war wieder total aufgedreht, als wir zu einer Gaststätte gingen, um zu Abend zu Essen.
Tagsüber gab es auf der Piste nur eine Kleinigkeit – für uns natürlich Germknödel, am Abend wurde dann richtig gegessen. Es fährt sich auch nicht sonderlich gut mit vollem Bauch. Meine Mutter ermahnte mich nochmal, den Wecker nicht zu vergessen und Vater schob, mit einem süffisanten Lächeln hinterher, auch die Tür zu verschließen.

„Duschen?“ mehr brauchte ich nicht zu sagen und schon flogen die Sachen durch die Stube.

Wir seiften uns gegenseitig ein, aber an einer Stelle wurde es vermieden.

„Wieder massieren?“, ich schaute Marcus tief in die Augen.

Und der nickte nur, mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht. Als ich das Schlafzimmer betrat, lag er schon nackt auf dem Bauch und wartete auf seine Behandlung. Ich griff mir das Massageöl und begann seine verspannten Muskeln zu lockern.
Wie gestern waren es die Beine, die die längste Zeit beanspruchten. Aber Marcus hatte es bei mir auch nicht einfacher. Als wir uns genug gelockert hatten wiederholten wir unser Spiel von gestern.
Diesmal legten wir uns aber so, dass wir uns gleichzeitig mit dem Mund verwöhnen konnten. Wir kamen gleichzeitig, es war unbeschreiblich! Eng aneinander gekuschelt entschwebten wir ins Land der Träume.
Der Wecker riss uns aus dem Schlaf. Diesmal hatten wir noch genug Zeit, um vorher ausgiebig zu Duschen. Das gegenseitige Einseifen begann wieder, wobei diesmal einer Stelle besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde.
Es war unbeschreiblich! Konnte man das noch steigern. Ja, man konnte, was ich später feststellen musste…. eute stand ein Besuch in der Innenstadt an. Es schneite, also war eh nicht so recht Wetter um Ski zu fahren.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie meine Mutter Marcus etwas zusteckte. Er strahlte sie an und bedankte sich mehrmals, was ihr sichtlich peinlich war. Ich konnte aber nicht erkennen was es war.
Meine Neugierde hielt sich in Grenzen, deshalb fragte ich auch nicht weiter nach. Die Innenstadt war wirklich schön, die schön hergerichteten Häuser mit den liebevoll eingerichteten Läden luden zum Verweilen ein.
Ich ging meistens mit Marcus zusammen. Aber unsere Wege trennten sich auch öfter. Man schaute sich die Auslagen an, registrierte genau, was man sah, verließ das Geschäft wieder, um dann unter einem Vorwand nochmal zurückzugehen.
Auffälliger konnte man keine Weihnachtsgeschenke kaufen. Aber keiner wusste, was es war und so machten wir es zum Spiel. Es wurde ein vergnüglicher Tag.

„Warte mal, da muss ich mal kurz rein, warte am besten draußen“, sagte Marcus zu mir und verschwand in einer Apotheke.

Es dauerte nicht lange und er kam mit hochrotem Kopf wieder hinaus.

„Ist dir nicht gut?“, fragte ich ihn, als er herauskam.

„Nein, ich meinte ja, ähhmm, na, egal. Hab alles bekommen“, und schon lief er in Richtung meiner Eltern, die vor uns waren.

Ich fragte mich, was er in der Apotheke gekauft hatte. Will er jemandem Pillen zu Weihnachten schenken? Aber ich verschwendete keinen weiteren Gedanken daran. Auch dieser Tag verging wie im Fluge.
Mit Marcus zusammen verrannte aber die Zeit auch schnell. Am Abend waren wir damit beschäftigt, Geschenke einzupacken. Mutter hatte uns Geschenkpapier gegeben und jeder für sich war mit einpacken beschäftigt.
Ich im Wohnzimmer und Marcus im Schlafzimmer. Endlich waren wir fertig. Ich verstaute die Sachen in einer Tüte und stellte sie in meinen Schrank. Nachdem wir uns vom Abendessen verabschiedet hatten, ich die Tür verschlossen hatte kam diesmal von Marcus

„Duschen?“

Genau wie am Vortag flogen die Sachen in die Ecke und wir standen nackt im Bad. Wir schauten uns in die Augen, die Blicke wanderten zur Badewanne und beide nickten wir uns zu.
Wir verstanden uns auch ohne Worte. Ich drehte das Wasser auf, stellte die Temperatur ein, Marcus suchte etwas Schaumbad und gab es in die Wanne. Es blieb nun noch ein Moment Zeit, ehe die Wanne voll war.
Wir lagen im Bett und küssten uns. Unsere Erregung war wieder auf dem Höhepunkt. Unsere Schwänze rieben sich aneinander, was war das für ein tolles Gefühl! Am liebsten hätte ich so weitergemacht.
Bevor aber die Wanne überlief, ließen wir voneinander und gingen mit aufgerichtetem Haupt ins Bad. Ich ließ mich langsam ins Wasser gleiten. Welche Wohltat umfing mich. Aber es war erst perfekt, als auch Marcus drin war.
Wir planschten und schmusten eine Weile, tasteten den Körper des anderen ab und erforschten Stellen, wo wir bis jetzt noch nicht waren. Ich lag mit dem Rücken auf Marcus, sein Schwanz drückte gegen mich und seine Hände spielten mit meinem.
Er ging immer tiefer, bis ich seine Finger an meinem Hintern spürte. Wollte er etwa? Mir stockte der Atem. Zuerst wollte ich etwas sagen, ließ es aber. Neue Gefühle kamen auf, ungewohnt, aber erregend!
Ich spürte, wie sich ein einzelner Finger gegen mein Loch drückte. Ganz vorsichtig erhöhte er den Druck, ich entspannte mich und plötzlich gab der Wiederstand von meinem Loch nach. Er war in mich eingedrungen! Er verharrte, machte nichts. Ich war überwältigt! Ich fand es so erregend, hatte fast das Gefühl, als ob es mir käme.

„Mach weiter“, flüsterte ich ihm zu.

Er ließ nicht auf sich warten. Ganz langsam schob er den Finger weiter rein. Ich wurde immer unruhiger. Drückte mich selbst dagegen und hatte ihn schließlich ganz drin. Ich war hin und weg.
Mein Schwanz war kurz vorm Bersten. Er griff mit seiner anderen Hand nach meinem Schwanz. Aber ich packte ihn am Handgelenk und zog sie weg. Ich spürte, dass es bei mir kurz vor dem Punkt war, aber den wollte ich noch nicht überschreiten.

„Zieh ihn raus“, sagte ich zu Marcus.

Verunsichert durch meine erste Reaktion zog er ihn raus und sah mich fragend an.

„Komm raus aus der Wanne.“

Das Fragezeichen, was ihm im Gesicht stand, hätte nicht größer sein können. Ich lächelte ihn an, wissend was ich wollte.
„Komm schon, beeil dich“, noch immer sah er mich fragend an.

Machte er sich Vorwürfe, vielleicht etwas falsch gemacht zu haben? Ich warf ihm ein Handtuch zu und selbst war ich in Windeseile abgetrocknet.

„Komm, beeil dich“, drängte ich ihn.

Im Schlafzimmer schubste ich ihn aufs Bett, langte nach dem Massageöl und hielt es ihm hin. Wie Süß er aussah, nicht wissend was ich wollte.

„Reib mich damit ein und dann nimm mich richtig, nicht mit dem Finger.“

Der fragende Gesichtsausdruck wich und Unglaube kam bei ihm auf. Dann erhellte sich sein Gesicht. Er beugte sich zu seinem Nachttisch, zog die Schublade auf und daraus eine Tube hervor.

„Das ist das richtige dafür, wenn du willst“, meinte er leise. Nun dämmerte mir, was er in der Apotheke gekauft hatte. Deshalb sein roter Kopf.

„Gut, nimm das, aber sei vorsichtig. Ich habe das noch nie gemacht, aber schon allein dein Finger hätte mich fast zum Abspritzen gebracht.“

Er grinste mich über beide Wangen an.

„Willst du es wirklich?“, fragte er mich, schraubte dabei die Tube auf. Ich nickte ihm zu, legte mich aufs Bett und drehte mich auf den Bauch.

„Nein, warte, steh noch mal auf“, und schneller als ich bis eins zählen konnte war er im Bad verschwunden.

Er kam mit einem Handtuch zurück, das er sorgfältig ins Bett legte.

„Wenn du schon bei meinem Finger…“, sah er mich an.

Ich verstand, wollten wir doch die Betten nicht einsauen. Ich legte mich auf das Handtuch und er drückte sich etwas aus der Tube auf seine Hand. Vorsichtig zog er meine Backen auseinander und schmierte mich ein.
Den Rest verteilte er auf seinem Schwanz. Er krabbelte hinter mich, zog meine Backen auseinander und setzte seine Eichel an mein Loch. Er erhöhte den Druck langsam, und ich versuchte mich wieder zu entspannen, was mir aber nicht gleich gelang.
Aber plötzlich gab der Wiederstand nach und er rutschte in mich. Zuerst war ich ein wenig verunsichert. Der Druck war doch erheblich größer. Aber er hielt still, ließ mich sich an ihn gewöhnen und nach einer Weile wollte ich mehr von ihm.
Seine Eichel war drin und ich drückte mich ihm entgegen. Er verstand, dass er weiter machen sollte. Er machte es ganz vorsichtig, immer ein Stück rein, und wieder ein kleines Stück zurück.
Was waren das für Gefühle in mir? Ich wollte ihn ganz drin haben und warf mich mit einem Ruck ihm entgegen. Ich spürte seine Schenkel an meinen Backen, den Sack an meinem Damm.
Er war drin und ich war glücklich! Ich genoss dieses Gefühl, so ausgefüllt zu sein. Mit kleinen Bewegungen fing ich an, ihm zu deuten, dass er loslegen konnte. Er machte es. Er zog ihn etwas heraus, um ihn dann wieder bis zum Anschlag reinzuschieben.
Ich war wie von Sinnen, biss in das Kopfkissen, was vor mir lag um nicht loszuschreien. Sein Tempo wurde heftiger und ich merkte dass er sich dem Punkt näherte, an dem es kein Zurück mehr gab.
Seine Hübe wurden ausholender und plötzlich drückte er sich fest an mich. Ich spürte seine Zuckungen, die heiße Sahne mit der er meinen Darm füllte. Nun war es auch für mich zu spät. Ich ergoss mich, ohne auch nur einmal die Hand an meinem Schwanz gehabt zu haben.
War das Gigantisch! Es war einfach nur megagalaktisch. Erschöpft brach er auf meinem Rücken zusammen, ich hatte immer noch das Kopfkissen im Mund.

„Phillipp, ich liebe dich, für immer und ewig. Ich kann dir gar nicht sagen, wie schön das eben war.“

Seine Stimme zitterte noch immer. Ich öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Er zog sich aus mir und ich drehte mich auf den Rücken. Meine Sahne hing mir nun nicht nur vorn, sondern ich lag auch mit dem Rücken voll drin.
Ich zog ihn zu mir, küsste und umklammerte ihn. Ich war glücklich, konnte es immer noch nicht alles begreifen. Es war ein Gefühl der inneren Ruhe, die mich beschlich, ich war mit mir selbst im reinen. Und ich war durch und durch schwul!

„Komm, gehen wir noch mal schnell duschen und dann lass uns schlafen, morgen ist Heilig Abend und das wird anstrengend.“

Ich zog Marcus ins Bad und schnell spülten wir unsere Spuren weg. Eng aneinandergeklammert schliefen wir ein. Für mich und Marcus begann ein neues Leben! Der nächste Morgen brach an. Noch bevor der Wecker klingelte wurde ich wach.
Marcus Kopf lag auf meiner Brust und ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. Ich war glücklich ihn zu haben, würde nie mit einem anderen tauschen wollen. Ich merkte, wie er den Kopf hob und sich zu mir drehte.

„Guten Morgen mein Schatz, gut geschlafen?“, fragte ich ihn.

Sofort strahlte er mich an.

„Ja, heut ist Weihnachten. Darf ich mir etwas von dir wünschen?“

Was war das denn für eine Frage.

„Was immer du willst“, entgegnete ich.

„Also, ich möchte etwas bestimmtes von dir“, sagte er, nicht ohne ein hintergründiges Grinsen auf den Lippen.

Ich begriff nicht was er wollte, schaute ihn fragend an. Er drehte sich zum Nachttisch und nahm die Tube mit dem Gleitgel in die Hand, die er mir daraufhin unter die Nase hielt. Nun begriff ich, mein Schatz wollte schon wieder. Und das am frühen Morgen!
Ich nickte nur und stand auf, um im Bad ein neues Handtuch zu holen. Ich schlich mich zurück und Marcus sah mich lüstern an. Er lag auf dem Bett, seine Erregung deutlich zeigend, was bei mir nicht anders war. Ich trat an die Seite und legte das Handtuch ordentlich ins Bett. Eigentlich wollte ich mich darauflegen, aber Marcus rollte sich plötzlich darauf und wackelte mit seinem knackigen Hintern.
Nun begriff ich erst! Ich sollte ihn nehmen. Meine Hände zitterten, als ich ihm die Tube abnahm. Er hob seinen Hintern, so dass ich ihn schön einschmieren konnte. Das bereitete ihm schon ein Wohlgefühl.
Vorsichtig setzte ich einen Finger an sein Loch, drückte kaum merklich und schon war ich in ihm. Ich war überrascht, dass das so schnell ging.

„Phillipp, komm, mach richtig, ich will dich spüren“, hauchte er mir zu.

Die restliche Creme verteilte ich auf meinem Schwanz, der vor Erregung schon zitterte. Ich setzte meine Eichel an sein Loch und drückte ein wenig. Es ging alles so schnell, und ich war in ihm. Was war das für ein Gefühl!

Langsam schob ich mich weiter vor, Marcus forderte es regelrecht. Und dann war ich drin, ich steckte zur Gänze in meinem Schatz, der wohlig grunzte. Mir konnte es nun nicht schnell genug gehen, ich bewegte mich zuerst mit kleinen Bewegungen in ihm, die dann immer größer wurden.
Da näherte sich wieder mein Punkt, den ich mit immer schnelleren Bewegungen überrannte. Ich spürte, wie es sich zusammenbraute und drückte mich fest an ihn. Ich entlud mich in ihm, so stark wie noch nie.
Er stöhnte und zitterte unter mir. Ich war einfach nur glücklich. Ich ließ mich auf sein Rücken fallen und genoss die Zuckungen seines Muskels. Er war auch gekommen… Es dauerte eine Weile, bis ich mich aus ihm zurückzog.
Ich drehte mich zu ihm und wir fielen in einen tiefen Kuss, der nicht enden wollte. Wir waren glücklich, hatten wir doch das schönste erlebt, was man nur erleben konnte. Nach einer ausgiebigen Dusche, natürlich mit gegenseitigem Einseifen und waschen, machten wir uns auf dem Weg nach unten.
Die Stimmung war weihnachtlich, Mia ganz aufgeregt. Meine Eltern beobachteten uns, ihnen ist es nicht entgangen, dass sich zwischen uns etwas getan hatte, das über Freundschaft hinausging. Sie lächelten uns ständig an, was wir ihnen auch zurückgaben.
Den Vormittag verbrachten wir auf der Piste, diesmal alle zusammen. Wir nahmen eine Abfahrt, auf der auch Mia auf ihre Kosten kam. Zwischendurch gönnten wir uns zur Feier des Tages auch einen Glühwein.
Zum Mittag begaben wir uns dann in eine Gaststätte im Ort. Das Essen war fantastisch und die Stimmung wurde immer feierlicher. Am späten Nachmittag war es dann soweit. Die Bescherung stand an.
Mia wurde immer aufgedrehter, konnte nicht mehr still sitzen.

„So Kinder, dann werden wir mal anfangen“, sprach meine Mutter und stellte Weihnachtslieder an.

Zuerst gab es das Geschenk meiner Eltern an Mia. Sie nahm das Päckchen und begann es ganz Vorsichtig zu öffnen. Zum Vorschein kam ein Hello Kitty Set und diese Katze starrte mich wieder an.
Damit hatte alles begonnen, erinnerte ich mich. Marcus stand vor dem Regal im Laden und versuchte dort etwas zu stehlen. Ich versank in Erinnerungen, bekam gar nicht mit, dass Marcus ein kleines Päckchen überreicht bekam.
Auch er öffnete das Päckchen langsam und vorsichtig.

„Ich werd nicht mehr, soll das wirklich für mich sein??“, stammelte er und schaute meine Eltern mit glasigen Augen an.

„Sicher doch, wir denken du kannst es gebrauchen“, sagte meine Mutter zu ihm.

Er sprang auf und hätte fast sein neues Handy runtergeschmissen. Es folgte eine Umarmungsszene, wie sie im Buche stand. Alle hatten wir vor Glück Tränen in den Augen. Ich bekam anschließend noch meine gewünschte externe Festplatte.
Aber es war noch nicht vorbei. Marcus und Mia standen auf und holten den Beutel mit ihren Geschenken. Zuerst überreichten sie meinen Eltern ein kleines Päckchen. Es war ein Bild von den beiden, in einem sehr hübschen Rahmen.
Meine Eltern freuten sich riesig, hatten sie doch nicht damit gerechnet. Marcus nahm noch etwas aus der Tasche und gab es Mia. Vor Aufregung riss sie diesmal das Papier in tausend Stücke und wieder lachte mich diese irre Katze an.
Wieso mochten kleine Mädchen nur dieses Zeug? Aber an ihrem Gesicht war zu sehen, dass er damit genau ins Schwarze getroffen hatte. Sie hing an seinem Hals und wollte gar nicht mehr loslassen.
Als sie sich beruhigt hatte griff Marcus nochmal in die Tasche und zog ein kleines Schächtelchen heraus und übergab es mir. Da war ich nun aber platt. Ich bekam ein Geschenk von ihm!
Langsam, unter den Augen aller, öffnete ich das Geschenk. Ich öffnete die Schachtel und zum Vorschein kam eine Kette mit einem Anhänger. Und auf diesem stand >Marcus<. Ich war hin und weg, schaute ihn verliebt an und reichte ihm mein Geschenk.
Als er das Papier entfernt hatte, kam ebenfalls eine Schachtel zum Vorschein, die seiner so ähnlich sah. Und als er dann die Kette mit dem Anhänger herausgeholt hatte, konnten alle lesen das >Phillipp< draufstand.
Wir sahen uns in die Augen, vergaßen alles um uns und fielen uns in die Arme. Wir küssten uns, dachten gar nicht mehr an meine Eltern und Mia. Erst als wir uns lösten, sahen wir in ihre Gesichter.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagten meine Eltern im Chor, „also können wir davon ausgehen, dass ihr nun zusammen seid“, ergänzte meine Mutter.

Wir brachten kein Wort raus, aber unser Nicken war Antwort genug. Meine Eltern strahlten uns an. Mia sprang zu uns und wieder fielen wir alle in eine Umarmung.

„Moment, ich hab noch was, hätte ich fast vergessen“, schnell griff ich mir nochmal meine Tüte und holte einen Briefumschlag hervor, den ich meiner Mutter gab.

„Das ist für euch beide von mir, für die tollsten Eltern der Welt!“ Sie staunten nicht schlecht.
Ich hatte ihnen einen Gutschein für ein Musical geschenkt, dass in zwei Monaten in unserer Stadt aufgeführt wurde. Sie nahmen mich in den Arm und wir drückten uns kräftig. Als ich und Marcus uns die Ketten gegenseitig angelegt hatten, setzten wir uns zusammen in einen Sessel.
Wir hielten uns fest, waren einfach nur glücklich.

„Was haltet ihr von einem Spaziergang?“, fragte mein Vater in die Runde.

Wir waren alle dabei, schnell rannten wir nach oben und schnappten uns die warmen Sachen. Aber ein tiefer, inniger Kuss durfte nicht fehlen. Wir liefen durch den Ort, und ließen uns von der Weihnachtlichen Stimmung gefangen nehmen, die die ganze Stadt ausstrahlte.
Es war einfach nur wunderbar, mit meinem Schatz im Arm zu laufen. Wir hatten uns gefunden und waren glücklich! Nichts sollte dieses Glück mehr entzweien.